Epochale Neuerungen beim Kultur- und Heimatverein
Niederzissen. Der frühere Gebetsraum in der ehemaligen Synagoge Niederzissen war gut gefüllt, als Richard Keuler, Initiator und langjähriger Vorsitzender des Vereins, am vergangenen Dienstag diese besondere Mitgliederversammlung eröffnete.
In seinem Geschäftsbericht erinnerte er an besonders bemerkenswerte und sehr schöne Ereignisse und auch Anerkennungen für das besondere Engagement des Vereins.
So würdigte etwa das Kultusministerium Rheinland-Pfalz den Kultur- und Heimatverein Niederzissen im September 2024 als „Museum des Monats“.
Seit dem Oktober 2024 stehen dem Verein 5 Lernkoffer für Schulen zur Vorstellung des „Judentum-im-Taschenformat“ zur Verfügung. Der örtliche Förderverein ehem. Synagoge e.V. hat die im Lande einmaligen Materialien in einem zeit- und kostenaufwändigen Projekt unter Leitung von Anne Wagner mit dem KuHV entwickelt und ihm gestiftet. Sie wurden seither von zahlreichen Schulen aus dem Ahrkreis ausgeliehen und für Unterrichtszwecke genutzt.
Im Frühsommer wurde das von Dieter Lukas, Dr. Johannes Decker, Peter Lindener und Wolfgang Loth entwickelte und mit erheblichen Subventionen des Landes und der EU geförderte Projekt Kulturwege in Niederzissen fertiggestellt und der Öffentlichkeit präsentiert. Es bereichert gewiß die touristische Attraktivität des Dorfes.
Das beliebte und gerne genutzte Reparatur-Cafe‘ nahm erfolgreich am Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ teil und erhielt außerdem vom Bundesumweltministerium ob seines nachhaltigen Engagements zur Reparatur gebrauchter Haushaltsartikel 4 hochwertige Werkzeugkoffer, so dass die fleißigen Helfer nicht mehr ihr eigenes Werkzeug von zu Hause mitbringen müssen.
Aus dem Kanon der Ausstellungen in der ehem. Synagoge hob Richard Keuler die Ausstellung die „Cellistin von Auschwitz“ mit Illustrationen von Bruder Lukas Ruegenberg aus dem Kloster Maria Laach hervor, wegen der sehr erfreulichen Besucherfrequenz und weil der Verein hier erneut Kooperationspartner des Landtages zum Holocaust-Gedenktages war.
Wieder sehr eindrucksvoll waren erneute Begegnungen mit Nachfahren
Aktuell hat der Verein wieder einen Leihvertrag, diesmal mit dem Landesmuseum Mainz, vereinbart. Von Januar 2026 bis Ende 2030 werden prominente Fundstücke der berühmten Niederzissener Geniza und Fotografien in der Landesausstellung „Shalom am Rhein“ gezeigt.
Wo viel Licht scheint, ist aber auch Schatten. In diesem Sinne steht der Kultur- und Heimatverein vor der Herausforderung sich möglicherweise von der umfangreichen Sammlung historischer haus- und landwirtschaftlicher Objekte zu trennen, die ehemals insbesondere von dem inzwischen verstorbenen Heinz „Manes“ Schröder zusammengetragen wurden. Bis Ende des Jahres könnte hier nur eine neue Projektgruppe Interessierter mit einem selbst zu entwickelnden Nutzungskonzept Abhilfe schaffen.
Eine solche Projektgruppe aus Vereinsmitgliedern hat in den beiden letzten Jahren die Grundlagen für eine völlige Neustrukturierung des Kultur- und Heimatvereins erarbeitet, die bereits in der neuen Vereinssatzung verankert sind. Darin sind als Vereinszweck benannt:
- der Erhalt und die Förderung des kulturellen und historischen Erbes von Niederzissen, insbesondere auch die Wahrung jüdischer Zeugnisse und der ehem. Synagoge,
- die Förderung von kulturellen Angeboten
- sowie die Schaffung eines Forums zur Förderung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Der Verein besteht nun aus 3 operativen Abteilungen: Museum/Jüdisches Erbe; Erhalt des Gebäudes, der Infrastruktur und des jüdischen Friedhofes; kulturelle Veranstaltungen sowie einem gewählten Vorstand. In all diesen Einheiten soll Teamarbeit im Vordergrund stehen.
Zum Abschluss des Geschäftsberichtes dankte Richard Keuler dem gesamten Vorstand für die gute und intensive Zusammenarbeit und den aktuell 154 Vereinsmitgliedern für ihre Treue.
Ortsbürgermeister Rolf Hans leitete versiert die erforderlichen Vorstandswahlen ein. Demnach übernimmt Norbert Wagner das Präsidium des Vereins und wird dabei von Heinrich Seiwert als Kassenverwalter sowie Ursula Reuter und Nico Degen als Beisitzer unterstützt. Der neue Vorsitzende kündigte als eine seiner ersten Amtshandlungen die Einladung des bisherigen und des neuen Vorstandes sowie der Mitglieder der Projektgruppe Neuorganisation zu einem gemütlichen Beisammensein bei Döppekooche un Appelkompott an um bei dieser Gelegenheit allen Engagierten gebührend für ihre wertvolle und aufwändige Arbeit zu danken.
Als i-Tüpfelchen zum Schluss stellte Gisela Reichrath die fast fertigen Pläne für kulturelle Veranstaltungen in der ehem. Synagoge im nächsten Jahr vor.Ein Besuch lohnt sich!