Allgemeine Berichte | 18.04.2019

Exkursion der Naturfreunde Kettig nach Koblenz

„Von Jungfrauen, Prinzessinnen und anderen Kämpferinnen“

Führung befasste sich mit historischen Frauengestalten an Rhein und Mosel

Kettig. In diesem Jahr machten die Naturfreunde Kettig – 13 Frauen und drei Männer – einen Rundgang durch die Koblenzer Altstadt, um mehr zu erfahren „Von Jungfrauen, Prinzessinnen und anderen Kämpferinnen“. Das soziale Engagement von Frauen in der Koblenzer Geschichte war Thema der fachkundiger Führung der Historikerin Petra Habrock-Henrich. Hier nur ein Ausschnitt aus den ausführlichen Erläuterungen. Zeitlich spannte sich der Bogen vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart.

Die Gruppe startete an der Basilika St. Kastor mit dem Schrein der seligen Rizza – historisch nicht eindeutig belegt, Namensgeberin der Rizzastraße. Die spätere Kaiserin Auguste „schenkte“ den Koblenzern die Rheinanlagen. An der Ecke Rheinstraße standen bis 1944 das Kapuzinerkloster und das dahinterliegende Gestapo-Gefängnis, in dem auch kurzzeitig Helene Rothländer (Lehrerin, Politikerin Zentrum/CDU-Mitglied, Katholikin, 1890-1976) inhaftiert war. Vor der Reichtagswahl 1933 sprach sie sich vehement öffentlich gegen die Nationalsozialisten aus. Hätten ihr doch mehr Frauen und Männer Glauben geschenkt. Das Eintreten für ihre Überzeugung führte zur sofortigen Beendigung ihrer beruflichen und öffentlichen politischen Tätigkeit, die sie 1945 wieder aufnahm.

Kampf gegen Hunger, Armut und Krankheit

Am heutigen Görresplatz wohnte die unverheiratete Caroline Settegast (1792-1871). Zusammen mit anderen Frauen wie Luise Hensel (1798-1878) versuchte sie nach der Missernte von 1816 und der großen Hungersnot die überwältigende Armut und mangelnde Krankenversorgung des Großteils der Bevölkerung zu lindern. Dies führte 1817 zur Gründung des Koblenzer Frauenvereins. Die Mitgliederzahl und das Spendenaufkommen wuchsen in den nächsten Jahrzehnten beträchtlich. Die Frauen widmeten sich der Armenbetreuung auch durch Hausbesuche, betrieben eine Suppenküche, initiierten auch mit der Unterstützung von Männern ein Bürgerhospiz, das 1826 von den in der Krankenpflege kundigen Borromäerinnen übernommen wurde. Die heute gerade verlaufende Straße „Am alten Hospital“ zeugt von dem Standort. Das Gebäude und die dicht besiedelte Bebauung entlang der Mosel wurden Ende 1944 bei der Befreiung Nazi-Deutschlands vollständig verstört. Im Alten Kaufhaus am Florinsmarkt gründete der Frauenverein eine Freischule für ca. 100 Mädchen aus ärmlichsten Verhältnissen. Sie lernten lesen und schreiben, bekamen eine Schuluniform und wurden auf eine Beschäftigung als Haushaltshilfen vorbereitet. Aus heutiger Sicht könnte man denken: Das Bürgertum bildete sich nicht ohne Eigennutz seine Dienstmädchen heran. Dies würde aber der Lebenssituation der jungen Mädchen nicht gerecht. Sie erhielten eine Grundbildung, die sie sonst sehr wahrscheinlich nie erhalten hätten, und die Alternative wäre oft noch größere Armut oder gar ein Leben als Prostituierte gewesen.

Mutigen Ordensfrauen drohte Kirchenbann

In der heutigen Altstadt gründeten Frauen verschiedene Beginenhäuser und über die Jahrhunderte mehrere Klöster verschiedenster Konvente, so auch das Zisterzienserkloster, damals mit großem Garten nahe der Stadtmauer, am Ende der heutigen Gymnasialstraße gelegen. Erzbischöfen kam es jedoch in den Sinn, gerade dort den rein männlichen Jesuitenorden anzusiedeln, der den Standort ab 1580 übernahm. Der Protest der Ordensfrauen blieb erfolglos. Erst nach Androhung des Kirchenbanns siedelten sie mit ihren Konvent auf die Insel Niederwerth um. Dies würde wohl heute kein Mann mehr wagen. Bis zur Gleichstellung von Katholikinnen in ihrer Kirche ist aber noch viel „Keiner schiebt uns weg“ erforderlich. Im nahen Rathaus sieht es schon etwas besser aus. Zwar fehlt immer noch eine Frau in der Bilderreihe der Oberbürgermeister, aber im Koblenzer Stadtvorstand finden sich eine Bürgermeisterin und eine Kulturdezernentin. Stellvertretend für Koblenzer Kommunalpolitikerinnen seit dem Frauenwahlrecht darf auch Maria Detzel nicht unerwähnt bleiben. Sie war von 1927 bis 1933 und von 1946 bis 1962 SPD-Stadträtin. 1933 hat auch Koblenz jemandem die Ehrenbürgerschaft angedient, der es absolut nicht verdiente. In einer öffentlichen Sitzung hat Detzel ihr laut vernehmlichen „Nein“ dazu gesagt. Es folgte die Entlassung aus dem Amt und mehrmalige „Schutzhaft“. Am Ende ihres Altstadtbesuchs machten die Naturfreunde noch auf die sehenswerte Ausstellung „ 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland“ mit Werken zeitgenössischer Künstlerinnen bis Ende Mai im Mittelrhein-Museum aufmerksam. Danach wird sie im Bonner Frauenmuseum ausgestellt.

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