Aline Heitz aus Bendorf ist zur Zeit für die Pallottinerinnen in Ruanda im Einsatz

Eine Missionarin auf Zeit

Eine Missionarin auf Zeit

Aline Heitz am Kivu-See in Ruanda. Fotos: privat

Eine Missionarin auf Zeit

In der Schule sammelte Heitz zahlreiche Eindrücke.

Eine Missionarin auf Zeit

Die Bendorferin ist begeistert von der atemberaubenden Natur Ruandas.

Bendorf. Aline Heitz befindet sich zur Zeit fernab von ihrer Heimat. Die Bendorferin absolviert gerade für die Pallottinerinnen einen Freiwiligendienst in Ruanda. Im Interview mit BLICK aktuell schildert sie ihre Erlebnisse in Afrika.

BLICK aktuell: Frau Heitz, Sie sind für die Pallottiner in Vallendar in Ruanda. Wie kamen Sie auf die Idee?

Aline Heitz: Ich bin dank dem „MaZ-Programm“ der Pallottinerinnen in Limburg in Ruanda. „MaZ“ bedeutet „MissionarIn auf Zeit“ und ist ein internationaler Freiwilligendienst, der von Ordensgemeinschaften angeboten wird. Das Motto ist: Mitleben, Mitarbeiten, Mitbeten. Dieses Programm ermöglicht es uns, uns in einem Projekt einer Ordensgemeinschaft als Freiwillige zu engagieren, um so andere Lebensarten und Traditionen kennenzulernen. Wir setzen uns für internationale Gemeinschaften ein und wollen Brücken zwischen dem Einsatzland und dem Heimatland bauen.

In meiner ehemaligen Schule der Schönstätter Marienschule wurde uns das Programm „weltwärts“ vorgestellt und ich wusste direkt, dass ich darüber einen Freiwilligendienst machen möchte. „Weltwärts“ generell bietet sehr viele unterschiedliche Möglichkeiten und ich wusste, dass ich eine bestimmt Zeit fernab von Deutschland Erfahrungen machen möchte. Nach einigen Überlegungen und Abwägungen, habe ich entschieden, dass ein „Missionar auf Zeit“ für mich die richtige Entscheidung sei, weil ich somit den Rückhalt einer Ordensgemeinschaft habe und mir so auch auch andere Sichtweisen näher gebracht werden. Die Erfahrung in einer Gemeinschaft mit zu leben, mitzubeten und auch mitzuarbeiten hat mich sehr angesprochen und ich war mir sicher durch diese Art von Freiwilligendienst nochmal ganz andere Erfahrungen machen zu können dadurch, dass man Lebensarten und Traditionen direkt von der Ordensgemeinschaft kennenlernt. Ein Zufall war dann, dass die Pallottiner in Vallendar Werbung für das MaZ-Programm der Pallottinerinnen in der Kirche hängen hatten, wodurch ich mir dann sicher war, dass ich daran teilnehmen möchte.

BLICK aktuell: Wie lange dauert ihr Aufenthalt und was sind Ihre Aufgaben?

Heitz: Eigentlich geht ein „Weltwärts-Jahr“ immer von August bis August also zwölf Monate. Meins hat offiziell auch im August 2020 angefangen, wo ich erst übergangsweise in Bottrop-Kirchhellen im Ruhrgebiet meinen Freiwilligendienst angefangen habe, bis wir schlussendlich im Januar 2021, aufgrund der sicheren Lage laut des Auswärtigen Amtes in Ruanda und der wenigen Corona- Fälle, ausreisen konnten. Dadurch kann ich nur knappe sieben Monate also bis August 2021 bleiben.

Ich arbeite während meines Einsatzes in der „Saint Vincent Pallotti Schule“, welche eine Vorschule, Grundschule und weiterführende Schule einschließt.

Hier unterstütze ich Lehrer beim Unterricht, momentan besonders in der „baby class“, wo die Kinder um die drei Jahre alt sind. In der Baby Klasse fängt der Frontalunterricht, der meistens aus vorsprechen und nachsagen besteht, an. Anfangs war es wirklich nicht leicht für mich mit den vielen Kindern und dann auf Kinyarwanda (Erstsprache in Ruanda), aber mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und die wichtigsten Worte gelernt. Sie haben momentan Zahlen-Unterricht, Französisch, Englisch und Kinyarwanda, aber trotzdem wird auch sehr viel gesungen und getanzt. Das Lehrpersonal stehen täglich vor Herausforderungen, da in einer Klasse zwischen 40 und 50 Schüler sitzen und ich mich so beim normalen Unterricht aber auch bei den Prüfungen, die auch schon die Babys schreiben oder mündlich ablegen müssen, gut einbringen kann. Nachmittags verwalten ich und meine Mitfreiwillige die Schulbibliothek, die jetzt online weitergeführt werden soll, weshalb wir momentan alle Bücher nummerieren und registrieren. Außerdem haben wir schon einen Gitarren-Kurs angefangen, wo wir einige theoretische Sachen über die Gitarre erklären, aber auch den Schülern spielen beibringen.

Generell stehen mir hier an der Schule viele Gestaltungsmöglichkeiten offen, die wir nach den Ferien verwirklichen können. Meine momentane Überlegung ist es z.B. eine Theater AG oder eine Bastel AG anzubieten. Abgesehen von der Schule arbeiten wir hier in der Kommunität beispielsweise beim Kochen mit.

