
Am 25.11.2024
Allgemeine BerichteKulturpolitische Fahrt brachte viele Erkenntnisse für den Westerwald
Kulturangebote für Kinder und Jugendliche müssen mehr im Mittelpunkt stehen
Westerwaldkreis. Die kulturelle Weiterentwicklung im Westerwald ist durch verschiedene Einflüsse bedroht! Ein Ausweg, auch wenn der Ausdauer erfordert: die kulturelle Erziehung und Förderung von Kulturangeboten von Kindern und die Heranführung der „Kurzen“ an verschiedene Formen von Kunst und Kultur – beginnend in Kindergarten und Grundschule bis zur Jugendarbeit und Dorfgemeinschaft. Diese Erkenntnis brachte eine große Gruppe Kulturschaffender und besonders Kulturinteressierter Wäller von eine kulturpolitischen Fahrt in die Landeshauptstadt mit zurück in den Westerwald.
Dazu eingeladen hatte Landtagspräsident Hendrik Hering MdL in Kooperation mit der Kleinkunstbühne Mons Tabor e.V. und dem Netzwerk „MT-Kulturtreff“. Auf dem Programm der 45 Wäller standen Besuche und Gespräch in mehreren städtischen Kultureinrichtungen sowie eine Diskussion im Landtag. Mit für allen interessanten und teilweise auch überraschenden Ergebnissen.
„Kultur für alle“ – das war das Schlagwort der kulturellen Entwicklung auch im Westerwald ab der 80er Jahre. Vieles hat sich seitdem auch bei uns positiv entwickelt, sehr zum Gefallen der Bevölkerung sowie der Politik und der Wirtschaft, denen die Attraktivität der Region wichtig ist. Doch viele der nützlichen Entwicklungen scheinen gefährdet, auch wegen der immer mehr fehlenden Bereitschaft, anspruchsvolle Kulturangebote von beispielsweise Musik über Theater bis zum Kabarett mitzuentwickeln und zu erhalten…auch wenn nur den Besuch von Veranstaltungen in der Region.
Außerdem sind viele der seit oft Jahrzehnten in Vereinen und Initiativen tätigen Kulturschaffenden in die Jahre gekommen. Aktuell sieht es nicht danach aus, dass eine neue Generation Kulturbegeisterter vom Himmel fällt. Alle waren sich einige, dass immer mehr Oktoberfeste und Halloweenparties die Lücke nicht füllen können. Bleibt der Weg, schon Kinder an anspruchsvoller Kultur heranzuführen, beispielsweise durch Kindertheater, altersmäßige Kunstangebote sowie Musik und Gesang. Immer mehr Verantwortliche in Bildungseinrichtungen, Vereine und Kommunen erkennen dies und setzen es bereits hoffnungsvoll um.
MdL Hendrik Hering begann eine Diskussion im Landtag dazu mit der Feststellung: „Nur 28 % der Menschen leben weltweit aktuell in einer Demokratie, viele davon sind gefährdet, da gehören wird jetzt auch dazu“. Verbunden mit dem Hinweis, dass Kultur ein wichtiges Instrument zur Förderung der Demokratie - auch bei Kindern und Jugendlichen – sei. „Kultur ist für das soziale Leben der Menschen unverzichtbar, dabei müssen wir schon Kinder möglichst früh einbeziehen“, stellte der Kulturstaatsekretär des Landes Rheinland-Pfalz, Prof. Dr. Jürgen Hardeck, in einem Statement fest. Dabei dürfe sich keine Gratismentalität entwickeln, auch der Nachwuchs müsse mit den Eltern erkennen, dass Kunst und Kultur einen Wert hätten, so der aus dem Westerwald stammende erfahrene Kulturpolitiker.
Zuvor hatten die Wäller Kulturschaffenden einen tiefen Einblick in die Kulturszene der Hauptstadt erhalten. Bei einem Rundgang durch das Kulturzentrum KUZ wies dessen Leiter Tom Hohmann die Gäste darauf hin, dass die Angebote für Kinder immer mehr zu einem Schwerpunkt im Haus werden. „Ein Beispiel ist das bereits 32. Kindertheaterfestival“, so der Kulturmanager.
In zwei kurzen Führungen erhielten die Wäller dann Einblicke in die Hochkultur in Form des Mainzer Staatstheaters. Dieses hält verschiedene Angebote für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Schulklassen bereit. Alle diese Inszenierungen konzentrieren sich auf die Perspektiven dieser Zielgruppen. Der spezielle Kinder-Spielplan lädt den Nachwuchs altersspezifisch ein mitzufiebern, nachzudenken und zu träumen.
Mit den Worten „Wir freuen uns, Ihnen heute kurz vor der Eröffnung unserer neuen internationalen Ausstellung „Bodies in motion – form in the Making“ diese schon vorab zeigen zu können“, begrüßte Lisa Weber die Gäste in der noch recht jungen Kunsthalle. Vom Geburtstagsworkshop bis zu vielen Formen für Kinder kreativ zu werden von malen und bauen bis zu fotografieren und filmen, würden immer mehr Angebote für Kinder entwickelt und auch angenommen.
Beim Essen im Landtagsrestaurant bestand dann noch die Möglichkeit zum Austausch und zur Auswertung. Stadtbürgermeister Rolf Jung zeigte sich davon überzeugt, dass viele politische Entscheidungsträger nicht den Wert von Kultur ermessen für Demokratie und Zusammenleben: „Sonst würde der Kulturförderung ab den Kitas mehr Beachtung gegeben“, so der Kommunalpolitiker aus Selters, der die Arbeit des örtlichen Kulturforums lobte. „Die Schulen tragen bei der Kulturentwicklung eine große Verantwortung“, meinte Jürgen Lindner als langjähriger Aktiver des Montabaurer Amateurtheaters „Die Oase“. Jutta Linden-Quirmbach vom Kulturkeller der Kreisstadt rief dazu auf, auch kleine Spielstätten zu erhalten, damit diese Angebote für Kinder entwickeln könnten.
Am Ende des Kulturtages dankte Uli Schmidt allen Gastgebern und Teilnehmenden für wichtige Eindrücke während der kulturpolitischen Fahrt nach Mainz. „Was jetzt fehlt sind mehr jüngere Kulturschaffende und heimische Unternehmen, die uns unterstützen!“, so der Vorsitzende der Kleinkunstbühne Mons Tabor und Koordinator des Netzwerkes „MT-Kulturtreff“.
Pressemitteilung
Kleinkunstbühne Mons Tabor
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Das KUZ in Mainz kann sich mit seinen wachsenden Angebot für Kinder und Jugendliche sehen lassen – viele davon finden auch im Kleinen Saal statt, den hier die Gäste aus dem Westerwald mit all seiner modernen Technik bei einem Rundgang durch das weitläufige Haus besichtigen konnten. Foto: Uli Schmidt