Der Friseursalon von Ergül Lorca Ros wurde bei der Flut schwer zerstört. Doch gemeinsam mit ihrem Team hat die Friseurmeisterin den Neuanfang gewagt und geschafft

Friseurin in Bad Neuenahr: „Schritt für Schritt geht es weiter!“

Friseurin in Bad Neuenahr: „Schritt für Schritt geht es weiter!“

Ergül Lorca Ros (3.v.r.) ist stolz auf ihr Team: „Alle haben mitgeholfen“, freut sich die Friseurmeisterin. Foto: ROB

Bad Neuenahr. Im Friseursalon von Ergül Lorca Ros herrscht emsiger Betrieb, so wie für einen Samstagvormittag üblich. Jetzt, am ersten Tag des Wochenendes, bietet sich genug Zeit für einen ausgedehnten Besuch bei Lorca Ros und ihrem Team. Hier wird alles angeboten was einen Besuch beim Friseur ausmacht: Waschen, schneiden, stylen, eine Tasse Kaffee und gut gelaunte Gespräche. Dass Lorca Ros mit ihren Kunden so unbeschwert den Morgen verbringen kann, ist eigentlich unglaublich. Denn die Juliflut hat ihrem Salon übel mitgespielt. Mit brutaler Kraft zerstörte das Wasser ihr Geschäft in der Lindenstraße. Mittlerweile ist die Friseurin umgezogen, in die Jesuitenstraße, und hat dort vor kurzem wieder den Betrieb aufgenommen. Hier war ein Nagelstudio untegebracht und Lorca Ros hegte bereits länger den Wunsch, dieses Geschäft zu übernehmen. Durch die Flut kam der Umzug schneller als geplant.

Lange Wege und große Hürden

Aber so entstand etwas Gutes aus der Not heraus: Lorca Ros übernahm prompt die Mitarbeiter der Vorgänger und erweiterte ihr Repertoire: Neben Haaren werden jetzt auch Nägel gepflegt.

Der Weg bis hier war lang und die Hürden groß. Denn auch Lorca Ros´ Privathaus in Ehlingen ist ziemlich kaputt – eine Doppelbelastung, die ihresgleichen sucht. „Doch Schritt für Schritt geht es weiter!“ ist Lorca Ros entschlossen.

Auch heute erinnert sich Lorca Ros an den Tag der Flut, der nun fünf Monate her ist, ganz genau. Am 14. Juli kamen Mitarbeiter des Ordnungsamtes zu ihr. Sie solle sich mit Sandsäcken eindecken, denn die Ahr könnte über die Ufer tregen, sagten die Mitarbeiter der Verwaltung. So recht glauben wollte Lorca Ros das nicht, schließlich kam das Wasser vorher nie so weit in die Stadt. Trotzdem fuhr sie zum Bauhof und deckte sich mit Säcken ein, legte diese vor ihr Geschäft und fuhr nach Hause.

Als das Wasser ging, blieb nur der Schlamm

Noch in der Nacht wurde ihr das wahre Ausmaß der Katastrophe bewusst, schließlich hinterließ das Wasser auch in ihrem Haus in Ehlingen massive Schäden. Doch wie es um den Salon bestellt war, sah sie erst am nächsten Morgen, doch ihren Augen wollte sie nicht trauen. Sie schätzt, dass das Wasser fünf Meter hoch im Geschäft stand. Als die Flut ging, blieb Schlamm in Höhe von einem Meter zurück. „Es war alles zerstört,“ erinniert sich Lorca Ros. „Unser Salon, unsere Existenz.“ Aber es ging aufwärts: Nun wird in der Lindenstraße geräumt und Handwerker verrichten ihre Arbeit. Doch das dauert.

Dennoch gab es gleich nach der Flut einen echten Lichtstreif am Horizont. Denn das Nagelstudio in der Jesuitenstraße stand immer noch in Aussicht. Und die Vermieter des Geschäftes, die Familie Fuhs, machte Lorca Ros neue Hoffnung. „Wir schaffen das“, sagten die Fuhs. Und so kam es auch, aber nicht ohne weitere Probleme. Denn auch im neuen Laden stand das Wasser, wenn auch nicht so hoch. Auch dort musste erst kräftig renoviert werden. Geklappt hat der Umzug trotzdem. „Ohne die tolle Hilfe hätte ich das aber niemals geschafft“, so die Friseurmeisterin. Maler, Elektriker, Installateure – alle packten mit an. Und dann waren da noch die vielen freiwilligen Helfer. Von überall her kamen Menschen und räumten aus und unterstützten, wo es nur ging. Ganz besonders stolz ist Lorca Ros auf ihr Team. „Alle haben mitgeholfen“, freut sich die Friseurin. „Und jeder Einzelne hat mich immer wieder motiviert, falls ich doch mal nicht weiter wusste!“

An den zerstörten Salon erinnern im neuen Laden auch die Wände. Deren Design wirkt wie zersplittertes Glas, eine Erinnerung an die zerplatzten Schaufenster in der Lindenstraße. Doch auch da soll der Betrieb weitergehen. Wann das sein wird, weiß Lorca Ros noch nicht. Sie schätzt in circa 18 bis 24 Monaten. Bis dahin wird es noch ein langer Weg sein. Aber Aufgeben? „Auf keinen Fall“, weiß die Friseurmeisterin.