2020 - Krisen und Chancen
Kein bewegendes, aber ein bewegtes Jahr
Rückblick des pro Büros für Jugendarbeit Altenahr
Altenahr. Wie lässt sich positiv auf ein Jahr zurückblicken, das für so viele so wenig Positives im Gepäck hatte? 2020 startete das haupt- und ehrenamtliche Team des Jugendbüros energiegeladen und motiviert: das Jahresmotto wurde bei der Klausurtagung im Hotel Rossberg formuliert und „Beweg dich!“ sollte Schwung in die Programme für Kinder, Jugendliche und Ehrenamtler bringen… doch keine der ursprünglich geplanten Aktionen konnte stattfinden.
Was erfolgreich stattfand, war die 22. Auflage von AhrRock, eine Woche vor dem ersten Lockdown. 200 Besucher, 30 Helfer feierten die fünf Bands im Winzerverein Altenahr, eine der letzten Musikveranstaltungen dieser Art im Kreis Ahrweiler.
Zuvor konnte das Jugendbüro-Team im Januar zum traditionellen Neujahrsempfang ins Rathaus einladen, um damit allen in der Kinder- & Jugendarbeit Engagierten Anerkennung zu zollen. Das Motto war „Alles für Greta? – Lieber KLEINE Schritte als KEINE Schritte“, auf die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit bezogen. An Corona dachte zu der Zeit noch niemand.
Auch das Winterferienprogramm, die Teilnahme des HipHop-Dance-Projektes bei „One Billion Rising“ und das Karnevalsfrühstück mit Rathaussturm waren großartige Veranstaltungen – ganz ohne Maske und Abstandsregelung, dafür mit viel Spaß.
Im März ging es dann los, überall Stillstand und erst mal Ratlosigkeit. Die neu initiierten Kreativ-Angebote in Kirchsahr, das Ehrenamtler-Wochenende in der Eifel, das frisch erarbeitete Programm für Jugendliche, die KinderFerienWoche zu Ostern, nichts davon war mehr durchführbar. Doch das Team des Jugendbüros verarbeitete die anfängliche Unsicherheit durch tatkräftige Unterstützung für Mitmenschen in der VG: „pro Büro hilft!“ war geboren. Ein Einkaufsdienst wurde angeboten, die Tafel unterstützt, das Jugendbüro war Annahmestelle für genähte Alltagsmasken und koordinierte die Auslieferung. All das war, wie bei allen Aktionen, nur möglich dank der treuen Ehrenamtler und deren Engagement.
Ohne ehrenamtlichen Einsatz wäre auch die Neugestaltung und Überdachung der Terrasse nicht möglich gewesen. Der Lockdown aber beflügelte das bereits 2019 begonnene Bauprojekt und die weitere Gestaltung der „Zesamme em Jaade“-Insektenoase in den Frühjahrs- und Sommermonaten. Kapazitäten wurde bei den beteiligten ehrenamtlichen Helfern frei und das Außengelände in Altenburg veränderte zusehends sein eh schon positives Gesicht. Die Insektenoase wurde durch die 450 bunt gestalteten Steine der vom Jugendtreff Mayschoß initiierten Kreativaktion optisch aufgewertet.
Da das pro Büro-Team nach Alternativen zu den digitalen Freizeitangeboten für Kids suchte, entstand die Idee zu kreativen „to go“- Aktivboxen. Gefüllt mit Anregungen, Anleitungen und reichlich Material konnten die ersten Boxen im Mai kostenlos an Teilnehmer ausgeliefert werden. Die daheim gestalteten Exponate konnten im Juni auf der großzügigen Grünanlage in der Schulstraße von den jungen Künstlern in Begleitung der Familien unter Einhaltung der Abstandsregelung präsentiert und bewundert werden.
Zu Ostern gestaltete eine Gruppe Ehrenamtler liebevoll 150 Osterkarten und schickte auf diese Art Grüße an die isolierten Senioren im benachbarten Maternusstift.
