Vergleich zu Corona-Spaziergänge zog eine heftige Debatte in Sozialen Medien nach sich.

Neuwied: Mini-Karnevalsumzug in Heimbach-Weis löst Entrüstung aus

Neuwied: Mini-Karnevalsumzug in Heimbach-Weis löst Entrüstung aus

Symbolbild. Foto: pixabay.com

Neuwied. Eine Sitzung jagt die nächste, die Jecken feiern Wochenende für Wochenende und die Session steuert in Richtung Höhepunkt Straßenkarneval. Eigentlich. Denn im zweiten Coronajahr ist tote Hose und nichts geht. Besser gesagt fast nichts, denn in Heimbach-Weis sind Obermöhn sowie das kleine und große Prinzenpaar in Amt und Würden gesetzt. Ein Video über den Aufzug von Fastnachtsgecken auf der Hauptstraße der Karnevalshochburg sorgt auf Facebook zu heftigen Debatten. Flankiert von der Blaskapelle, der Heimbacher Prinzengarde und den beiden Komitees der Karnevalsgesellschaften marschierte das designierte Prinzenpaar mit Gefolge am vorletzten Januarwochenende zum Gasthof „Zum Schwan“. Zahlreiche Kommentare schimpfen über fehlende Masken und Sicherheitsabstände. Nur zwei Tage später hatte die Stadt Neuwied den Teilnehmern der als „Spaziergänge“ getarnten Coronaprotestmärsche das Tragen von Masken und einen Abstand von 1,5 Meter auferlegt. Mit „Wahnsinn“ und „Irrsinn“ kommentieren zahlreiche User das Geschehen, teils mit Hinweis auf die vielen Dinge, die derzeit nicht gehen. Andere sprechen von einem schlechten Beispiel oder verweisen auf die Entbehrungen, die Kinder und Jugendliche auf sich nehmen müssen und Schüler, die den halben Tag mit Maske im Unterricht sitzen. Zu Wort melden sich aber auch viele Menschen, die den Aufmarsch der Narren wohlwollend zur Kenntnis nehmen und darin nichts Anstößiges sehen. Ein Fürsprecher schreibt „Man muss auch jönne könne“, ein anderer spricht der Karnevalshochburg als „gallisches Dorf“ einen Ausnahmestatus zu. Zu den Sympathisanten gehören auch benachbarte Karnevalsvereine, die die Sorgen der Heimbach-Weiser um den Fortbestand des Brauchtums teilen.

Alle Auflagen erfüllt

Die Kritik lässt KG Heimbach-Präsident Michael Bleidt nicht unbeantwortet. Er weist darauf hin, dass alle Teilnehmer des Umzugs und der anschließenden Proklamation geimpft, geboostert und zusätzlich tagesaktuell getestet waren. Die geltenden Hygienevorgaben seien also noch erhöht worden. Zudem weist Michael Bleidt darauf hin, dass der Umzug lediglich über 250 Meter vom Haus des Prinzen bis zur Gaststätte führte. Wer die Fassenacht in Heimbach-Weis kennt, weiß dass dieses Proklamationsgeschehen im XS-Format wenig mit dem gemein hat, was eigentlich Standard ist. Der KG Präsident unterstreicht, dass nach der Corona Bekämpfungsverordnung des Landes eine sogar noch größere Veranstaltung erlaubt gewesen wäre. Stattdessen habe man in der Gaststätte mit weniger Menschen als zulässig gefeiert. „Ich respektiere, dass man in der für alle Menschen sehr belastenden Situation über vieles durchaus kontrovers diskutieren kann. Jedoch halte ich es auch für inakzeptabel, wenn man dagegen hetzt, dass andere Menschen ihre Grundrechte wahrnehmen“, sagt mit Michael Bleidt in seiner Stellungnahme.

Politik mit einbezogen

In den Sturm der Entrüstung mit reingezogen werden, weil ortsansässig, auch Oberbürgermeister Jan Einig und CDU-Chef Martin Hahn. Vor allem letzteren nehmen zahlreiche Kommentatoren übel, den Karnevalisten wohlgesonnen, die Neuwieder „Coronaspaziergänger“ dagegen alle in einen Topf zu werfen und harsch anzugehen. Die Differenzierung zwischen Querdenkern, AfD - Sympathisanten, Demokratiefeinden oder einfach nur besorgen Menschen, vermissen die Kommentatoren dabei. Martin Hahn verteidigt sich auf Facebook und will weiterhin klare Kante zeigen: „Die Unterschiede zum Umzug der Karnevalsgesellschaften sind augenfällig. Ehrenamtliche, die sich Tag für Tag für die Menschen in unserer Stadt und den Stadtteilen mit Herzblut und Einsatz engagieren, die Vereinsleben aufrechterhalten und in dieser schwierigen Zeit für Zusammenhalt und Solidarität stehen, in einen Topf mit demokratiefeindlichen sogenannten „Spaziergängern“ zu stecken, die genau diese Werte und diesen Einsatz ad absurdum führen, ist für mich unerträglich“. Martin Hahn sagt aber auch, dass man durchaus darüber diskutieren kann, ob der Umzug in die Zeit der Pandemie passt. Er jedenfalls hätte sich, ebenso wie Jan Einig aus jeweils guten Gründen dafür entschieden, weder am Umzug noch an der Veranstaltung teilzunehmen. Mutmaßungen kritischer Stimmen, wonach wegen der Prominenz im Ort genehmigungstechnisch ein Auge zugedrückt wurde, entkräftete die Stadtverwaltung insoweit, als dass für den Mini-Umzug weder ein Antrag vorlag, noch rechtlich einer notwendig gewesen sei.