„Priscoearomyia bausenbergensis“ stammt - wie der Name vermuten lässt - aus Niederzissen
Neue Fliegenart aus der Eifel entdeckt
Region. Die Fauna in Deutschland ist nur rudimentär bekannt. Dank DNA-Barcoding können Arten identifiziert werden, für die es keine deutlichen Unterscheidungsmerkmale gibt. So konnten Forschende nun erstmals vier Lanzenfliegen aus der Vulkaneifel vom Bausenberg nachweisen und eine Art erstmals wissenschaftlich beschreiben. Die Studie dazu wurde jetzt in der Fachzeitschrift „Contributions to Entomology“ veröffentlicht. In der gemeinsamen Studie vom Museum Koenig Bonn des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) und der Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden (SNSD) beschreiben die Forschenden die großen Möglichkeiten von DNA-Barcoding.
Bei Lanzenfliegen erlaubt das DNA-Barcoding, weibliche Individuen zu einer Art zuzuordnen. Anhand von klassischen Merkmalen, wie den Genitalien, sind die Weibchen nicht unterscheidbar. Die Familie der Lanzenfliegen ist eine sehr kleine, noch weitestgehend unbekannte Familie mit weltweit knapp über 600 und deutschlandweit 60 bekannten Arten. Mit der neu beschriebenen Art „Priscoearomyia bausenbergensis sp. nov.“ aus der Familie der Lonchaeidae (Zweiflügler) ist nun erstmals eine Lanzenfliege vom Bausenberg wissenschaftlich beschrieben worden.
Der Bausenberg - ein erkalteter Lavastrom - entstand vor etwa 150.000 - 200.000 Jahren in der Osteifel bei Niederzissen, nahe an der A61. Seit 1981 steht er unter Naturschutz. Er ist eine besondere Wärmeinsel in der Osteifel mit fast submediterranen Klima und ein sehr schützenswerter Biodiversitäts-Hotspot. Zur Identifizierung dieser Fliegenfamilie wurde erstmals DNA-Barcoding genutzt.
Die Wissenschaftler konnten 29 der rund 60 deutschlandweit bekannten Arten durch DNA-Barcoding identifizieren: Dies entspricht fast der Hälfte der bislang bekannten Arten dieser Familie. „Ein großer Schritt zum Aufbau einer validen DNA-Referenz-Bibliothek, um zukünftig Arten molekular sicher bestimmen zu können“, freut sich Björn Rulik, Sammlungsmanager der Gliedertiere im Museum Koenig Bonn des LIB. Als DNA-Barcode bezeichnet man ein kleines Fragment aus einem bestimmten Gen.
Wird von diesem Fragment die Gensequenz bestimmt, können Forschende einzelne Individuen zu bekannten Arten in der DNA-Referenz-Datenbank zuordnen und sogar neue Arten erkennen. Solche DNA-Barcodes bilden eine wichtige Basis zur Art-Identifizierung. „Das ist ein Meilenstein, besonders hinsichtlich der Identifizierung von Arten bei weiblichen Fliegen, die sich sonst nicht oder nur schwer unterscheiden lassen. Dies bedeutet für uns einen riesigen Schritt bei der Erforschung von Arten“, so Björn Rulik. Die Studie ist ein Ergebnis des Projektes „GBOL - German Barcode of Life“ - das seit über zehn Jahren am Museum Koenig Bonn angesiedelt ist. GBOL III - „Dark Taxa“ konzentriert sich besonders darauf, die bislang desolate Datenlage für schwierig zu identifizierende, meist kleine Tierarten wie Mücken, Fliegen oder parasitoide Wespen in Deutschland zu verbessern. „Dass es mit meinem Kollegen André Reimann, Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden, gelungen ist, eine neue Art vom Bausenberg zu identifizieren und zu beschreiben, zeigt, wie hilfreich DNA-Barcoding ist. Wir schätzen, dass allein in Deutschland Tausende von Insektenarten noch nicht beschrieben oder nachgewiesen sind. Dies betrifft insbesondere die Gruppen, die wir in GBOL derzeit untersuchen.“