Barbarossa-Markt in kleiner aber feiner Variante
Mit Gauklern und Feuerschau gegen die Last der Pandemie
Die Zeichen der Seuche beherrschten das Marktgeschehen
Sinzig. Keine Besucherrekorde aber eine kleine und feine mittelalterliche Marktveranstaltung. Der Barbarossamarkt im Zeichen der Seuche kam in diesem Jahr vollkommen anders daher. Der Verein „Wir helfen“ hatte die Großveranstaltung, die sonst im September Tausende Besucher in den Schlosspark zieht, in der altbewährten Form absagen müssen. Abstands- und Hygieneregeln schienen im weitläufigen Areal des Schlossparks nicht umsetzbar. Neuer Veranstaltungsort war dann der Kirchplatz und das Areal rund um die altehrwürdige Pfarrkirche Sankt Peter.
Vor rund acht Wochen gab es aber die Grundsatzentscheidung dennoch einen Barbarossamarkt durchzuführen. Inge und Jürgen Fleischmann hatten sich mit Anna Küffner in die Vorbereitungen gestürzt. Im Prinzip griff man damit eine Idee des leider viel zu früh verstorbenen ehemaligen Vereinsvorsitzenden Thomas Overath auf. Der hatte rund um die Kirche aber eigentlich eher einen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt im Sinn gehabt. So gab es drei Tage lang Mittelalter pur mit Musik, Feuershow, tanzenden Derwischen, vielen Händlern und einem riesigen Angebot für die kleinen Besucher. Die konnten schmieden, die Hexenflugschule testen oder Bogenschießen. Natürlich bestimmten Abstand halten und Hygieneregeln sowie eine gedeckelte Besucherzahl das Marktgeschehen. Bestens verpflegt wurden die Besucher in der Hexenschenke von Andreas Körber und Timo Diekmann aus Wuppertal sowie in der Taverne „Zum tanzenden Einhorn“ von Norbert Schmitz. Das perfekte mittelalterliche Bühnenbild zum Markt lieferte natürlich die in den Jahren 1215-1241 im spätromanischen Stil erbaute und somit sehr mittelalterliche Pfarrkirche Sankt Peter.
Die Darsteller und Händler aus der Mittelalterszene waren einfach nur froh mal wieder in einem richtigen Marktgeschehen „an die Luft zu kommen“. Denn die Pandemie hatte auch in der sonst sehr aktiven Mittelalterszene in den vergangenen Monaten für einen fast kompletten Stillstand gesorgt. Der Verein „Wir helfen“ hatte dabei Unterstützung durch die Stadt Sinzig, den Aktivgemeinschafts-Vorsitzenden Rainer Friedsam aber vor allen Dingen durch die katholische Pfarreiengemeinschaft Sankt Peter erfahren. Die Durchführung war viel Balsam auf die seelische Gesundheit der Mittelalter-Fans und der Besucher. Das Grundprinzip der fast schon authentischen Zeitreise ins Mittelalter, das sonst im Schlosspark geboten wird, musste am neuen Veranstaltungsort natürlich einige kleine Abstriche hinnehmen. Ein weiteres Grundprinzip wird allerdings beibehalten: der Erlös des Marktes wird für karitative Zwecke und Organisationen wie etwa das Frauenhaus, die Tafeln, die Bürgerstiftung Remagen und die Kirchen zu Verfügung gestellt.
Nicht verschwiegen werden soll aber auch, dass die Mittelalterszene selbst Unterstützung und Stärkung benötigt, nicht nur für Gaukler Caspar und viele seine Kollegen war es der erste Auftritt in diesem Jahr. Von den Händlern gab es viel Lob für die Verantwortlichen von „Wir helfen“ und „Wir helfen“ selbst verteilte viel Lob an Kaplan Thomas Hufschmidt und Kurt Heuser vom Pfarrverwaltungsrat, die mit ihrer breit angelegten Unterstützung den Markt in dieser Form überhaupt erst möglich gemacht hatten.
Bei der kleinen Ausgabe des Barbarossamarkts in Sinzig gab es natürlich auch ein großes Familientreffen der Mittelalterszene. Denn dort kennt und schätzt man sich. Und so sorgte unter anderem auch Barbarossamarkt-Urgestein „Freddy the Piper“ für den musikalischen Sound des Marktes. Wohlgemerkt; die Besucherzahlen blieben natürlich hinter dem Marktgeschehen im Schlosspark deutlich zurück. So gab es zum Auftakt am Freitag eine eher übersichtliche und sehr familiäre aber dennoch sehr stimmungsvolle Veranstaltung auf dem Kirchplatz. Vor allen Dingen die mittelalterliche Musik und die große Feuershow am Abend begeisterten die Besucher. Dies galt auch für die Whisky-Verkostung mit Jürgen Fleischmann für geladene Gäste im kleinen Kreis. Auch Sinzigs Spitzenkoch Jean-Marie Dumaine war in Zusammenarbeit mit der Lesezeit im Außenbereich kulinarisch unterwegs. Am Samstag mögen es dann doch rund 500 Besucher gewesen sein. Vor allen Dingen der Freitagabend bot in sehr gemütlicher Atmosphäre bei gut besetzter Außengastronomie viel Leben in der Sinziger Innenstadt. Denn parallel veranstaltete die Kultur AG des Bürgerforums im Biergarten von Da Giorgio eine „Musiknacht light“. Musiknacht und Barbarossamarkt, besucherstarke Aushängeschilder im Kulturgeschehen der Barbarossastadt, hatten deutlich abspeckt aber von ihrem Charme für das Leben in der Stadt nichts verloren. „Dat is eben Sinzig“, mag man da sagen. Bei den Veranstaltern gab man sich mit dem Ablauf und letztlich auch mit den Besucherzahlen aber dennoch zufrieden. Die finanzielle Bilanz wird wohl erst nach einem detaillierten Kassensturz möglich sein. Ob der Barbarossamarkt im Zeichen der Seuche genug Motivation bot, um in einigen Monaten einen mittelalterlichen Weihnachtsmarkt auf dem Kirchplatz und rund um Sankt Peter auf die Beine zu stellen bleibt dagegen abzuwarten. BL
Auch in der abgespeckten Version konnte der Barbarossa-Markt überzeugen.