Alternativ zum ursprünglichen Jahresmotto „Beweg Dich!“ war im Frühsommer das neue Motto „Alles, was geht!“ gefunden und rückblickend ging in den Sommermonaten und auch in den Herbstferien eine ganze Menge, in der Regel draußen:
– Ein Skulpturen-Workshop in Kooperation mit dem Kulturverein Mittelahr wurde genauso durchgeführt wie das Fahrsicherheitstraining für Anwärter auf die JuLeiCa am Nürburgring.
– Ein neues, an die Vorgaben angepasstes zweiwöchiges Sommerferienprogramm mit begeisterten Teilnehmern und mitreißenden Projekten wurde auf die Beine gestellt und konnte angeboten werden.
– Weitere „to go“-Boxen wurden ausgearbeitet, gepackt und verteilt.
– Das Training des „Step up Dance Clubs“, HipHop-Dance für Mädchen, konnte bis zum Herbst im Freien auf dem Sportplatz der Ahrtalschule stattfinden.
– Statt persönlichem Treffen wurde ein Brief an alle Ehrenamtler verschickt, mit einer Bastelvorlage und einem eigens erdachten Jugendbüro-Kreuzworträtsel.
– Eine teilnehmerzahlreduzierte Zirkuswoche konnte in den Herbstferien angeboten werden, ebenso wie weitere tolle kreative Freiluft-Aktionen.
– Die alljährliche Großkundgebung zur Woche der Kinderrechte im September wurde zum dezentralen Flashmob in den teilnehmenden Einrichtungen. Die zusätzlich angefertigten, von den Kindern gestalteten Leporellos konnten im Dezember, kurz vor dem zweiten Lockdown bei einem Besuch der Ministerin Anne Spiegel übergeben werden, mit der Bitte um Weiterleitung an Bundesfamilienministerin Giffey. In ihren Bildern und Texten regen die Teilnehmer zur Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz an.
– Die Kundgebung „Gegen Rechts“ fand erstmalig auf digitalem Wege statt und unterstrich auch in diesem Jahr die Wichtigkeit der jahrelang etablierten Veranstaltung.
– Kurz vor den Herbstferien erreichte das Jugendbüro die Nachricht der Auslieferung des Jugendbusses. Noch nicht eingeweiht, so wartet er auf den vermehrten Einsatz zur motorisierten Unterstützung der täglichen Arbeit des Jugendbüros und der Kinder- und Jugendarbeit.
– In der Vorweihnachtszeit wurden insgesamt 60 „to go“-Boxen mit weihnachtlichen Bastelanleitungen, Rezepten und Kreativmaterial bestückt und ans Haus gebracht.
– Die Weihnachtskarten-Aktion für Ehrenamtler fand auch im dritten Jahr 28 Teilnehmer, die sich über Post von einem zugelosten Absender freuen konnten.
Unbeeindruckt von ständig überarbeiteten Vorgaben startete Jan-Hendrik Gronewold im September in sein „Freiwilliges soziales Jahr“ und unterstützt, wie auch der FOS Jahres-Praktikant Simon Jakobs, das Jugendbüro-Team.
Simon war 2019 zur Vorbereitung auf sein Praktikum eine Woche vor der Schülerbegegnung nach Ungarn in die Partnergemeinde Mártély gereist, daher traf es ihn besonders hart, dass im Juni 2020 kein Gegenbesuch aus Ungarn stattfinden konnte. Um die Enttäuschung darüber in beiden Gemeinden ein wenig zu mildern, wurden im Frühjahr und zu Weihnachten liebevolle Pakete in Altenburg gepackt, um den jahrzehntelangen engen Kontakt trotz widriger Umstände aufrecht zu erhalten. Im Ahrtal wie in Ungarn hofft eine Vielzahl Beteiligter darauf, dass bald wieder eine Schülerbegegnung möglich ist und pflegt, bis es so weit ist, die Partnerschaft auf Distanz.
Auch die „Sozial engagierten Jungs“ und die MusterKnaben möchten ihr Engagement nur als aufgeschoben ansehen und bekundeten bei zwei Motivationstreffen ihren Willen trotzdem weiterzumachen.
„Weitermachen!“ könnte also zum neuen Motto werden, als passende Fortsetzung zu „Alles, was geht!“.
