„Tante Meggy“ hilft den Flutbetroffenen

„Tante Meggy“ hilft den Flutbetroffenen

Mit ihrem Spendenmobil bereitet Margret Nicot (l.) Flutbetroffenen wie Marlies Winkler große Freude. Foto: Niklas Schonschek

Sinzig. Margret Nicot lebt erst seit rund einem halben Jahr in Sinzig. Und doch kennen viele Bewohner des Ahrtals die junge Frau mittlerweile: Als „Tante Meggy“ sammelt sie nämlich seit nunmehr vier Monaten unermüdlich Sachspenden für die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen.

Die Idee dazu kam der 34-Jährigen, die in der Vergangenheit selbst schon mehrfach traumatische Ereignisse durchleben musste, bereits kurz nach der Jahrhundertflut. „Mit einem Trauma möchtest du, wenn du alles verloren hast, nicht in ein Spendenlager gehen“, erklärt sie, „du hast psychisch gar keine Kraft dafür, und es ist auch einfach unangenehm.“ Darum fasste sie den Entschluss, die Sachspenden direkt dorthin zu bringen, wo sie gebraucht werden.

Nachdem sie zunächst auf einem Fahrrad ihre Dienste ausschließlich in Sinzig anbieten konnte, fährt Margret Nicot seit Ende Oktober regelmäßig mit einem Kastenwagen, dem „Tante Meggy Mobil“, Spendentouren durch das untere Ahrtal. Wie ein „Eiswagenmann“, sagt sie, fahre sie die Straßen der flutbetroffenen Gebiete auf und ab. Laute Musik soll dabei die Anwohner auf das Spendenmobil aufmerksam machen – um die 50 Menschen erreicht Nicot so pro Fahrt.

Wo das „Tante Meggy Mobil“ Halt macht, werden aber nicht nur Kleidung, frisch gebackener Kuchen oder – passend zur Adventszeit – Weihnachtsdekoration verschenkt, sondern es bietet sich auch die Gelegenheit für Gespräche und etwas Ablenkung von den alltäglichen Sorgen und Nöten. „Es tut einfach mal gut“, meint Marlies Winkler aus Bad Bodendorf, deren Wohnung im Juli komplett überflutet wurde. „Meggy geht auf die Leute zu, sie redet mit ihnen. Das ist sehr wichtig.“

Projekt erfordert hohen OrganisationsaufwandAktuell ist Margret Nicot wöchentlich wechselnd entweder montags in Sinzig, mittwochs in Bad Bodendorf und freitags in Heimersheim oder aber am Dienstag in Sinzig und am Donnerstag in Heppingen sowie Lohrsdorf unterwegs. Den ursprünglichen Fahrplan von fünf Tagen die Woche, den sie auch in Zukunft gerne wieder aufnehmen würde, kann die Sinzigerin im Moment schlichtweg nicht mehr leisten. Grund ist vor allen Dingen das Geschehen hinter den Kulissen, wie sie hervorhebt: „Die Organisationsarbeit macht siebzig Prozent aus.“

Besonders zeitraubend ist das Aussortieren von Sachspenden, die sich aufgrund starker Gebrauchsspuren nicht mehr für die Weitergabe eignen. Unzählige Stunden schlägt sich Margret Nicot in ihrem Spendenlager mit dieser Arbeit herum. „Ich wünsche mir, dass ich weniger in der Kälte im Lager stehe und stattdessen mehr Zeit für die Betroffenen habe“, gibt sie zu verstehen. Um genau dies zu ermöglichen, stellt „Tante Meggy“ momentan ihre Spendenakquirierung um: Gespendet werden sollen künftig nur noch Lebensmittel oder Hygieneartikel; alle anderen Sachspenden möchte sie selber mithilfe von Spendengeldern bedarfsgerecht einkaufen.

Noch bis Ende April nächsten Jahres plant Margret Nicot ihr ehrenamtliches Engagement fortzuführen. „Ich werde das Projekt aber nicht von heute auf morgen beenden“, versichert sie jedoch, „ich werde es eher ausschleichen und vielleicht nur noch ein Mal im Monat vorbeikommen.“ Eines ist also gewiss: „Tante Meggy“ wird für die Flutbetroffenen da sein, so lange ihre Hilfe benötigt wird.

Wer sie dabei mit einer Spende unterstützen möchte, kann Margret Nicot kontaktieren unter Tel.: 01575/3620638.

Niklas Schonschek