Interview mit Michael Juchem, Chapterdirektor des BNI Rhein Ahr
„Gemeinschaft ist durch Corona gewachsen“
Kreis Ahrweiler. Egal ob Einzelhandel, Handwerk oder Dienstleister: Kaum eine Branche bleibt von den Auswirkungen der Corona-Krise und den Lockdowns verschont. Im BNI Chapter Rhein-Ahr, einem Netzwerk lokaler Unternehmer, sind die Vertreter einer Vielzahl von Branchen organisiert. Chapterdirektor Michael Juchem kennt die Stimmung unter den Mitgliedern genau. Über aktuelle Herausforderungen sprach Juchem nun im Interview mit BLICK aktuell.
BLICK aktuell: Herr Juchem, für die meisten Unternehmer ist die jetzige Zeit eine große Herausforderung. Wie haben Sie und die Mitgliedsbetriebe des BNI-Chapters die letzten 9 Monate erlebt?
Michael Juchem: Herausforderungen muss man sich stellen. Dies bedeutet aber auch, Veränderung anzunehmen und Verantwortung zu übernehmen. Das haben wir im Chapter alle gemeinsam erleben müssen und so sind wir als Gemeinschaft noch enger zusammengewachsen. Wir alle haben aus der Krise gelernt und anhand dieser Erfahrungen gewachsen sind.
BLICK aktuell: Welche Branchen leiden besonders und gibt es auch Gewinner in der Krise?
Juchem: Sicherlich gibt es Branchen die Umsatzsteigerungen aufgrund der Pandemie verzeichnen konnte. Jedoch möchte ich sie nicht als „Gewinner „bezeichnen da wir somit alle anderen Unternehmen, die mit Umsatzeinbußen zu kämpfen haben, als Verlierer bezeichnen würden. Für mich sind die wahren Gewinner all jene, die mit kreativen Lösungen die Unternehmen aufrecht erhalten konnten bzw. können, Arbeitsplätze sichern und Familien somit Sicherheit geben.
BLICK aktuell: Vor kurzem wurde der bereits bestehende Lockdown noch einmal verschärft – wie beurteilen Sie die Maßnahmen?
Juchem: Auch wenn ich persönlich unglaublich stark davon betroffen bin, denke ich, dass dieser erneute Lockdown der Allgemeinheit zugutekommt und sich viele Politiker mit Sinn und Verstand für diese Maßnahme entschieden haben. Sicher hat hier jeder seine eigne Meinung. Rein wirtschaftlich ist das für viele Betriebe ein großes Desaster und führt noch einmal zu weiteren und noch größeren Existenzängsten, die ich nachvollziehen kann.
Die Gesundheit und der Schutz jedes einzelnen Menschen ist jedoch wichtiger als die Einnahmen der Wirtschaft. Natürlich ist unser ganzes Sozialsystem von der Wirtschaft abhängig. Aber das wichtigste und teuerste im Leben ist die Gesundheit und die kann man für Geld nicht kaufen.
BLICK aktuell: Was wünschen Sie sich von der Politik? Braucht es noch mehr Unterstützung?
Juchem: Ich hätte mir von Beginn an eine offenere und transparentere Kommunikation gewünscht.
Aber im Nachhinein etwas zu kritisieren, ist natürlich immer einfach. Im Grunde kann man der aktuellen Landes- und Bundesregierung ein positives Zeugnis für ihr Krisenmanagement aussprechen. Ich würde mir wünschen, dass die Impfungen zügig und reibungslos ablaufen, die Hilfen gerecht und vor allem rechtzeitig bzw. zeitnah verteilt werden.
Abschließend möchte ich meinen größten Respekt an all die systemrelevanten Menschen aussprechen, die in dieser Zeit dazu beigetragen haben, dass der Virus nicht die Menschen besiegt, sondern die Menschen den Virus besiegen.
ROB
