THW Ortsverband Sinzig
„Die Dankbarkeit, die uns widerfahren ist, ist unbeschreiblich“
Sinzig. Nach dem Hochwasser war die Hilfsbereitschaft riesig. Private, ehren- und hauptamtliche Helfer arbeiteten Hand in Hand um aufzuräumen und die Stadt von den Schlammmassen zu befreien. Einer der Hilfsorganisation, die seit der Stunde Null vor Ort war ist das THW. Mit dem Ortsverband Sinzig gibt es in der Barbarossastadt eine Abteilung der technischen Hilfstruppe. BLICK aktuell sprach mit Rebecca Siegsmund, der stellvertretenden Ortsbeauftragte des Ortsverbandes.
BLICK aktuell: Rund um die Uhr ist das THW Sinzig im Einsatz. Wie waren die ersten Stunden nach dem Hochwasser? Wo waren Sie zuerst im Einsatz?
Rebecca Siegsmund: Die ersten Stunden waren für unsere Helferinnen und Helfer dramatisch und waren durch die unzähligen Hilferufe der Bevölkerung und die Ungewissheit über das Ausmaß der Katastrophe geprägt. In diesem Katastropheneinsatz kamen die erschwerenden Problematiken eines überregionalen Stromausfalls und des Zusammenbruchs des Mobilfunknetzes hinzu. Die ersten Einsätze waren somit hauptsächlich Erkundungs-, Aufklärungs- sowie Evakuierungs- und Rettungsfahrten. Menschen und Tiere wurden aus überschwemmten Gebieten evakuiert, aus den strömenden Fluten der sonst gemächlich dahinziehenden Ahr gerettet und es wurde mit Hochdruck daran gearbeitet einen Überblick über die Lage zu bekommen. Einer der ersten Einsätze war die Erkundung des Neubaugebietes in Heppingen, welches jedoch zu hoch überflutet war, als dass unsere Einsatzfahrzeuge zu diesem vordringen konnten. Zeitgleich wurden die Wohngebiete in der Stadt Sinzig abgefahren, darunter als Beispiel die Ahrwiesen und Hohenstauffenstraße. Die Strömung der Ahr war zu diesem Zeitpunkt so stark, dass unser zu Wasser gelassenes Boot direkt wieder herausgezogen werden musste.
BLICK aktuell: Mit welchen Kräften haben Sie zusammen gearbeitet?
Siegsmund: Wir haben zu Beginn am 14. Juli dem Mittwoch mit den Feuerwehren und dem DRK aus Sinzig und den Nachbarorten zusammengearbeitet. Hinzu kamen Mitarbeiter vom Bauhof in Sinzig. Nach der verheerenden Flut in der Nacht zum 15.07.21, die das Ahrtal in ein Katastrophengebiet verwandelte, arbeiteten wir in den Folgetagen neben den bekannten Einsatzkräften auch mit der Bundeswehr, privaten Unternehmen und Freiwilligen aus dem ganzen Bundesgebiet zusammen.
BLICK aktuell: Wie war die Resonanz aus der Bevölkerung?
Siegsmund: Wir als Ortsverband Sinzig haben im Einsatzgebiet Sinzig bis in das Stadtgebiet Bad Neuenahr-Ahrweiler hinein eine positive Resonanz der Bevölkerung erfahren. Der Rückhalt und die Dankbarkeit, die uns widerfahren ist, ist unbeschreiblich. Die Unterstützung durch ansässige und überregionale Unternehmen sucht ihresgleichen. Uns sind jedoch Berichte aus den Einsatzgebieten an der Oberahr bekannt, in denen Kameraden und Kameradinnen von uns bekannten Ortsverbänden mit Schlamm und Flaschen beworfen wurden und sich Beleidigungen entgegenstellen mussten. Dies stellt jedoch die Ausnahme dar und spiegelt keinesfalls die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung im Ahrtal wieder.
BLICK aktuell: Wie sieht der Alltag des THW in den nächsten Wochen und Monaten aus?
Siegsmund: Die Einsätze des THW werden sich in den nächsten Wochen und Monaten von der klassischen Gefahrenabwehr hin zum Erhalt, Reparatur sowie Wiederherstellung der Infrastruktur im gesamten Ahrtal entwickeln. Dies werden die Bereiche Wasser, Abwasser, Strom, Gas, Brücken, Straßen, Schulen und Verwaltung betreffen. Eine weitere Aufgabe wird die permanente Erkundung der Gefahrstofflage an der Ahr und den dazugehörigen Naturschutzgebieten sein. Es ist der bislang größte Einsatz den wir als THW Ortsverband Sinzig je erlebt haben. Der Ortsverband wird für uns Ehrenamtliche in den nächsten Wochen und Monaten sicherlich zum zweiten Arbeitsplatz, wenn nicht sogar zur zweiten Heimat neben unserem eigentlichen Zuhause.
ROB