
Am 23.06.2025
Allgemeine BerichteMayener Eigenproduktion besticht durch Witz, Spannung und einem gelungenen Sound
Süßes Gold strahlt hell auf der Genovevaburg
Mayen. Wer sich bis heute gefragt hat, wie man die Mayener Attraktionen Burgfestspiele und Bienenstadt zusammenberingen kann, findet die Lösung jetzt auf der Bühne der Genovevaburg. Die Musicaluraufführung „Süßes Gold“ im Rahmen der Spielzeit 2025 knüpft nahtlos an die große Show von Brigitte Bordeaux an, mit der man in Mayen 2022 nicht nur das Publikum restlos begeisterte, sondern auch einen Musicalpreis abräumen konnte.
In diesem Jahr steuerte Erfolgskomponist Thomas van Hasselt mit „Süßes Gold“ den Stoff und die Musik für eine Uraufführung bei. Intendant Alexander May und sein Ensemble polierten dieses Gold kräftig, sodass es zur Premiere hell erstrahlte. Es strahlte genauso wie das Premierenpublikum, welches sich nach turbulentem Spiel spontan von den Sitzen erhob, um den Verantwortlichen und den Spieler/innen gebührend zu huldigen. Dadurch, dass die Premiere mit ein wenig Zeitverzug beginnen musste, kam das Publikum im zweiten Teil in den Genuss der kompletten Wirkung der Lichteffekte, so wie man dies normalerweise erst ab Mitte, Ende Juli erleben kann.
Es geht um einen Bienenstaat, in dem man sich all die Fragen stellt, die die Gesellschaft auch heute beschäftigen. Was bringt die Zukunft? Soll es nicht besser so bleiben wie es ist? Wie sollte die Rollenaufteilung zwischen Bienen und Drohnen geregelt werden? Ohne belehrend zu wirken, werden alle diese Fragen im Musical gestellt und zwar durch die phantasiebegabte Biene Simina (Pauline Schubert). Diese rüttelt gewaltig an den bisherigen Rahmenbedingungen und muss dabei allerlei schmerzhafte Erfahrungen machen. Unterstützt wird sie von Philine (großartig Rosaly Oberste-Beulemann). Dabei stellen auch die Duette dieser beiden Akteurinnen Höhepunkte der Inszenierung dar, wobei es eigentlich ungerecht erscheint einzelne Personen herauszuheben. Ob Michael Ophelders, der frisurentechnisch mit einer Überraschung aufwartet oder Mirjam Smejkal als Amme, die ein Geheimnis in sich trägt, sie alle übertragen ihre Spielfreude auf das Publikum, welches sich sofort in den Bienenstaat integriert fühlt. Nicht vergessen Wächterin Katrine, der Sabine Brandauer die passende Portion Undurchschaubarkeit und Hinterlist gibt, damit sie im Staat gefürchtet wird, oder die Jungdrohne Ronny (Jakob Wirnsberger), die einen gewaltigen Entwicklungsprozess durchlebt, es ist eine Freude dem abwechslungsreichen Spiel zuzuschauen, in dem es vor Wortwitz und Anspielungen nur so wimmelt. Dabei schafft es Alexander May in seiner Inszenierung immer wieder überraschende Wendungen einzubauen, bis es zum großen Finale kommt. Großartige Arbeit hat auch Caroline Neven Du Mont bei den Kostümen geleistet, vor allem nach der Pause sorgt die Bienenkönigin für Begeisterung.
Eine wichtige Rolle spielen dabei die Arbeiterinnen und Drohnen, die vom Burgfestspielchor gemimt werden. In diesem Jahr haben die Chormitglieder einen deutlichen höheren Spiel- und Gesangsanteil, als zuletzt, was der Inszenierung zusätzlichen Charme verleiht. Den Akteuren selbst merkt man ebenfalls die Freude an, dass Alexander May und Choreograf Dominik Büttner sie von der „Leine gelassen haben“. Sie zahlen dieses Vertrauen mit viel Spielfreude und stimmlicher Vielfalt zurück.
Immer wieder unterbricht das Publikum mit Szenenapplaus, insbesondere nach den Gesangseinlagen und Choreografien.
Wie im Fluge vergeht die Zeit im Bienenstock und am Ende darf man konstatieren, dass dieser Uraufführung die großen Schuhe der Brigitte Bordeaux-Aufführung mehr als passen. „Süßes Gold“ ist ein echtes Gute-Laune-Stück, das bestens unterhält und durch seinen Ideenreichtum, passend zum Thema Bienen, besticht.
Vorsichtig, wie das Theaterpublikum in der Region bei neuen Inszenierungen häufig ist, hat das Stück im Vorverkauf noch Luft nach oben. Aber das Publikum der Mayener Burgfestspiele gilt auch als begeisterungsfähig und daher dürfte nach dieser glanzvollen Premiere der Run auf die Tickets jetzt verstärkt einsetzen. Verdient wäre es allemal. BLA

Die Drohnen in Aktion.