Ralf Schmidt, 1. Vorsitzender der Kreisjägerschaft Ahrweiler nimmt Stellung zur emotionalen Debatte zum Thema Wolf

Wolfszonen könnten Entlastung bringen

Wolfszonen könnten Entlastung bringen

Das Thema Wolf spaltet die Gemüter. (Symbolbild) Foto: pixabay.de

Kreis Ahrweiler. Kaum ein Thema bewegt derzeit mehr die Gemüter als die Rückkehr des Wolfes im Kreis Ahrweiler. Das Resultat ist eine emotionale Debatte und die Frage: Ist der Wolf nun ein Segen oder eine Bedrohung? Für Ralf Schmidt, 1. Vorsitzender der Kreisjägerschaft im Kreis Ahrweiler ist die Lage klar. Egal, wie die Meinung über den Wolf auch ausfällt: Eine Diskussion muss sachlich und möglichst ohne Emotionen behandelt werden. In einer Stellungnahme äußerte sich Schmidt für die Kreisjägerschaft des Kreises Ahrweiler.

„Mit Verwunderung stellen wir fest, dass Jäger häufig zum Thema Wolf befragt werden, obwohl sie momentan in keiner Weise für den Wolf als streng geschützte Art zuständig sind. Der Wolf unterliegt nicht dem Jagdrecht!“, sagt Schmidt. Dennoch „erlauben wir uns durch flächendeckende Präsenz, wildbiologische Erfahrung und aktives Wildmanagement die zu erwartenden Veränderungen faktenorientiert zu bewerten“, so Schmidt. Letztendlich werden es die Jäger sein, welche nach behördlicher Anordnung tätig werden sollen. Die illegale Tötung von Wölfen wird seitens der Kreisjägerschaft jedoch ausdrücklich abgelehnt. Gleichfalls bestehen auch in den Jägerschaften sehr unterschiedliche Meinungen zur Akzeptanz des Wolfes. Die häufig emotional geführten Debatten um die Existenz des Wolfes in Deutschland führe zu einer Spaltung der gesellschaftlichen Akzeptanz: Die einen begrüßen seine Wiederkehr - die anderen lehnen sie ab. Dabei erhalte der Wolf einen hohen Zuspruch von meist städtisch lebenden Menschen und eine totale Ablehnung bei großen Teilen der Landbevölkerung.

Da ein Großraubtier ein hohes Maß an Konfliktpotential in eine dicht besiedelte Kulturlandschaft einbringe, bleibt festzustellen, dass die Existenz des Wolfes langfristig nur dann gelingt, wenn die gesellschaftliche Akzeptanz (mehrheitlich) erhalten bleibt. Wölfe müssen kontrolliert werden, wenn man die Konflikte zwischen Menschen und Wölfen im Griff behalten möchte.

Derzeit ist in Deutschland von etwa 1800 Exemplaren des Wolfes auszugehen. Mittlerweile werden in fast allen Bundesländern Wolfssichtungen gemeldet, nun auch im Landkreis Ahrweiler. Der monetäre Aspekt sei laut Schmidt ebenfalls wichtig. „Wir müssen uns die Frage stellen, was den Steuerzahler die Anwesenheit der Wölfe kostet“, sagt Schmidt. „Dazu wissen wir, dass 2016 bei 60 Rudeln 1.101.000 Euro für Präventionsmaßnahmen und 135.000 Euro für Schadensersatz ausgegeben wurden. Vorläufig kann man daraus ableiten, dass ein Wolfsrudel ca. 15 bis 20.000 Euro Kosten pro Jahr verursacht“, so Schmidt weiter.

„Einige Wildarten

werden verschwinden“

Einige Wildarten wie das Muffelwild werden ganz verschwinden. Da ist sich Schmidt sicher. Der starke Rückgang in Wolfsgebieten zeige dies sehr deutlich auf. Die Offenhaltung der Landschaft durch extensive Beweidung mit Schafen und Ziegen sei ein essentieller Bestandteil des Naturschutzes hinsichtlich der Biodiversität. „Hier können wir es uns nicht leisten, dass Schäfer und Nutztierhalter durch Risse in ihrer Existenz bedroht sind,“ so der 1. Vorsitzende der Kreisjägerschaft.

Thema Mensch

Schmidt kennt die Fragen, die viele Menschen beschäftigen: „Sind wir langfristig bereit, unser angestammtes Sicherheitsempfinden bei Spaziergängen und Freizeitaktivitäten im Freien einzuschränken? Müssen wir künftig unsere Haustiere besonders schützen? Müssen wir die risikobehaftet steigende Zahl der (Wolfs)-Wildunfälle in Kauf nehmen?“ Das diese Fragen nach Antworten verlangen, läge auf der Hand.

Fragen wie diese seien jedoch an Behörden und Politiker zu richten und nicht an die Jäger. Erst, wenn eine gesetzliche Regelung zum Umgang mit Wölfen gefunden, entwickelt und etabliert wurde, können und werden Jäger im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften aktiv.

Veränderte Jagdsituation

Wölfe werden sich von Wild, Fallwild und dem ernähren, was als „ungeklärte Abgänge“ zusammengefasst wird: Fallwild auf Grund von Erkrankungen oder nicht gemeldeten Wildunfällen. Anhand vieler Beispiele aus Ländern, in denen der Wolf bereits etabliert ist/wurde, wird das Konfliktpotenzial in Bezug auf Haus- und Nutztiere deutlich. Hier müsse schnell, gerecht und unterstützend entschädigt werden.

„Rot- und Damwild wird sich zu Großrudeln zusammenstellen. Damit sind sie in vielen Revieren entweder nicht mehr vorhanden, oder treten zahlreich auf,“ vermutet Schmidt. Dies könnte den behördlich festgesetzten Abschuss negativ verändern: Wo nichts ist, kann nichts erlegt werden. Die Schäden durch Großrudel können örtlich und temporär sowohl im Wald als auch in der Landwirtschaft zu erheblichen Schäden führen. Das Risiko und der damit verbundene finanzielle Verlust schrecke viele Jagdpächter ab. Einnahmen durch Jagdpacht und Jagdsteuer würden sich erheblich reduzieren. Bleiben Reviere nicht bejagt, werden Seuchen wie ASP/ESP begünstigt und hohe Wildschäden nicht vermeidbar sein.

Empfehlungen

für den künftigen Umgang

Sollte sich die Gesellschaft für einen Weg mit dem Wolf entscheiden, wäre ein Management-Plan unumgänglich. Dabei könnte eine Ausweisung von geeigneten Gebieten als Wolfszonen mit hohem Schutzstatus die Konflikte zwischen Raubtier und Mensch entschärfen. Diese Zonen ließen sich metergenau festlegen. Außerhalb dieser Zonen in Ausschlussgebieten sollte der Wolf streng bejagt und auf „0“ dezimiert werden, Schmidt. Damit bliebe eine gewisse Scheu vor Menschen und die ungewollte Habituierung aus. Es sollte eine allgemeine Obergrenze auf Länderebene eingeführt werden, an welcher sich das künftige Management und die behördlich festgelegten Abschusszahlen orientieren sollen. „Nur so kann der Wolf bei uns überleben“, so Ralf Schmidt.

ROB