Drei Wochen nach der Katstrophe an der Ahr in Dernau
Überwältigende Hilfe durch Freiwillige und Institutionen macht Mut
Dernau. Nach dem schlimmen Ahrhochwasser von Mitte Juli laufen in den betroffenen Orten an der Ahr die Aufräumarbeiten unvermindert weiter. Etwa in Dernau. Dutzende von Baggern, Raupen und Transport-LKW bringen im Dauerbetrieb Müll, Schutt und Sperrmüll aus dem Tal. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Parallel laufen in vielen Gebäuden bereits die ersten Sanierungs-Vorarbeiten. Und Nachbarschaftshilfe wird großgeschrieben. Aber dies würde bei weitem nicht reichen. So sind es Dutzende kleiner Kolonnen von Menschen jeden Alters aus allen Teilen der Republik, die sich durch die schlimmen Zustände kämpfen. Vor allem Jugendliche, darunter zahlreiche Flüchtlinge. Auch am vergangenen Sonntag machte sich eine schier riesige Helferschar auf den Weg in die zerstörten Bereiche. Viele Menschen sind sich sicher, dass es ohne den Einsatz dieser „Ersthelfer“ sowie Landwirten mit ihrem schweren Gerät zum Ausbruch von Krankheitskeimen gekommen wäre. Und zahlreiche Betriebe aus ganz Deutschland haben Mitarbeiter unter Lohnfortzahlung freigestellt, um in dieser Situation helfen zu können. So hat ein Unternehmen aus Wipperfürth rund 40 Leute eingesetzt, um den demolierten Friedhof wieder würdig zu gestalten. Völlig zerstört ist hingegen die gesamte Infrastruktur der Ahrtalbahn ab Ahrweiler. Die Schienen sind heraus gerissen, und die meisten Brücken zerstört. Hier setzen sich unter anderem SPNV-Nord Verbandsdirektor Thorsten Müller, der Fahrgastverband Pro Bahn, Ahrtalbahnfreunde, der NRW-CDU Landtagsabgeordnete (und Sprecher für Europa für Verkehr) sowie verschiedene weitere Organisationen bereits frühzeitig und nachhaltig für einen Wiederaufbau dieses wichtigen Verkehrsträgers im Ahrtal ein. Möglichst soll dann die Weiterührung bis Adenau wieder reaktiviert werden. Für viele Menschen folgt aber jetzt der zweite Schock: Ihre Häuser sind durch das Hochwasser nicht mehr bewohnbar, und müssen abgerissen werden. Und von vielen Fachwerkhäusern steht nur noch das Balkengerüst. Für die Instandsetzung dieser historischen Bauten hat sich eine Initiative gegründet.
Frisches Essen
An verschiedenen Stellen gibt es täglich frisches Essen, so etwa in der Dagernova-Eventhalle vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) Bonn. Und oftmals werden spontan andere Speisen angeboten, etwa eine frisch zubereitete Curry-Wurst, ebenso wie Obst. Aktiv im Ort sind neben dem DRK auch beispielsweise die Malteser, das THW, Feuerwehren aus der ganzen Republik sowie die Bundeswehr im Einsatz. Die Bundeswehr installierte am vergangenen Sonntag - direkt unterhalb der zerstörten Brücke am Weinbrunnenplatz - mit einem Spezial-Kettenfahrzeug einen neuen, mobilen Übergang über die Ahr. Diese dient der Entlastung der immerhin noch stehenden historischen Brücke an der „Steinbergsmühle“. Benutzt werden darf diese aber nur zu bestimmen Zeiten und nach Einweisung vor allem jedoch durch Hilfskräfte. Zuvor hatte die Bundeswehr dort im Kies einen Aufleger planiert. Die Bundeswehr hat sich auch um das mutmaßlich zerstörte Sportplatzgelände gekümmert. Ob der Sportverein Blau-Gelb Dernau wieder Mannschaften zum Spielbetrieb melden kann, ist derzeit noch ungewiss. Die Anlagen auf dem erst kürzlich umgestalteten Weinbrunnenplatz sind vollständig von den Ahrfluten weggeschwemmt worden. Ebenso der Serviceraum der ED-Tankstelle. Diese soll jedoch wieder in Betrieb genommen werden, erklärte Stefan Dewald gegenüber BLICK aktuell. In der ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogenen Grundschule gibt es ein großes Angebot von Lebensmitteln, Getränken und Hygieneartikeln sowie Gebrauchsgegenständen jeder Art. Die Bundeswehr und ein Polizei-Wasserwerfer beteiligen sich an der Verteilung von Wasser. Dies bedingt in den engen Gassen mit den großen Fahrzeugen oftmals fahrerische Höchstleistungen. Vielfach funktioniert auch die Wasser- und Stromversorgung wieder. Telefon und WLAN hingegen können wegen der großen Schäden bislang noch nicht genutzt werden. Sehr gut funktionieren die von Ingrid Näkel-Surges und Heinz-Wilhelm Schauten sowie etlichen Helferinnen und Helfern organsierte „Bürgerinfo“ sowie das Bürgerbüro im überdachten „Hofgarten.“ Und auch Bürgermeister Fred Sebastian und dessen Stellvertreter, David Fuhrmann, sowie der Dernauer Krisenstab sind ständig im Ort unterwegs - und damit nah bei den Menschen. Mittlerweile stehen im Ort auch stationäre Duschen zur Verfügung, ebenso wie Waschmaschinen und Trockner an der Grundschule. Hier hatte zunächst auch eine Privatinitiative den Menschen geholfen. Und die Ärztin Astrid Näkel kümmert sich in ihrem Privathaus - unterstützt von vielen ebenfalls ehrenamtlich arbeitenden Ärzte-Kollegen - kostenlos für die Menschen. Viele, ältere Personen ebenso wie Kinder, sind nach dieser Katastrophe traumatisiert. Kurt Josten hat in seinem Haus einen Raum zur Verfügung gestellt, damit Kinder psychologisch betreut werden können. Und dass es weitergehen muss, zeigt eine weitere Privatinitiative, die in diesen Zeiten zumindest etwas Mut verbreitet: Als Grundstock für die Instandsetzung des ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogenen Kinderspielplatzes ruft eine Initiative dazu auf, pfandpflichtige Getränkeflaschen bei Caro und Marco Kriechel (direkt eingangs zur Bergstraße) abzugeben.
endlich ein umfangreich realistisch informietender artikel der viele vetschiedene menschen, öffentliche helfergruppen wie thw usw und die landwirte erwähnt.
er macht mut unf zeigt es tut sich was.
Danke fuer diesen guten Artikel. Miteinander, Hilfsbereitschaft, fast hatte ich geglaubt, dass es das nur noch selten gibt. Danke auch, dass sie erwähnen, wieviele Flüchtling mithelfen.
Es zeigt, dass diese Menschen, die helfen, tatsächlich noch Menschen sind. Diese Hilfsbereitschaft stimmt mich optimistisch was unsere Zukunft angeht.