Allgemeine Berichte | 05.03.2021

Ralf Schmidt, 1. Vorsitzender der Kreisjägerschaft Ahrweiler nimmt Stellung zur emotionalen Debatte zum Thema Wolf

Wolfszonen könnten Entlastung bringen

Das Thema Wolf spaltet die Gemüter. (Symbolbild) Foto: pixabay.de

Kreis Ahrweiler. Kaum ein Thema bewegt derzeit mehr die Gemüter als die Rückkehr des Wolfes im Kreis Ahrweiler. Das Resultat ist eine emotionale Debatte und die Frage: Ist der Wolf nun ein Segen oder eine Bedrohung? Für Ralf Schmidt, 1. Vorsitzender der Kreisjägerschaft im Kreis Ahrweiler ist die Lage klar. Egal, wie die Meinung über den Wolf auch ausfällt: Eine Diskussion muss sachlich und möglichst ohne Emotionen behandelt werden. In einer Stellungnahme äußerte sich Schmidt für die Kreisjägerschaft des Kreises Ahrweiler.

„Mit Verwunderung stellen wir fest, dass Jäger häufig zum Thema Wolf befragt werden, obwohl sie momentan in keiner Weise für den Wolf als streng geschützte Art zuständig sind. Der Wolf unterliegt nicht dem Jagdrecht!“, sagt Schmidt. Dennoch „erlauben wir uns durch flächendeckende Präsenz, wildbiologische Erfahrung und aktives Wildmanagement die zu erwartenden Veränderungen faktenorientiert zu bewerten“, so Schmidt. Letztendlich werden es die Jäger sein, welche nach behördlicher Anordnung tätig werden sollen. Die illegale Tötung von Wölfen wird seitens der Kreisjägerschaft jedoch ausdrücklich abgelehnt. Gleichfalls bestehen auch in den Jägerschaften sehr unterschiedliche Meinungen zur Akzeptanz des Wolfes. Die häufig emotional geführten Debatten um die Existenz des Wolfes in Deutschland führe zu einer Spaltung der gesellschaftlichen Akzeptanz: Die einen begrüßen seine Wiederkehr - die anderen lehnen sie ab. Dabei erhalte der Wolf einen hohen Zuspruch von meist städtisch lebenden Menschen und eine totale Ablehnung bei großen Teilen der Landbevölkerung.

Da ein Großraubtier ein hohes Maß an Konfliktpotential in eine dicht besiedelte Kulturlandschaft einbringe, bleibt festzustellen, dass die Existenz des Wolfes langfristig nur dann gelingt, wenn die gesellschaftliche Akzeptanz (mehrheitlich) erhalten bleibt. Wölfe müssen kontrolliert werden, wenn man die Konflikte zwischen Menschen und Wölfen im Griff behalten möchte.

Derzeit ist in Deutschland von etwa 1800 Exemplaren des Wolfes auszugehen. Mittlerweile werden in fast allen Bundesländern Wolfssichtungen gemeldet, nun auch im Landkreis Ahrweiler. Der monetäre Aspekt sei laut Schmidt ebenfalls wichtig. „Wir müssen uns die Frage stellen, was den Steuerzahler die Anwesenheit der Wölfe kostet“, sagt Schmidt. „Dazu wissen wir, dass 2016 bei 60 Rudeln 1.101.000 Euro für Präventionsmaßnahmen und 135.000 Euro für Schadensersatz ausgegeben wurden. Vorläufig kann man daraus ableiten, dass ein Wolfsrudel ca. 15 bis 20.000 Euro Kosten pro Jahr verursacht“, so Schmidt weiter.

„Einige Wildarten werden verschwinden“

Einige Wildarten wie das Muffelwild werden ganz verschwinden. Da ist sich Schmidt sicher. Der starke Rückgang in Wolfsgebieten zeige dies sehr deutlich auf. Die Offenhaltung der Landschaft durch extensive Beweidung mit Schafen und Ziegen sei ein essentieller Bestandteil des Naturschutzes hinsichtlich der Biodiversität. „Hier können wir es uns nicht leisten, dass Schäfer und Nutztierhalter durch Risse in ihrer Existenz bedroht sind,“ so der 1. Vorsitzende der Kreisjägerschaft.

Thema Mensch

Schmidt kennt die Fragen, die viele Menschen beschäftigen: „Sind wir langfristig bereit, unser angestammtes Sicherheitsempfinden bei Spaziergängen und Freizeitaktivitäten im Freien einzuschränken? Müssen wir künftig unsere Haustiere besonders schützen? Müssen wir die risikobehaftet steigende Zahl der (Wolfs)-Wildunfälle in Kauf nehmen?“ Das diese Fragen nach Antworten verlangen, läge auf der Hand.

Fragen wie diese seien jedoch an Behörden und Politiker zu richten und nicht an die Jäger. Erst, wenn eine gesetzliche Regelung zum Umgang mit Wölfen gefunden, entwickelt und etabliert wurde, können und werden Jäger im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften aktiv.

Veränderte Jagdsituation

Wölfe werden sich von Wild, Fallwild und dem ernähren, was als „ungeklärte Abgänge“ zusammengefasst wird: Fallwild auf Grund von Erkrankungen oder nicht gemeldeten Wildunfällen. Anhand vieler Beispiele aus Ländern, in denen der Wolf bereits etabliert ist/wurde, wird das Konfliktpotenzial in Bezug auf Haus- und Nutztiere deutlich. Hier müsse schnell, gerecht und unterstützend entschädigt werden.

