Löhndorfer Erinnerungen an die Zeit des 2. Weltkriegs

„Schneid´ die weißen Blumen, damit die Flieger uns nicht seh´n“

26.09.2019 - 10:53

Daniel Robbel

Löhndorf. Im Jahr 1945, dem letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges, bereiteten dem damaligen Ortsvorsteher von Löhndorf die Blumenpracht im Garten der Großmutter von Christiel Schäfer geb. Brück große Sorgen. Die Lilien leuchteten nachts in strahlendem Weiß und boten ein Ziel für alliierte Bomber. Darum wies der Ortsvorsteher die junge Löhndorferin an, die Blumen abzuschneiden. Doch Christels Oma widersetzte sich. Die resolute Frau stülpte jeden Abend einen Sack über die Lilien um diesen pünktlich vor dem Frühstück wieder abzunehmen.

Die Lilien vergingen und irgendwann war auch der Krieg vorbei. Doch das Leben im Ort war danach ein anderes. 47 Männer aus Löhndorf kamen von den Schlachtfeldern nicht mehr nach Hause. Friedhelm Münch, ehemaliger Ortsvorsteher von Löhndorf, hatte es sich vor fast zehn Jahren zur Aufgabe gemacht, Zeitzeugen des Ortes nach ihren Erlebnissen zu befragen und die Erlebnisse des Weltkriegs und der unmittelbaren Nachkriegszeit zu dokumentieren. Damals, im Jahre 2010, lebten noch acht Löhndorfer Männer, die den Krieg miterlebt hatten. Mit den ehemaligen Wehrmacht-Soldaten und deren Angehörigen führte Münch intensive Gespräche. „Ich hatte das Gefühl, dass die Menschen erst im hohen Alter über ihre Geschichte sprechen konnten“, beschreibt es Münch. Dabei erfuhr er von den Zeitzeugen eine große Dankbarkeit. Als wäre es eine Erleichterung, das Erlebte endlich zu erzählen. Die niedergeschriebenen Aussagen zeigte Münch im gleichen Jahr in einer Ausstellung im Gemeindehaus anlässlich des Martinsmarktes. Nun ist es genau 80 Jahre her, als im September 1939 beim Überfall auf Polen die ersten Schüsse bei der grausamsten kriegerischen Auseinandersetzung in der Geschichte der Menschheit fielen.


Eine geraubte Jugend


Auch nach 80 Jahren sind die Erinnerungen der Löhndorfer aktueller denn je. Geschichten voller Heimweh und Angst, Vorfreude und Trauer, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Die Schilderungen können unterschiedlicher nicht sein, doch ein Satz voller Bitterkeit zieht sich durch die Kriegserinnerungen: „Man hat uns unserer Kindheit und Jugend beraubt“. ROB

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