Der Wiederaufbau in Sinzig von der Ahrtalbahn bis zur Ahrmündungsbrücke war Thema im Stadtrat

Bahn macht in Bad Bodendorf bei neuen Bahnsteigen Tempo

Bahn macht in Bad Bodendorf bei neuen Bahnsteigen Tempo

Bis zum Sommer sollen am Bad Bodendorfer Bahnhof die neuen Bahnsteige entstehen. Auch die Schrankenanlage wird neu gestaltet. Foto: GS

Bahn macht in Bad Bodendorf bei neuen Bahnsteigen Tempo

Noch überspannt eine Behelfsbrücke die Ahr im Mündungsbereich. An ihrem Standort soll eine neue Brücke entstehen, deren Kosten komplett vom Wiederaufbaufonds getragen werden. . Foto: GS

Bahn macht in Bad Bodendorf bei neuen Bahnsteigen Tempo

Der wiederhergestellte Minigolfplatz in der Bäderstraße wurde bereits im September 2023 der Öffentlichkeit präsentiert. Foto: ROB

Sinzig. Der Wiederaufbau gehörte erneut zu den Schwerpunktthemen im Sinziger Stadtrat. Wobei die Zuständigkeiten zweigeteilt waren. Denn der Bahnhof Bad Bodendorf ist Sache der Bahn, die Ahrmündungsbrücke sowie die Minigolfanlage in Bad Bodendorf ist Sache des Rates. Doch schön der Reihe nach.

Extra aus Frankfurt waren Projektleiter Jonas Graf Haffmann und Projektingenieurin Angelina Contento angereist, um den Rat über die kommenden Maßnahmen am Bahnhof Bad Bodendorf im Zuge des Wiederaufbaus der Ahrtalstrecke zu informieren. Wobei es um Pläne und auch Einschränkungen ging. Denn der Bahnhof soll wie die Stationen in Heimersheim und Walporzheim fit für die Zukunft gemacht werden. Und vor allem barrierefrei.

Bahnhof Bad Bodendorf

Erste Rodungsarbeiten wurden dafür im Februar schon durchgeführt, denn für Kahlschlag am Grün gibt es gesetzliche Fristen. Das berichtete Graf Haffmann, der vor dem Plenum der Ratsmitglieder betonte: „Wir wollen langfristig und schön bauen.“ Soll heißen, der bisherige einzige Bahnsteig in der Mitte der Gleise fällt weg und wird durch je einen Bahnsteig rechts und links ersetzt. Und dies auf einer Länge von je 140 Meter, damit in der Weinfestsaison auch Züge in Extralänge eingesetzt werden können. Zudem wird die bisherige Schrankenanlage erneuert, dito die Straße in diesem Bereich. Hinzu kommen mit dem Ordnungsamt der Stadt abgesprochene Veränderungen in der Verkehrsführung.

Für all dies stellten Contento und Graf Haffmann auch einen Zeitplan vor, den einzuhalten ein ziemlich sportliches Unterfangen sein dürfte. So wird bereits am Freitag, 1. März, eine Kampfmittelsondierung im kompletten Baubereich durchgeführt. Dann soll in den Osterferien der erste Bahnsteig (Richtung Walporzheim) entstehen und bis Pfingsten in Betrieb genommen werden. Es folgt der Rückbau des bisherigen Mittelbahnsteiges. Dann soll Platz für den zweiten Bahnsteige (Richtung Remagen) geschaffen und die Straße an der Schrankenanlage an die neuen Verhältnisse angepasst werden. Der zweite Bahnsteig soll dann bis zum Sommer entstehen, wobei für die Gestaltung der Seitenbereiche auch die Sommerferien genutzt werden sollen. Fertig sein soll das Projekt dann Juli/August, erklärten die beiden Bahningenieure, deren Erläuterungen quer durch alle Fraktionen auf Anerkennung stießen. Über notwendige Sperrungen und Verkehrsbeeinträchtigungen will die Bahn jeweils aktuell informieren.

