Veranstaltungssommer 2013 auf Schloss Bürresheim bei Mayen
"Brauchen Sie Hilfe?"
Intendant und Schauspieler Peter Nüesch gab Lebensratschläge
Mayen. Die von der Direktion Burgen, Schlösser, Altertümer der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz initiierte kleine, feine und anspruchsvolle Vortragsreihe „Dichtung und Wahrheit“ wurde in diesem Jahr bereits zum 5. Mal auf Schloss Bürresheim präsentiert. In all den Jahren endete die Vortragsreihe jeweils mit dem krönenden Auftritt von Peter Nüesch, dem Intendanten der Mayener Burgfestspiele, der auch ein ganz exzellenter Komödiant ist. „Sie werden schon lachen, wenn Herr Nüesch die Bühne betritt“, versicherte den zahlreichen Gästen in seinen begrüßenden Worten Dieter Dierkes, der für die Direktion die Veranstaltungen betreut, deren finanzielle Erfordernisse die Kreissparkasse Mayen und die Volksbank RheinAhrEifel mittels Sponsoring sichern. „Brauchen Sie Hilfe?“, fragte Peter Nüesch als Einstieg in seine diesjährige Präsentation und konstatierte direkt, dass das eine ziemlich dumme Frage sei, weil schließlich jeder Hilfe brauchen könne. Von Nüeschs Einladung auf seinem Stuhl Platz zu nehmen und sich helfen zu lassen, machte jedoch keiner der zahlreichen Gäste Gebrauch. Schelmisch trug der Spaßmacher dann eben einfach seine Auffassung zu den fünf großen und wichtigen "L" vor, die da sind Leben, Liebe, Leidenschaft, Lust und Laster. Und Letzteres gefiel ihm besonders. Amüsiert hat das Publikum die Schilderung, wie besonders die Älteren unter uns früher als Kinder gelebt haben. Die tranken Wasser direkt aus dem Hahn, hatten nie einen Helm beim Radfahren auf, kein Handy und keine Freunde bei Facebook sondern echte, mit denen sie lachen und spielen konnten. Stellte sich natürlich die Frage, wie solche Kinder trotzdem erwachsen werden konnten.
Scharfsinnige Analyse
Wie schwer das Los des „fahrenden Volkes“ wie Schauspielern und Ärzten sei, im Gegensatz zu „Sesshaften“ wie Finanzbeamten, schilderte Nüesch eindrucksvoll und ausgiebig. Einen Pieks hier, nächste Woche eine Urinprobe da und in der dritten Stadt wisse der Arzt keine geeigneten Pillen zu verschreiben. Mit der Nüesch eigenen Mimik und Gestik rezitierte er aber auch ein Gedicht von Tucholsky wie „Der Mensch“, bei dem in schulkindlicher Sprache, jedoch sehr politisch und kritisch der Mensch scharfsinnig analysiert wird. Auch zahlreiche Gedichte von Eugen Roth erfreuten, der mit seinen heiter nachdenklichen „Ein Mensch“-Gedichten und Erzählungen zu den meistgelesenen Lyrikern im deutschsprachigen Raum gehört. Nüesch schloss seine Hilfsleistungen, indem er den Gästen das Ideal beschrieb, bei dem der Blick frei auf die Ostsee, die Friedrichstraße im Rücken und vom Schlafzimmer aus die Zugspitze zu sehen ist. „Das einer alles hat, ist selten“, gab es einen letzten weisen Ratschlag für das künftige Leben mit auf den Heimweg der Zuhörer, die zwischenzeitlich und abschließend heftig applaudierten. Im Anschluss gab es für die zahlreichen Gäste noch ein Gläschen Wein, den das Team von Schlossverwalter Heinz Schäfer Gästen kredenzte. Die Gruppe hatte wie schon so oft auch die Vor- und Nacharbeiten rund um die Veranstaltung gemacht. Dieter Dierkes bezeichnete den 5. Sommer als vollen Erfolg, der besonders von der Themenvielfalt getragen wurde. In diesem Jahr gab es sechs Veranstaltungen, in den Vorjahren vier oder fünf. Dierkes versicherte, dass die Vortragsreihe „Dichtung und Wahrheit“ im kommenden Jahr fortgesetzt wird. Sie startet bezeichnenderweise am 27. Mai mit dem Vortrag „Das Christentum. Dichtung oder Wahrheit?“.
Anhand eines großen „L“ erklärte Peter Nüesch das Leben, die Liebe, die Leidenschaft, die Lust und das Laster.
