
Am 17.03.2025
PolitikDer Kreistag von Ahrweiler tagte zu Gewässerwiederherstellung, Aufbau und Tourismus
Levana-Schule: Standortsuche dauert an
Kreis Ahrweiler. „Der Kreistag ist mit dem Tempo bei der Gewässerwiederherstellung und der Durchführung von Räumungsmaßnahmen der Gewässersohle der Ahr und der Uferbereiche nicht zufrieden. Der Kreistag fordert die Landrätin auf, alles Notwendige in die Wege zu leiten um sofortige Räumungsmaßnahmen insbesondere an den gefährdeten Stellen zu ermöglichen um damit den Schutz der Anwohner für kommende Hochwasserereignisse zeitnah zu erhöhen.“ Diesem Beschlussvorschlag der SPD-Fraktion um Christoph Schmitt ist der Kreistag von Ahrweiler 1322 Tage nach der Flut. Auch gelte es, so FWG-Fraktionschef Friedhelm Münch, „durch Planungsbüros mit Blick auf das Hochwasser vom 9. Januar umgehend gefährdete Stellen zu erfassen, Pläne zu erstellen und aktiv zu werden“. „Es müssen sichtbare Taten folgen“, machte Münch klar und ernete Beifall von zahlreichen Bürgen aus Walporzheim im Saal. Denn der Stadtdteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler war am 9. Januar wegen Massen an Geschiebes in der Ahr nur knapp an einer Schadenslage vorbeigeschrammt. Münch: „Das Wasser der Ahr stand 10 cm unterhalb der Oberfläche der Herrestorffstraße. An dieser Stelle war die Gewässeroberfläche der Ahr, so die Anwohner, vor der Flut, mindestens 1,50 m tiefer als heute. Die angeschwemmten Fremdmassen verstärken somit die Gefahr zu Hochwasser ganz erheblich.“
Hochwasserschutz
Dass der Hochwasserschutz durch die Gewässerwiederherstellung ein komplexes Thema sind, hatte Landrätin Cornelia Weigand unterstrichen. Denn „in der Zuständigkeit des Kreises sind dazu allein 700 Einzelmaßnahmen zu realisieren.“ Das Hochwasser vom Januar sei im Februar im Gespräch mit Behörden von der Verbandsgemeinde Altenahr bis zur SGD-Nord analysiert worden. Dies mit dem Ziel, die Erfahrungen des ersten größeren Hochwassers seit der Flut auszutauschen und gezielte Notmaßnahmen zu identifizieren. Die für den Kreis planenden Ingenieurbüros wurden im Nachgang sensibilisiert und prüfen derzeit intensiv mögliche Notmaßnahmen, machte Weigand klar. Für den Aufbau hat das Kreishaus der Stabsstelle „Hochwasserresilienz und Aufbaukoordination“ (HorAk) unter Leitung von Markus Göbel installiert. Sie umfasst die bisherigen Aufgaben des „Büro Aufbau“ (insbes. Betreuung des Maßnahmenplanverfahrens sowie Beratungs- und Koordinierungsaufgaben) ebenso wie Aufgaben, die bisher durch die „Umweltabteilung“ übernommen wurden (insbesondere Gewässerwiederherstellung, überörtlicher Maßnahmenplan, Hochwasser- und Starkregenvorsorge, Geschäftsstelle Hochwasserpartnerschaft).
Zahlen zum Aufbau
Auch gab es im Kreistag Zahlen zu Aufbaumaßnahmen der öffentlichen Infrastruktur. Kreisweit sind laut aktuellem Maßnahmenplan 2886 Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von knapp unter 4,1 Milliarden Euro für den kommunalen Aufbau im Kreis Ahrweiler vorgesehen. Bis Ende Januar sind für das gesamte Kreisgebiet 1185 Förderanträge mit einem Volumen von knapp über 1,2 Milliarden Euro bewilligt worden. Die Kreisverwaltung ist laut Weigand für 135 Maßnahmen verantwortlich. Es wurden 165 Förderanträge gestellt und knapp unter 347 Millionen Euro durch die ADD respektive die zuständigen Ministerien bewilligt. Die Zahl der Anträge überschreite die gemeldeten Maßnahmen, da gerade bei umfangreichen und komplexen Maßnahmen häufig mehrere Anträge erforderlich sind.
