Jahrgangsstufe 13 der Berufsbildenden Schule Mayen beteiligt sich an Erinnerungskultur
Mayener Schülerinnen und Schüler verlegen Stolpersteine

Mayen. Am Freitag, den 5. September 2025, gestalteten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 13 der Berufsbildenden Schule Mayen ein besonderes Projekt: die vierte Stolpersteinverlegung in Mayen. Wochen- und monatelang hatten sie sich im Unterricht intensiv mit der Geschichte der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger Mayens beschäftigt, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Nun konnten sie die Ergebnisse ihrer Arbeit in einem würdevollen Rahmen mit der Öffentlichkeit teilen.
Der Tag begann um 9 Uhr im Foyer der Schule. Schulleiterin Frau Birk-Märker begrüßte die Anwesenden – Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Gäste und Vertreter der Stadt. Danach richtete Oberbürgermeister Dirk Meid persönliche Worte an die Jugendlichen und betonte, wie wichtig es sei, die Erinnerung an die NS-Zeit lebendig zu halten. Gerade in einer Zeit, in der die Stimmen der Zeitzeugen immer leiser werden, liege die Verantwortung des Erinnerns bei den jüngeren Generationen.
Ein besonderer Höhepunkt war die Ansprache von Gunter Demnig, dem Künstler und Gründer der Stolpersteinstiftung. Er war eigens nach Mayen gekommen, um die Steine selbst zu verlegen. In seiner Rede erklärte er, warum er sich für diese Kunstform entschieden hat: Wer die Inschriften lesen will, muss sich verbeugen – und wer sich verbeugt, erweist Respekt und Ehre. Seine Worte machten deutlich, dass es nicht nur um Steine im Boden geht, sondern um Menschen und Schicksale, die nicht vergessen werden dürfen.
Den Abschluss der Feierlichkeiten im Foyer gestalteten die Schülerinnen Nuria Schmitt und Marie Martini. In ihrer Rede erinnerten sie daran, dass die Opfer des Nationalsozialismus nicht bloße Zahlen sind, sondern Menschen mit Träumen, Hoffnungen und Familien. Sie appellierten eindringlich daran, das Leid nicht zu vergessen und Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft zu übernehmen.
Anschließend zogen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit den Gästen hinaus in die Stadt. An insgesamt vier Stationen wurden 13 neue Stolpersteine verlegt – im Entenpfuhl 36, im Hombrich 7, am Marktplatz 29 und in der Kelberger Straße 32. Vor jedem Stein trugen die Jugendlichen die Biografie der jeweiligen Person vor. Diese Biografien hatten sie im Unterricht unter der Leitung der Gemeinschaftskundelehrerinnen Frau Fatmi-Schmidt, Frau Pink und Frau Künzel erarbeitet.
Die Vorbereitung für die Verlegung der Stolpersteine war für die Klasse intensiv und bewegend. Viele Stunden verbrachten die Schülerinnen und Schüler im Mayener Stadtarchiv, analysierten alte Dokumente und Akten und suchten nach Spuren der Menschen, die einst Teil der Stadt waren. Es war nicht leicht, das ganze Ausmaß der Verfolgung nachzuvollziehen. Doch je mehr sie über die Einzelschicksale erfuhren, desto deutlicher wurde, wie wichtig es ist, die Geschichten dieser Menschen zu erzählen.
Jeder Stolperstein steht für einen Menschen, der vertrieben, deportiert oder ermordet wurde. Sie erinnern daran, dass es sich bei den Taten der NS-Zeit nicht um abstrakte Ereignisse handelt, sondern um Verbrechen, die mitten unter uns geschahen – auch hier in Mayen.
Mit der vierten Stolpersteinverlegung wurde nicht nur an die Vergangenheit erinnert, sondern auch ein Zeichen für die Zukunft gesetzt. Erinnerungskultur bedeutet Verantwortung: Verantwortung dafür, dass Ausgrenzung, Hass und Antisemitismus nie wieder einen Platz in der Gesellschaft finden.
Für die Schülerinnen und Schüler war es eine prägende Erfahrung. Sie haben gelernt, wie wichtig es ist, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen – und wie sehr das Gedenken auch heute noch betrifft. Dankbar zeigten sie sich dafür, einen Teil dazu beitragen zu dürfen, die Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger wachzuhalten.
Sie äußerten die Hoffnung, dass dieses wichtige Projekt ein fester Bestandteil der Schule und der Stadt Mayen bleibt.

Gunter Demnig bei der Verlegung.

Die neuen Stolpersteine.