„Cantunnacum“ im Mariendom
Brahms‘ deutsches Requiem ergriff das Publikum
Andernach. Standing Ovations nach einem Requiem? Schon ungewöhnlich, scheint doch Begeisterung nach einer Totenmesse nicht angemessen. Kann zwar nach einer konzertanten Aufführung anders sein, aber auch dann eher selten. Der Kammerchor „Cantunnacum“ schaffte es mit seiner Aufführung von Johannes Brahms‘ „Ein deutsches Requiem“ im Andernacher Mariendom. Als der Schlussakkord des siebten Satzes „Selig sind die Toten“ verklungen war, verharrte das Publikum einige Zeit in gebotener Stille – doch dann brandete der Applaus für die beeindruckende Darbietung auf, einige Minuten Standing Ovations belohnten Chor, Solisten und den Dirigenten Peter Seibeld für die musikalische Glanzleistung.
Zum Auftakt des Konzerts hörte das Publikum die Motette „Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen“, „Cantunnacum“ sang dieses auch als „kleines deutsches Requiem“ charakterisierte Werk von der Orgelempore und brachte die besondere Akustik im Mariendom zur Geltung.
Eindrücklich folgte - schon von den Stufen des Altarraums aus - das „Geistliche Lied“ für Chor, am Klavier begleitet von Andreas Frese.
Im Zentrum des Konzerts war „ein deutsches Requiem“, das Meisterwerk von Johannes Brahms in der Fassung von 1871 für vierhändiges Klavier. Im sehr gut besuchten Mariendom zeigten alle Musiker ihre hohen Qualitäten. Das bestens harmonierende Zusammenspiel des Chores und der Solisten mit den beiden Pianisten am Flügel, Andreas Frese und Fabian Gehring, brachte Musik und Texte ergreifend zu Gehör. Im dritten Satz heißt es „Herr, lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss und mein Leben ein Ziel hat“. Die Angst vor dem Tod, aufgefangen durch die Hoffnung, das wollte Brahms musikalisch vermitteln. Bariton Peter Rembold, im kunstvollen Wechselgesang mit dem Chor, gelang das beeindruckend, die Zuhörer spürten die Intensität des Werkes.
Brahms wandte sich mit seinem Requiem an die um einen Verstorbenen Trauernden, sie sollten getröstet werden, vor allem durch die Hoffnung auf das ewige Leben. „Ihr habt nun Traurigkeit, aber ich will euch wiedersehen und euer Herz soll sich freuen“ aus dem Johannes-Evangelium zeigt noch einmal Brahms‘ Leitmotiv – und auch im ausdrucksstarken Vortrag von Sopranistin Ana Carolina Coutinho im Wechsel mit dem Chor erfassten diese Zuversicht ausstrahlenden Worte das Publikum.
Der Kammerchor „Cantunnacum“ unter der Leitung von Peter Seibeld bewies mit seiner Aufführung des Brahms’schen Meisterwerks einmal mehr seine herausragenden Qualitäten und seinen wichtigen Platz in der Musikszene der Region – zur großen Freude des Publikums!
