Allgemeine Berichte | 22.09.2020

Stephan Pauly führte Gruppe des Denkmalvereins durch St. Peter

Wie das kleine Sinzig an seine Prachtkirche kam

Sinzig war eine Übernachtungsstation an einer stark frequentierten Pilgerstraße nach Aachen

Wie in Coronazeiten üblich, verteilten sich die 35 Teilnehmer weiträumig im Kirchenschiff. Foto: Denkmalverein

Sinzig. In ein Kleinod mittelalterlicher Baukunst, die Sinziger Pfarrkirche St. Peter, führte am Tag des offenen Denkmals eine Exkursion des Fördervereins Denkmalpflege und Heimatmuseum. Agnes Menacher, die stellvertretende Vorsitzende, hatte den Kunsthistoriker und gebürtigen Sinziger Stephan Pauly als Referenten gewonnen. Pauly, Vorsitzender des Sinziger Kirchbauvereins, ist seit seiner Taufe eng mit St. Peter verbunden. Für ihn ist „seine Kirche“ nicht nur ein vollendeter Sakralbau, sondern ebenso ein Ort des Gottesdienstes und Gebets.

So erklärte er den ca. 35 Zuhörern, dass bis 1662 das Kirchenschiff durch einen Lettner vom Altarraum getrennt war und die Gemeinde daher die Eucharistiefeier nicht direkt miterleben konnte. Die genaue Bauzeit der Sinziger Kirche ist unbekannt. Jedenfalls wurde im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts mit dem Bau begonnen. Im Zuge einer umfassenden Restaurierung entdeckte man 1964 den alten im Altarraum vergrabenen Altar, dessen Sepulcrum u.a. ein Siegel des Bischofs Heinrich von Ösel enthielt. Dass dieser Bischof die Kirche im Jahr 1241 stellvertretend für den Trierer Erzbischof weihte, ist gesichert. Pauly kennt auch „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ das genaue Datum. Es war der 15. August 1241. Denn der 1310 zum Fest Mariae Himmelfahrt genehmigte Jahrmarkt war zugleich Kirchweihfest und stellte die Bestätigung eines älteren Rechtes dar.

Wie kam das kleine Sinzig an so eine Prachtkirche? Sinzig war eine Übernachtungsstation an einer stark frequentierten Pilgerstraße nach Aachen. Das Aachener Marienstift, dem die dortige Krönungskirche mit bedeutenden Reliquien unterstand, war seit 855 auch Besitzer der Sinziger Pfalzkapelle. Der Vorgängerbau der heutigen Basilika war vermutlich eine einfache Saalkirche. Diese Kapelle entsprach nicht mehr der gewachsenen Bedeutung Aachens als dem Krönungsort der deutschen Könige. Und auch Sinzig, wo sich noch eine Königspfalz befand, hatte an Bedeutung gewonnen. Ein Neubau musste her. Das sehr begüterte Marienstift achtete darauf, dass der Bezug zu Aachen auch in der Architektur der Sinziger Kirche deutlich werden sollte. Für Stephan Pauly ist sie eher ein Zentralbau, dem aber ein lateinisches Kreuz zugrunde liegt. Zugleich repräsentiert die spätromanische Sinziger Kirche die Architektur der Stauferkönige, die seit 1152 das Deutsche Reich fast ununterbrochen regierten und in Sinzig häufiger logierten.

Architektonische Glanzlichter der Sinziger Kirche sind für Pauly der 5-seitige Chorraum mit den Bündelpfeilern oberhalb des Umgangs und der achteckige Vierungsturm. Dieser muss als Zitat des Aachener Octogons aufgefasst werden. Als durchgängiges Gestaltungsprinzip machte Pauly den gestelzten Rundbogen fest. Spitzbögen sind in St. Peter lediglich dekorative Elemente ohne tragende Funktion.

Leider musste sich der Referent wegen des auf den Kirchplatz verlegten Barbarossamarkts auf das Innere von St. Peter beschränken. Aber auch so war der mit zahlreichen Details gespickte 90-minütige Vortrag für die anwesenden Denkmalfreunde, darunter etliche Pauly-Fans, ein Genuss. „Es ist sicher nicht das letzte Mal, dass wir unser Vereinsmitglied Stephan Pauly für eine Führung in Anspruch nehmen werden“, resümierte Agnes Menacher in ihren Dankesworten.

Wie in Coronazeiten üblich, verteilten sich die 35 Teilnehmer weiträumig im Kirchenschiff. Foto: Denkmalverein

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