Musiker aus der Eifel produzieren Song über Schicksal von schwer erkranktem Freund

Eifeler Jungs halten zusammen

Eifeler Jungs halten zusammen

Mutter Rita Hellenthal zusammen mit Lukas Hellenthal und Dominic Sanz am Bett von Simon Hellenthal. Foto: CF

Eifeler Jungs halten zusammen

Die ganze Crew (v.l.): Dominic Sanz, Alfredo Sanz, Simon Hellenthal, Lukas Hellenthal, Alina Wassong und Kameramann Jan Barthel. Fotos: privat

Eifeler Jungs halten zusammen

Dreharbeiten zum Musikvideo des Songs „24 Zoll“.

Eifeler Jungs halten zusammen

Lukas Hellenthal vor der Kamera.

Freilingen/Ohlenhard. Zusammen haben Lukas Hellenthal und sein Cousin Simon aus Freilingen schon jede Menge erlebt. Die Freundschaft war immer das Wichtigste, obwohl Simon Hellenthal bereits in jungen Jahren ein schwerer Schicksalsschlag ereilte. Plötzlich konnte Simon nicht mehr wie die anderen Kinder die Treppen heraufkommen und auch die Arme ließen mit der Zeit immer mehr nach. Die Diagnose: Simon leidet an Duschenne-Muskeldystrohie (DMD), einer muskulären Erbkrankheit. Mittlerweile hat die Krankheit dazu geführt, dass der 28-Jährige beatmet und intensivpflegerisch betreut werden muss. Das alles ist für Simon kein Grund, den Lebenswillen aufzugeben und den Kopf sprichwörtlich in den Sand zu stecken. Simon Hellenthal ist im ganzen Ort bekannt, nimmt dort, wo es geht, aktiv am Dorfgeschehen teil und engagiert sich für die komplette Gemeinde so z.B. auf der Homepage „Wir in Freilingen“.

Dieser ungetrübte Lebensmut war für Lukas Hellenthal und seinen Freund Dominic Sanz Grund genug, diesem ein eigenes Lied zu widmen. Dominic Sanz, selbst Berufsmusiker und Sänger bei den Söhnen Mannheims, ist ein langjähriger Wegbegleiter und Freund von Simon. Aus einer Bierlaune heraus war die Idee eines Songs über Simons Schicksal entstanden.

„Quasi mit Katerstimmung haben wir angefangen an dem Lied zu arbeiten“, erklärt Dominic Sanz. Lukas verlor keine Zeit und setzte sich bereits einen Tag später an den Text. Am Wochenende darauf trafen sich die Beiden, um gemeinsam an Melodie und Text zu feilen.

„Das war ein sehr sehr gutes Zusammenspiel von uns“ erklärten die Liedermacher übereinstimmend. Angesprochen auf die Idee von Lukas zeigte sich Simon sichtlich überrascht: „Da war ich erstmal positiv erschlagen!“

Zunächst wurde eine kleine Demo zu Hause aufgenommen, ehe Lukas Hellenthal später den Kontakt zum Musikproduzenten Oliver deVille in Ohlenhard suchte. Auf das Projekt von Lukas und Dominic angesprochen, sicherte dieser auch seine Unterstützung zu. An einem Samstag wurde der Song mit dem Titel „24 Zoll“ in dem hochprofessionellen Studio am Rande der Verbandsgemeinde Adenau innerhalb weniger Stunden aufgenommen.

Das passende Musikvideo drehte man später in der Garage von Dominic Sanz, woran nicht nur Simon Hellenthal und die beiden Singer-Songwriter beteiligt waren, sondern auch Dominics Vater Alfredo Sanz, Lukas Freundin Alina Wassong und nicht zuletzt Kameramann und Filmemacher Jan Barthel. Die Hauptperson Simon Hellenthal erlebte den Dreh, wie er uns im Interview verriet, sehr professionell und ist schon gespannt auf das Endergebnis.

Um passendes Material für das Video zu sammeln, hat Lukas Hellenthal sich intensiv mit der Vergangenheit auseinandergesetzt: „Eine Woche lang habe ich zusammen mit meiner Freundin jeden Abend 6 Stunden VHS-Kassetten durchgeguckt, Szenen notiert und diese chronologisch erfasst. Da waren auch viele Videos dabei, die man selbst noch nie gesehen hat.“

Das Lied ist über dreieinhalb Minuten pure Emotion, obwohl durchaus auch eine politische Botschaft transportiert wird.

Der Song soll das Schicksal von Simon und die Krankheit bzw. das Thema Handicap allgemein mehr in die Öffentlichkeit rücken.

„Körperlich tut es mich sehr beeinträchtigen, aber geistig gar nicht. Ich glaube, viele können sich nicht vorstellen, was das heißt“, berichtet Simon im Interview.

„Mich motiviert sowas unglaublich, weil es mir immer wieder zeigt, dass man auch mit der Krankheit so viel schaffen kann. Aufgeben ist einfach nicht drin“, sagt Simon Hellenthal, der damit sicherlich auch ein Vorbild für viele andere Menschen sein kann.

Wenn es nach einem Gesetzesentwurf von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geht, dann soll häusliche Intensivpflege zukünftig nur noch in Ausnahmefällen möglich sein. Überlegungen, die bei Simon Hellenthal und seiner Mutter Rita als Betroffene auf große Kritik stoßen.

„Ich hatte keine Lust ein politisches Lied daraus zu machen und deswegen war dieses einfach auf Simon gestrickt, um der Krankheit ein Gesicht zu geben und zu zeigen, wie Simon lebt im Alltag, was geht und was nicht geht und das dadurch zum Nachdenken angeregt wird“ erklärt Lukas Hellenthal.

Am 30. Oktober wird das Lied „24 Zoll“ von Lukas Hellenthal und Dominic Sanz offiziell veröffentlicht und ist dann über alle bekannten Streamingplattformen zu beziehen. Auf Youtube findet man das dazugehörige Musikvideo.

„Es ist für uns ein Geschenk für Simon, ein Geschenk für Menschen, die an dieser Krankheit leiden“, sagt Dominic Sanz.

Eine persönliche Geschichte als Grundlage für ein bewegendes Lied mit einer besonderen Message, mit der die beiden Musiker aus der Eifel möglichst viele Menschen erreichen möchten. CF