Rotwildring Ahrweiler mit neuer Führung: Christian Möllers folgt auf Ralf Mocken
Die Landrätin antwortet nicht
Kreis Ahrweiler. „Es ist eine wesentliche Aufgabe der Jagd, einen unserer Landeskultur angepassten, artenreichen und gesunden Wildbestand zu erhalten. Das sagte Kreisbeigeordneter Horst Gies vor den Mitgliedern des Rotwildringes Ahrweiler in der Kempenicher Leyberghalle. Der Rotwildring ist als Körperschaft des öffentlichen Rechts unter Vorsitz von Rolf Mocken der Zusammenschluss der Rotwildhegegemeinschaften im Kreis Ahrweiler mit den Vertretern aus rund 140 Revieren. Gerade die Rotwildbejagung im Kreis Ahrweiler, der zu mehr als 50 Prozent aus Wald besteht, sei für die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts von besonderer Bedeutung. Wobei die Jäger vielfach den Spagat zwischen den Interessen der Land- und Forstwirtschaft und ihrem Verständnis für den Erhalt der Natur, in welcher gerade auch das Rotwild seinen Platz haben müsse, zu bewältigen hätten.
Abschusszahlen
Die Abschusszahlen seien seit dem Rekordergebnis des Jagdjahres 2017(2018 mit 1725 Stücken Rotwild stetig gesunken. Aktuell seien für das Jagdjahr 2022/2023 insgesamt 1347 Abschüsse gemeldet worden. Parallel dazu habe sich die Anzahl der Reviere, in denen ein behördlicher Abschussplan aufgrund einer erheblichen Gefährdung der waldbaulichen Betriebsziele durch Rotwild notwendig sei, reduziert: In den vergangenen fünf Jahren von 26 auf nur noch neun.
Das sei auf die Anstrengungen der Jäger zurückzuführen, die hohe Rotwilddichte in Teilen des Kreises Ahrweiler zu reduzieren, sagte Gies, der auch Vize der Kreisgruppe im Deutschen Jagdverband ist. „Es wird aber auch in Zukunft in einigen Revieren erforderlich sein, Mindestabschusspläne anzuordnen, um den Rotwildbestand weiter abzusenken“, so der Landtagsabgeordnete aus Ahrweiler.
Zur Kontrolle der Abschüsse dient aktuell der sogenannte körperliche Nachweis, heißt: Das erlegte Wild muss von offizieller Seite in Augenschein genommen werden. Das sei Aufgabe von ehrenamtlichen Vertrauenspersonen, was mit viel Einsatz und Aufwand sowie oft weiten Fahrstrecken zu den Revieren verbunden sei. Zu Entlastung der Vertrauenspersonen habe daher die Untere Jagdbehörde im Ahrweiler Kreishaus empfohlen, die Kontrollen in den von Mindestabschussplänen betroffenen Revieren auf 30 Prozent des jeweils festgesetzten Abschusses zu beschränken.
Ein Umstand, der Mocken als Chef des Rotwildringes auf den Plan bringt. Denn die Reduzierung der Kontrollen durch den Kreis sei ohne Abstimmung mit Kreisjagdmeister Stephan Schuck oder den Hegegemeinschaften erfolgt. Mocken: „Die Hegegemeinschaften halten einen hundertprozentigen Nachweis für äußerst sinnvoll und wollen diesen auch beibehalten.“ Gerade in den Revieren mit Mindestabschussplänen sei doch die waldbauliche Situation nicht zufriedenstellend. Und dort solle nun der Nachweis so aufgeweicht werden, dass man ihn auch ganz abschaffen könne.
Zweifel an Kreishausplänen
Mocken bezweifelte vor der Hauptversammlung des Rotwildrings deutlich die Sinnhaftigkeit der Pläne aus dem Kreishaus, hätten sich die Jäger doch gerade durch den vollständigen Nachweis viel Vertrauen erarbeitet. Reaktion aus dem Kreishaus: null. Entsprechende Schreiben an Landrätin Cornelia Weigand seien „völlig ohne jede Reaktion“ geblieben. Daher galt Mockens Bitte in Richtung des Kreisbeigeordneten Gies, „bei der Landrätin noch einmal vorzusprechen und unser Anliegen zu überbringen“.
Mocken sieht die Mitglieder des Rotwildringes in der Pflicht, „auch weiterhin für einen angepassten Wildbestand zu sorgen“. Doch bei allen Bemühungen müsse aber auch festgehalten werden, dass die durch Trockenheit und Borkenkäfer abgestorbenen und abgeholzten Flächen eine massive Veränderung in vielen Revieren eingetreten sei, die die Jagdausübung teilweise extrem erschwerten. „Wir alle leider wissen, dass dieser Prozess noch lange nicht vorbei ist“, ging der Vorsitzende auf den Klimawandel ein.
Anwalt und Autor
Dem Wandel der Jagd von Ötzis Bogen bis zum heutigen Nachtsichtgerät widmete sich der Gastvortrag von Dr. Florian Asche unter dem Thema „Jagd und Technik“. Seine klare Position: Ethik und Eigenverantwortung seien durch nichts zu ersetzen, erst recht nicht durch Hightech und Künstliche Intelligenz. Asche ist Anwalt, Autor und gehört der Stiftung Wald und Wild im Mecklenburg-Vorpommern an.
Apropos ersetzen: Zum Finale der Hauptversammlung des Rotwildringes gab Ralf Mocken nach zehn erfolgreichen Jahren dessen Führung ab. Sein Nachfolger ist der 45-jährige Kölner Christian Möllers. Unterstützt wird er im Vorstand auf forstlicher Seite von Winand Schmitz vom Forstamt Adenau sowie den Beisitzerinnen Dr. Gitta Werner und Verena Jansen. Die Interessen der Eigenjagden vertritt Henrik Cloppenburg. GS
Wachwechsel: Vorsitzender Ralf Mocken (links) mit Nachfolger Christian Möllers.
Dr. Florian Asche bei seinem Gastvortrag.
Jagdhornsignale umrahmten die Versammlung in Kempenich.