Sachstand Schulen
Währenden die Berufsbildenden Schulen in der Kreisstadt erweitert werden sollen, im Peter-Joerres-Gymnasium Sanierungen teilweise schon abgeschlossen sind und für die Don-Bosco-Schule bereits mit Planern über den konkreten Aufbau verhandelt wird, ist bei der Levana-Schule noch vieles offen. Denn wie berichtet muss die Schule aus Gründen der Sicherheit für die gesundheitlich beeinträchtigten Schüler an einem neuen Standort aufgebaut werden. Aktuell läuft die Sondierung möglicher Flächen, die auf ihre Verkehrsanbindung und die notwendigen Standorterfordernisse hin überprüft werden. Denn so einfach auf die grüne Wiese bauen geht nicht. Da fordert Mainz einen urbanen Standort, der auch den pädagogischen Ansprüchen für den Unterricht entspricht. Soll heißen: Supermarkt oder Fußgängerüberweg sollen zum Beispiel in der Nähe der Schule sein, um entsprechendes praktisches Lernen zu ermöglichen. Auch muss der Standort nicht nur hochwassersicher sein, sondern auch sturzflutsicher. Alles Anforderungen, die die Suche nicht leichter machen. Denn Standorte im Tal scheiden so gut wie aus.
Strategie für den Tourismus
Im November 2024 hat der Kreistag einstimmig den Beitritt des Kreises zu den drei regionalen Tourismusagenturen beschlossen. Diese Destinationsmanagementorganisationen, kurz DMO, sind der Ahrtal -Tourismus, Romatischer Rhein und Eifel. Denn der Tourismus stellt für den Kreis Ahrweiler und große Teile der Bevölkerung ein wesentliches wirtschaftliches Standbein dar. Im Kreistag präsentierte Maike Vollrath-Gausmann ein neues Strategiepapier für die Tourismusförderung des Kreises vor. Danach verfolgt der Kreis folgende übergeordnete Ziele, um den Tourismus als wichtigen Wirtschaftsfaktor durch den Kreis weiter zu stärken und aktiv mitzugestalten: Nachhaltige Verbesserung der Lebensqualität vor Ort, Steigerung der Zufriedenheit der Bevölkerung, Aufwertung des externen Images der Region.
Auf dem Weg zur Radregion
Dies beinhaltet auch die Forderung nach einer nachhaltigen Entwicklung unter Berücksichtigung der sozialen, ökologischen und ökonomischen Belange der Region. Das identifizierte Schwerpunktthema für die Arbeit der Kreis-Tourismusförderung liegt im Bereich Natur- & Aktivtourismus mit besonderem Fokus auf dem Radtourismus. Ergänzend zu den Projekten, die insbesondere durch die DMO umgesetzt werden, wird für die Arbeit der Kreis-Tourismusförderung die Vision einer „Radregion Kreis Ahrweiler“ skizziert. Diese berücksichtigt sowohl die allgemeinen Trends des E-Bike-Segments als auch die endogenen landschaftlichen und topografischen Stärken des Kreises.
Nicht folgen wollte der Kreistag dem Vorschlag aus dem Aktionsbündnis „Silent Rider“ auszutreten, dessen Aktivitäten seit dem Beitritt des Kreises 2019 im Kreisgebiet „zu wünschen übrig ließen“. Vielmehr wurde die Landrätin beauftragt, den Kontakt zu dem Verein aufzunehmen, mögliche Alternativen , also neue respektive andere Projekte oder Initiativen zur Senkung von Motorenlärm und zur Erhöhung von Sicherheit im Straßenverkehr zu eruieren und diese dem Kreis- und Umweltausschuss im Laufe des Jahres vorzustellen. Ziel der Kreispolitik müsse es sein, konstruktive Lösungen zu finden, die allen Seiten gerecht werden. Sowohl den Motorsportfreunden als auch den Anwohnern der betroffenen Gemeinden. GS