Brücke über die Ahr

Zustimmung des kompletten Rates gab es dann auch für den Standort einer neuen Brücke an der Ahrmündung. Zur Vorgeschichte: Die Flut hatte 2021 die alte, 30 Meter lange Tropenholzbrücke an der Ahrmündung weggerissen. An ihrer Stelle steht seit Oktober 2022 eine 40 Meter lange Behelfsbrücke. Vor einem endgültigen Ersatzneubau galt es jedoch eine Standortlösung zu finden, denn die Ahrmündung ist Naturschutz- und FFH-Gebiet. Zudem mussten die hydraulichen Anforderungen wie ein zu erwartendes hundertjähriges Hochwasser berücksichtigt werden. Und schließlich musste berücksichtigt werden, dass die alte Brücke des Radweges teil des europäischen Radwegefernnetzes als „Euro Velo 15“ war.

All dies führte bei drei präsentierten Variationen dazu, dass sich der Rat einhellig für den bisherigen Standort aussprach, wobei die Länge der neuen Brücke mit 80 bis 120 Meter angegeben wurde. Der Rat folgte mit dem Beschluss dem Vorschlag der Verwaltung um Bürgermeister Andreas Geron, der den Wert der touristischen Route am Rhein unterstrich und betonte, dass der Wiederaufbau an alter Stelle zu 100 Prozent aus dem Wiederaufbaufonds gefördert werde. Und weil die Brücke damit am Rande des Naturschutzgebietes gebaut wird, gab es auch von den Grünen „Unterstützung mit verhaltener Begeisterung“. Und ein Zwischenspiel mit der Frage nach dem vor der Flut angedachten Wasserbüffel-Projekt im Bereich der Ahrmündung. Geron: „Das liegt ganz unten im Stapel.“

Minigolf in Bad Bodendorf

Ganz oben hingegen die Minigolfanlage in Bad Bodendorf, die von der Flut samt Gebäude komplett zerstört worden war. Die Baugenehmigung liegt seit Januar vor und laut Sofia Lunnebach von der Sinziger Gesellschaft für Entwicklung, Wiederaufbau und Innovation (GEWI) soll der Baubeginn noch in diesem Jahr sein. Für die Freianlagen wird mit Kosten von rund 460000 Euro gerechnet. Für das Gebäude müssten nach derzeitiger Schätzung rund 405000 Euro aufgebracht werden. Damit belaufen sich die Brutto-Gesamtkosten aktuell auf 865000 Euro. Die Stadt hat einen entsprechenden Förderantrag eingereicht und nach dessen Bewilligung bereits Mittel in Höhe von 485000 Euro erhalten. Ein Mehrkostenantrag ist in Aussicht gestellt.

Gast aus der Nachbarschaft

Auch eine Tradition wurde im Rat gepflegt: der Bürgermeisterbesuch aus der Nachbarschaft. Diesmal mit Marcel Caspers aus der Verbandsgemeinde Bad Breisig. Ganz Pragmatiker sang Caspers das Hohelied der interkommunalen Zusammenarbeit. Diese sei Gebot für eine erfolgreiche Zukunft und bedeutsam in schwierigen Haushaltslagen. Die Kooperation sei zwar kein Allheilmittel, werde aber an Bedeutung gewinnen. Bestes Beispiel für funktionierende Kooperation sei die Rheinmeile aktiv von Kultur bis zu gemeinsamen Weihnachtsmärkten als gelebte Praxis. Wichtig sei auch eine den Rhein übergreifende Zusammenarbeit und aktuell der Neubau der Kläranlage als größtes Infrastrukturprojekt nach der Flut für ein Investitionsvolumen von 130 Millionen Euro. Da rechnet Caspers mit der Fertigstellung bis 2030. Der Bürgermeister ging auch auf gemeinsame Schutzmaßnahmen vor Starkregen und Hochwasser ein, dito auf die Herausforderungen nach der Flut, als Bad Breisig ab dem ersten Tag Sinzig zur Seite stand. Caspers Appell: „Die Zusammenarbeit wirkt sich positiv auf die Kosten von Projekten aus. Es gilt weiter auszuloten, wo interkommunale Kooperation Sinn macht.“ Sprach`s und erntete Beifall. Dito für seine Forderung nach „Gemeinsamkeit gegen Menschenfeindlichkeit und Rechtsextremismus“. Dafür brauche es ein Bündnis alle Demokraten über die Grenzen von Kommunen hinweg.