Eine Leserin spricht über die Lebensphase, in der sie gegen den Brustkrebs kämpfte

Die ersten Gesprächemit den Kindern waren schlimm

Ich bin mit 41 Jahren an einem triple negativen Tumor in der rechten Brust erkrankt. Die Diagnose kam damals genau zwei Wochen nach Bestätigung des BRCA1-Gens. Ich bin also Betroffene und gleichzeitig auch Angehörige. Dieses Gen ist familiär bedingt und beinhaltet Brust- und Eierstockkrebs. Ich bin leider nicht die einzige Erkrankte in meiner Familie.

Für mich und für meinen Mann war es anfangs schwer zu akzeptieren, dass ich erst eine Chemotherapie mache und danach die Brustoperation stattfinden wird. Auch wir waren der Meinung, holt das Ding so schnell wie möglich raus. Nachdem uns allerdings erklärt wurde, warum dieser Ablauf gewählt wird, konnten wir es nachvollziehen.

Für mich war es immer wichtig, mir zwei Meinungen einzuholen und dann auf mein Bauchgefühl zu hören. Genauso wichtig war es, dass bei jedem Termin mein Mann mit dabei war. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Kopf sich nach zwei Sätzen ausgeschaltet hat und ich nichts mehr aufnehmen konnte. Der Rückhalt der Familie ist von großer Bedeutung. Den hatte ich voll und ganz.

Es gab in meiner Krankheitsphase mehrere schlimme Situationen für mich. Nach der Diagnose hatte ich mich entschlossen, mit meinen Kindern zu sprechen. Diese waren zu dem Zeitpunkt 13 und 16 Jahre alt. Das Gespräch war der Horror schlechthin. Meine 13-jährige Tochter hat fürchterlich geweint und fragte nur, ob ich jetzt sterben muss. Meine 15-jährige Tochter ist weinend in ihr Zimmer gelaufen und hat sich eingeschlossen. Wir haben viele intensive Gespräche geführt. Das nächste schlimme Gespräch hatte ich dann mit meinen Eltern. Mein Vater war der Meinung, er sei schuld, da er mir das Gen vererbt hat.

Was die Chemotherapie betrifft, kann ich nur empfehlen, diese mit einer Heilpraktikerin begleitend zu behandeln. Ich habe alle Nebenwirkungen mit ihr in den Griff bekommen. Sehr geholfen hat mir auch, dass ich vor jedem Chemotermin mit dem Tumor gesprochen habe. Ich habe ihm vor jedem Termin gesagt, dass er eine weitere Packung bekommen wird und ich diesen Kampf gewinnen werde. Was ich auch geschafft habe. Ich bin so oft wie möglich draußen gewesen und war viel spazieren. Bewegung halte ich für sehr wichtig.

Während der Chemotherapie war ich mal sehr traurig und hatte viel Angst, weil der Tumor sich trotz Chemo vergrößert hatte. Bei der nächsten Kontrolle stellte sich allerdings heraus, dass er von innen nach außen kaputt geht. Es gibt viele Höhen und Tiefen in der Zeit.

Die Brustoperation ist bei mir gut verlaufen. Ich habe beidseitig die Brust ausgeräumt bekommen und es wurden Implantate eingesetzt. Somit habe ich mein Wiedererkrankungsrisiko stark minimiert. Aufgrund meines Gens habe ich auch die Eierstöcke entfernt bekommen. Dies konnte allerdings erst ein halbes Jahr später gemacht werden.

Es gibt aber auch sehr schöne Erinnerungen an diese Zeit. Was man kaum glauben kann. Man sollte nie aufhören zu lachen – auch, wenn es Galgenhumor ist. Ich habe in der Reha ganz tolle Frauen kennengelernt, die zu Freundinnen geworden sind. Wir wohnen in ganz Deutschland verteilt und treffen uns heute noch einmal im Jahr. Den Rest des Jahres halten wir über WhatsApp Kontakt. Der Austausch mit Gleichgesinnten hat eine große Bedeutung für mich, genauso wie die Einzeltherapie bei einer Psychoonkologin. Für mich waren die Chemotherapie und die Operationen das Bearbeiten der Krankheit und die Gespräche und Rehas das Verarbeiten.

Ich wünsche allen Frauen, die diesen Weg gehen müssen, viel Kraft. Gebt nie auf, es lohnt sich! Bedanken möchte ich mich von ganzem Herzen bei meinem Mann, meinen Kindern, meinen Eltern und meinem Bruder. Sie waren immer und zu jeder Zeit für mich da. Auch alle meine Freunde haben immer hinter mir gestanden. Danke!

Michaela Talarek

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