BLICK aktuell: Warum haben Sie sich gerade für Ruanda entschieden?

Heitz:Ruanda ist ein wunderschönes Binnenland am westlichen Rand Ostafrikas und weist fast im ganzen Land eine Hügellandschaft auf, weshalb es auch „Land der tausend Hügel“ genannt wird. Im Norden sind die Virunga- Vulkane, im Osten der Nationalpark „Akagera“, wo sich ein Savannengebiet vorfindet und so auch Elefanten, Löwen, Giraffen und viele weitere Tiere, im Süden liegt der letzte intakte Bergnebelwald „Nyungwe“ Ruandas und im Westen der Kivu- See, den sich Ruanda mit Kongo teilt. Ruanda ist verhältnisweise ein kleines Land, aber sehr vielseitig. Die Wirtschaft wächst seit Jahren nachhaltig. Die Korruptionsrate ist niedrig, die Akademikerquote hoch. Und mehr als 60 Prozent der Parlamentsmitglieder sind Frauen. Frauen spielen eine wichtige Rolle in Ruanda und insgesamt ist das Land sicher. Das Land hat in den letzten Jahren einen starken wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Diese Erfolgsgeschichte finde ich sehr beeindruckend und wollte nicht nur die beeindruckende Natur selbst sehen, sondern besonders auch die Gesellschaft und Kultur hier erleben. Außerdem war ein anderer Grund für meine Entscheidung, dass ich sehr begeistert von meiner Einsatzstelle war und unbedingt dorthin wollte mit meiner Mitfreiwilligen zusammen.

BLICK aktuell: Was sind die waren die größten Herausforderungen vor Ort?

Heitz: Auf jeden Fall die Bantusprache: Kinyarwanda ist wirklich sehr interessant und schön, aber auch sehr schwierig zu lernen. Ich freue mich, wenn ich einige wenige neue Worte lerne, aber besonders auch die Einheimischen freuen sich immer. Einmal habe ich im Bus jemanden auf Kinyarwanda begrüßt und kurzen Smalltalk gehalten und er hat direkt allen im Bus erzählt wie schön es ist, dass ich Kinyarwanda spreche.

Eine Herausforderung war am Anfang für mich auch die Klassengröße. Fünfzig Kinder unter Kontrolle zu haben, ist wirklich doch eine andere Sache und Verantwortung, besonders wenn man alleine mit ihnen in einem Raum ist, weil der Lehrer kurz anderweitig beschäftigt ist, und sie irgendwie unterrichten bzw. beschäftigen soll.

BLICK aktuell: Sicherlich haben Sie bereits interessante Eindrücke gesammelt: Welches Erlebnis wird Ihnen besonders im Gedächtnis bleiben?

Heitz: Ein Erlebnis, das ich auf jeden Fall nicht vergessen werde ist, war wie meine Mitfreiwilligen und ich in unserer ersten Woche Pizza für die ganze Kommunität backen wollten. Die Herausforderung war nur der Holzofen, den wir in der Küche benutzen. So mussten wir also zum ersten Mal mit Feuer kochen/backen. Wir haben mittags angefangen und waren zum Abendessen nicht ganz fertig, weil wir die Hitze falsch eingeschätzt haben und die Zeit auch. Das fanden aber alle sehr amüsant. Auch etwas, was ich nicht vergessen werde, ist als ich bei einer Freundin mit anderen Gästen für ihren Hochzeitstag eingeladen war (natürlich auf Abstand und Corona-konform) und alle anderen nur Kinyarwanda gesprochen haben. Ich hatte aber trotzdem durch deren Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit das Gefühl ein Teil von ihnen zu sein und einfach willkommen zu sein.

Auch die vielen Motorrad-Taxi und Fahrrad-Taxi Fahrten werde ich immer im Gedächtnis behalten. Das „Moto“ ist hier für viele Hauptverkehrsmittel, weil es fast immer und überall verfügbar ist und zudem schnell und unkompliziert.

BLICK aktuell: Soll der Aufenthalt im Ausland einmalig bleiben? Gibt es weitere Länder die Sie reizen?

Heitz: Auf jeden Fall soll er nicht einmalig bleiben. Ich fühle mich wirklich sehr wohl hier und plane bereits, wann und wie ich zurück nach Ruanda kann, weil es mir hier wirklich gut gefällt und ich nicht genug Zeit habe so viele Erfahrungen zu sammeln, wie ich es geplant hatte. Ich kann mir auch gut vorstellen später hier eine Zeit lang zu arbeiten.

Ansonsten würde ich gerne die anderen Länder Ostafrikas kennenlernen sowie Lateinamerika und Südostasien.

Unterstützung gesucht:

Das MaZ-Jahr wird finanziell vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Programm „weltwärts“) unterstützt. Jedoch deckt dieser Betrag nicht alle Kosten.

Die Pallottinerinnen sind auf Spenden angewiesen. Wer die Organisation unterstützten möchte, kann wie folgt spenden:

Empfänger: Pallottinerinnen

IBAN: DE52 7509 0300 0102 1839 35

BIC: GENODEF1M05 (LIGA Bank München)

Zweck: 200001 + eigene Adresse

Der Verwendungszweck ist wichtig um die Spende zuzuordnen und den Spendenbescheid zukommen zu lassen. Die Spende ist also steuerlich absetzbar.

ROB