Tierische Freunde erfreuen Gäste und Mitarbeiter in der Bad Neuenahrer Einrichtung
Umschwärmtes Hospiz
Stare, Meisen und zwei Bienenschwärme teilen sich eine Platane
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Von wegen Zwangspause und das Leben steht still in Corona-Zeiten. Ganz schön lebendig geht es zuweilen am stationären Hospiz im Ahrtal zu. Das dort neben Schmerz und Trauer auch gelacht und gefeiert wird, wissen viele längst, die das Haus oberhalb der Bad Neuenahrer Klinik kennengelernt haben. Hospizgäste und Mitarbeiter haben in den vergangenen Wochen auch das Staunen gelernt – angesichts der Naturereignisse, die sich dort abgespielt haben.
„Uns haben jetzt auch die Tiere entdeckt“, sagt Hospiz- und Pflegedienstleiterin Yasmin Brost schmunzelnd. Hauskatze Erna ist nicht gemeint. Sie wohnt bereits seit einem Jahr in der stationären Einrichtung für sterbenskranke Menschen und erfreut diese mit schnurrendem Dank auf Streicheleinheiten oder sonstige Zuwendungen. Vielmehr hat der Fokus jüngst einer Platane gegolten, die zwar auf dem Gelände des benachbarten Krankenhauses Maria Hilf steht, aber von Balkon und Terrasse des Hospizes aus gut zu sehen ist.
Erst haben sich dort fast zeitgleich ein Staren- und ein Meisenpärchen eingenistet. Die „Hospizler“ – Gäste sowie Mitarbeiter – erlebten, wie der Nachwuchs gefüttert wurde und die ersten Flugübungen machte. Das amüsierte nicht zuletzt die Gäste, von denen viele auch gerne dem Treiben rund um das Vogelhäuschen am Hospiz zuschauen. Hausmeister Horst Steinheuer ist zudem froh, dass sich das „Spiegelbecken“ außen am Hospiz „nur“ mit normalem Wasser gefüllt ist. Algen werde ausschließlich mit einer UV-Lampe und nicht mit Chemie zu Leibe gerückt: Zum Glück. Denn immer wieder labten sich dort Insekten und Vögel.
„Kurz nachdem die Staren und die Meisen in die Platane einzogen sind, folgten auch noch Bienen“, berichtet Brost, die den Einzug des ersten Schwarms live mit einigen anderen Hospiz’lern verfolgt hat. Gut eine halbe Stunde hat das große Summen gedauert. Der Baum war viel umschwärmt, und dann hatten wir einige Nachbarn mehr“, sagt Brost. Zwei Wochen habe sich das Spektakel wiederholt: Ein weiterer Bienenschwarm fand in der Platane ein Zuhause. „Alle verhalten sich völlig friedlich“, weiß Steinheuer, der die neuen Nachbarn wohlwollend im Auge hat.
Damit nicht genug der tierischen Bekanntschaften: Als Nicole Schumacher, katholische Seelsorgerin im Hospiz, sich vor ein paar Wochen im „Raum der Stille“ den Gedenksteinen an die verstorbenen Hospizgäste und dem Gedenkbuch, in dem auch Angehörige einen Gruß hinterlassen, widmete, blickte sie zwischendurch durch die Glaswand nach draußen – und schaute geradewegs in ein paar braune Rehaugen. Dort, wo Gedenksteine und eine Statue im Hospizgarten platziert sind, stand das eigentlich scheue Tier und ließ sich beim Fressen nicht aus der Ruhe bringen. „Wir konnten auch näher an es herangehen, und es blickte uns immer wieder an“, berichtet Brost. Der Steingarten hatte es ihm offensichtlich angetan. „Wahrscheinlich sind sie alle gekommen, weil es in den vergangenen Wochen ruhiger rund um unser Haus war. Nicht nur wegen weniger Besuchern, sondern auch weil die umliegenden Straßen weniger befahren sind, und hier oben finden sie teilweise ja noch Natur pur“. Sowieso leben seit Eröffnung des Hospizes rund ums Haus auch Eichhörnchen, die sich gerne beobachten lassen, in der Dämmerung tummelt sich zuweilen ein Fuchs, und nachts hat Koordinatorin Julia Hansel schon einen Uhu gehört, den sie am folgenden Morgen auf dem Hospizdach sitzen sah.
Ein Staren- und ein Meisenpärchen haben sich in einer Platane eingenistet.
