Das Fachwerkhaus in der Pützgasse 24 in Walporzheim wurde vor 300 Jahren gebaut.

Walporzheim: Fachwerkhaus hat alle „Jahrhunderthochwasser“ überstanden

Walporzheim: Fachwerkhaus hat alle „Jahrhunderthochwasser“ überstanden

Fritz Vennemann (links) im Gespräch mit Nicole Steingaß, Brigitte Beu, Dr. Markus Fritz-von Preuschen (GDKE) und Ulrike Scheel vom Verein. Foto: Verbindungsbüro/Adams

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das Fachwerkhaus in der Pützgasse 24 in Walporzheim hat alle „Jahrhunderthochwasser“ an der Ahr überstanden. Das von 1804 ebenso wie jenes von 1910. Und auch nach der Flut 2021 steht das Haus noch, wenngleich es bis auf die Fachwerkkonstruktion ramponiert war. Fenster, Türen, Außenwände hatten die Wassermassen weggerissen, nur das Holzkonstrukt, die Struktur des 300 Jahre alten Fachwerkgebäudes, blieb stehen. Dass es jetzt wieder aufgebaut wird, die Fächer der Fachwerke schon wieder mit Lehmziegeln ausgemauert sind, ist dem Verein AG Historisches Ahrtal zu verdanken.

Wichtiger Beitrag

„Das ist ein wichtiger Beitrag zum Aufbau im Ahrtal“, sagt Ncole Steingaß, Staatssekretärin im Innenministerium und Wiederaufbaubeauftragte der Landesregierung für das Ahrtal. „Fachwerkhäuser sind ebenso identitätsstiftend für das Ahrtal wie der Fluss und der Weinbau.“

Gemeinsam mit Dr. Markus Fritz-von Preuschen von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz ist Steingaß zum Haus der Familie Beu nach Walporzheim gekommen, um sich vor Ort über das Bauprojekt und die Arbeit des Vereins Historisches Ahrtal zu informieren. Der Verein wurde nach der Flutkatastrophe 2021 gegründet, da nach Schätzungen bis zu 500 Fachwerkhäuser im Ahrtal durch die Flutkatastrophe sanierungsbedürftig sein könnten. Der Verein verbindet Eigentümer, interessierte Bürger, Handwerker, Architekten, Unternehmer, sowie Behörden im Ahrtal, um gemeinsam historische städtebauliche Strukturen zu erhalten und in die Ortsplanung mit einzubeziehen. „Denn die Fachwerkhäuser sind regionales Kulturgut, prägen den Charakter der Dörfer im Ahrtal“, sagt Fritz Vennemann, Vorsitzender und Motor des Vereins. Und ihm und seinen Mitstreitern geht es auch nicht darum, dass möglichst viele der Fachwerkhäuser fachgerecht wieder aufgebaut werden. Man ist auch bemüht, solche oftmals viele hundert Jahre alten Gemäuer vor der Abrissbirne zu bewahren, wenn sich Eigentümer eigentlich zum Abbruch entschieden haben. Manchmal gelingt das dem Team um den Architekten aus Ahrweiler. Oft genug gelingt es aber auch nicht. „Damit geht ein Stück Kulturgut im Ahrtal verloren“, sagt Vennemann. „Schließlich machten doch die kleinen Häuschen in den verwinkelten Gassen die Weinorte an der Ahr aus.“

Sanierung und Denkmalpflege

Da wo es dann gelingt, schalten sie sich dann bei der Objektsanierung ein, weisen auf denkmalpflegerische Gesichtspunkte nach dem Baugesetzbuch hin, beraten bei Modernisierungsprogrammen und beim energetischen Bereich. „Wir wollen zu einer positiven Bewertung der historisch bedingten baulichen Strukturen in der Ortsentwicklungsplanung beitragen und das Bewusstsein für das regionale Kulturgut der Fachwerkhäuser und Historischer Bauwerke fördern“, sagt Vennemann.

Das Angebot des Vereins ist breit gefächert: Es reicht von der Aufklärung über finanzielle und steuerliche Förderung bis hin zu Sprechstunden und Kursen zum Thema Fachwerksanierung und zur FVermittlung von Fachleuten. Ziel ist dabei auch, die Eigentümer betroffener Fachwerkhäuser den eigenständigen Wiederaufbau zu ermöglichen.

Eigenständig wird Heinz-Georg Hoffmann der unweit der Familie Beu, in der Ahruferstraße, ein Fachwerkhaus hat, den Aufbau nicht schaffen. Aus zweierlei Gründen: Er sitzt nach einem Schlaganfall im Rollstuhl und auch die 20 Prozent Eigenanteil, berücksichtigt man die staatliche Förderung von 80 Prozent aus dem Wiederaufbaufonds, kann er nicht aufbringen. Für ihn wurde eine Spendenanaktion ins Leben gerufen. Die Initiative „5 Euro Haus für Heinz.“ Doch das Geld ist es nicht allein. „Wir brauchen dringend noch Unterstützung von Fachleuten in allen Gewerken, besonders dem Zimmererhandwerk“, erzählt Fritz Vennemann bei der Baustellenbesichtigung mit Staatsekretärin Steingaß. Die will sich jetzt mit dafür einsetzen, dass Heinz-Georg Hoffmann, dessen Schicksal sie sichtlich bewegt, noch vor dem Winter aus dem Campingwagen in einen teilrenovierten Bereich seines Hauses einziehen kann. Pressemitteilung VerbindungsbüroWiederaufbau Ahr