Signalkrebse werden in der Ahr immer häufiger
Mit Reusen gegen die Krebsinvasion

Kreis Ahrweiler. Auf den knapp 85 Kilometern, die sich die Ahr von Blankenheim nach Sinzig schlängelt, findet sich eine vielfältige Flora und Fauna. Gerade letztere blühte in den letzten Jahrzehnten geradezu auf: Der Maifisch wurde wieder angesiedelt, Regenbogenforellen und Lachse sind ebenfalls heimisch. Generell ist eine hohe Artenvielfalt wünschenswert, gilt als Zeichen einer funktionierenden Natur und nachhaltiger Bewirtschaftung. Aber nicht jeder Neuankömmling ist in und an der Ahr gerne gesehen. Und als besonders lästig gilt der Signalkrebs. Der stammt eigentlich aus Nordamerika und fühlt sich in ganz Mitteleuropa pudelwohl. Die Population steigt stetig. Gerade jetzt im Sommer, wenn es warm ist, vermehren sich die Tiere an manchen Ecken der Ahr explosionsartig. Dies ist auch in Fuchshofen der Fall. Ortsbürgermeister Bernd Schmitz hat sich der Sache angenommen. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Franz Nolden, Johannes Gitzen und Albert Dresen zieht Schmitz regelmäßig los, um der Plage Herr zu werden. Die Bezeichnung „Plage“ trifft die Ausmaße recht genau. An manchen Morgen ziehen die freiwilligen Krebsfischer hunderte Exemplare in ihren 40 Reusen aus der Ahr. Der Grund des Gewässers wimmelt geradezu von den Krebsen. Das schadet dem einheimischen Fischbestand. Junge Krebse fressen Fischlarven, die größeren Krebse greifen auch adulte Fische an. Letztendlich sinkt der Fischbestand und das macht den invasiven Krebs zum Schädling.
Menschgemachtes Problem
Dass der Signalkrebs vor einigen Jahren in der Ahr angekommen ist, ist ein menschgemachtes Problem. Eigentlich stammt er aus Flüssen Nordamerikas und wurde in der 1960er Jahren in Schweden ausgesetzt, mit dem Ziel, die dortige Krebsfischerei wieder anzukurbeln. Seither macht er sich in ganz Europa breit und eben auch in der Ahr. Eigentlich war der Neuankömmling zunächst gar nicht so unwillkommen. Doch im Laufe der Jahre zeigte sich, dass die Tiere eher schaden als nützen.
Krebsfischen ist durchaus eine harte Arbeit, wie Franz Nolden beschreibt. Denn freiwillig krabbeln die Krustentiere nicht in die Reusen. Mit Ködern, Forellenfutter nämlich, werden die Krebse in die Unterwasserkörbe gelockt, die schließlich an Land gebracht werden und dort ganze Kisten füllen. Dass die Population steigt, zeigt die Fangstatistik im Juni. Grundsätzlich gilt: Je wärmer das Wasser, desto mehr Krebse. Am 13. Juni waren 72 Krebse in den Reuse der Fuchshofener Freiwilligen. Am 16. Juni stieg die Zahl auf 113 Stück, am 20. Juni waren es schon 275, davon 259 Jungtiere und 16 Krebse mit einer Körpergröße von über elf Zentimentern. Innerhalb dieses Zeitrahmen stieg die Wassertemperatur von 13 auf 16 Grad Celsius.
Krebse landen in der Suppe
Um eine Ausrottung des Signalkrebses geht es den Schmitz, Nolden, Gitzen und Dresen nicht. Vielmehr wolle man den Bestand reduzieren um die heimische Fischfauna zu schützen. Völlig dezimieren könne man den Krebs sowieso nicht, sind sich die vier Männer sicher. Denn der Signalkrebs nutzt ökologische Nischen geschickt aus, Fressfeinde gibt es kaum. Aber man wolle vermeiden, dass in einigen Jahren nur noch Krebse und „sonst nichts mehr“ in der Ahr leben. Und letztendlich bringen die Krebse doch einen Nutzen. Denn Flusskrebse werden in den heimischen Restaurants im beliebter. Ab und zu kommt ein Koch vorbei und kauft Schmitz und seinen Kollegen ein paar Kilo ab. Die großen Exemplare landen dabei als Vorspeise auf dem Teller, mit Knoblauch, Mayonnaise und etwas Baguette. Auch für die Kleineren gibt’s eine Verwendung: Sie machen sich hervorragend als Einlage im Süppchen. Das bringt sogar der Allgemeinheit etwas: Das, was die vier Naturschützer mit dem Verkauf von Krebsen an die Gastronomen einnehmen, wird umgehend in gemeinnützige Projekt vor Ort investiert.
ROB

Körpergrößen von über elf Zentimetern sind keine Seltenheit.

Mit Reusen soll die Krebsinvasion bekämpft werden.

Die Krebse sind zahlreich und füllen ganze Kisten. Fotos: CF