„Rot- und Damwild wird sich zu Großrudeln zusammenstellen. Damit sind sie in vielen Revieren entweder nicht mehr vorhanden, oder treten zahlreich auf,“ vermutet Schmidt. Dies könnte den behördlich festgesetzten Abschuss negativ verändern: Wo nichts ist, kann nichts erlegt werden. Die Schäden durch Großrudel können örtlich und temporär sowohl im Wald als auch in der Landwirtschaft zu erheblichen Schäden führen. Das Risiko und der damit verbundene finanzielle Verlust schrecke viele Jagdpächter ab. Einnahmen durch Jagdpacht und Jagdsteuer würden sich erheblich reduzieren. Bleiben Reviere nicht bejagt, werden Seuchen wie ASP/ESP begünstigt und hohe Wildschäden nicht vermeidbar sein.

Empfehlungen für den künftigen Umgang

Sollte sich die Gesellschaft für einen Weg mit dem Wolf entscheiden, wäre ein Management-Plan unumgänglich. Dabei könnte eine Ausweisung von geeigneten Gebieten als Wolfszonen mit hohem Schutzstatus die Konflikte zwischen Raubtier und Mensch entschärfen. Diese Zonen ließen sich metergenau festlegen. Außerhalb dieser Zonen in Ausschlussgebieten sollte der Wolf streng bejagt und auf „0“ dezimiert werden, Schmidt. Damit bliebe eine gewisse Scheu vor Menschen und die ungewollte Habituierung aus. Es sollte eine allgemeine Obergrenze auf Länderebene eingeführt werden, an welcher sich das künftige Management und die behördlich festgelegten Abschusszahlen orientieren sollen. „Nur so kann der Wolf bei uns überleben“, so Ralf Schmidt.

ROB

Das Thema Wolf spaltet die Gemüter. (Symbolbild) Foto: pixabay.de

Leser-Kommentar
07.03.202112:48 Uhr
Gabriele Friedrich

@Hanno Pilartz
Das Problem der Deutschen ist es, das sie behördlich alles regeln wollen und sie denken in Problemen und suchen Experten, die letztlich keine Ahnung haben.
Die Schweizer machen uns alles vor- und zeigen das sie es besser können ( egal was es ist ) Der Schweizer generell denkt nicht "in Problemen" sondern "in Lösungen"- Auch die Herdenschutzhunde aus der Schweiz sind hilfreich. Man muss sie nur richtig halten.
Die Seite von AGRIDEA ist Spitze und vielleicht sieht ja der eine oder andere Weidetierhalter mal rein.
Man kann sich auch auf der Seite von AGRIDEA per PDF alles runterladen und ausdrucken.
Es könnte alles einfacher sein...wenn das Wörtchen "wenn" nicht wäre.

07.03.202110:14 Uhr
Hanno Pilartz

Die Forderung nach wolfsfreien Zonen klingt für uns Weidetierhalter verführerisch. Das letzte, was wir brauchen, ist zusätzliche Arbeit wie das Aufrüsten unserer Zäune gegen den Wolf!
Leider hat Ralf Thiel von der Biologie des Wolfes keine Ahnung. Jeder ernstzunehmende Wildbiologe hält die Idee wolfsfreier Zonen aufrund des Wanderverhaltens und der hohen Mobilität von Wölfen für völlig absurd.
Man mag den Wolf begrüßen oder hassen, es hilft nichts, an guten, fachlich einwandfrei ausgeführten Zäunen kommen wir nicht vorbei. Dass die funktionieren - vielen Unkenrufen zum Trotz - wurde mehrfach wissenschaftlich und praktisch nachgewiesen. Man schaue sich nur die Filme der Schweizer Stiftung AGRIDEA an.
Wer als Weidetierhalter meint, der Jäger mit dem Schießgewehr würde es schon richten, wird erleben, wie seine Lämmer, Fohlen und Kälber den Preis für den Irrtum bezahlen.

06.03.202102:26 Uhr
juergen mueller

Wolfszone - was sich ausserhalb angetroffen wird, wird abgeschossen.
Über die Konsequenzen macht man sich offensichtlich keine Gedanken.
Entlastung - eine rein menschliche Erfindung, die man auslegen kann, so wie es passt u. man daraus seinen Vorteil erzielen kann.
Das der Wolf nicht dem deutschen Jagdrecht unterliegt ist u.a. Frau Klöckner zuzurechnen, wir warten ab u. berichten weiter.


06.03.202101:03 Uhr
juergen mueller

WAS heißt "könnten"?
ZONEN bedeuten nichts anderes als das Recht, überschreitet man sie, den/diejenigen abzuschießen. eine Entlastung mit dem finanziellen Vorteil für die, die damit ihr Geld verdienen. Wildbiologische Erfahrung u. Wildmanagement, neuzeitliche Erklärungsnöte für etwas, was "einfach weg muss, weil es zeitgemäß einfach nicht mehr passt oder man damit Geld verdienen kann". Gesellschaftliche Akzeptanz, Konfliktpotential, Jagdsituation, dem Wolf zuzuschreiben, dass ganze Wildarten durch sein Dasein verschwinden werden - erbärmliche Alibifunktionen.
Thema MENSCH wird sich nie ändern, geht es hier jedoch um das alleinige, vermeintliche Recht, die alleinige Entscheidungsgewalt über alles Leben unserer Erde zu besitzen.
Empfehlungen für den künftigen Umgang mit Lebewesen, die genauso das Recht haben zu leben u. sich fortzupflanzen wie
wir Zweibeiner auch, wie das einmal der Fall war, haben heute keine Geltung mehr.
Wolf zu sein, hat nichts mit Toleranz, Akzeptanz zu tun.

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