Erste Wiederaufbau-Umfrage liefert aktuelles Stimmungsbild und wertvolle Impulse

Wiederaufbau:Wie ist die Stimmung in Bad Neuenahr-Ahrweiler?

Wiederaufbau:
Wie ist die Stimmung in Bad Neuenahr-Ahrweiler?

Wiederaufbaumaßnahmen in Bad Neuenahr. Foto: ROB

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Mehr als 85 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner von Bad Neuenahr-Ahrweiler sehen den Wiederaufbau nach der Flut als Chance, die Stadt klimabewusster, lebenswerter und attraktiver zu gestalten. 83 Prozent sind der Meinung, dass der Wiederaufbau zu lange dauert. Fast 70 Prozent geben an, dass Alltag in der Stadt wieder möglich ist. Das sind zentrale Ergebnisse der ersten systematischen Umfrage der Stadtverwaltung zum Thema Wiederaufbau.

Unter dem Motto #jetztmalehrlich konnten Teilnehmende in den vergangenen Monaten schriftlich oder über Online-Fragebögen ihre Meinung und ihre Gedanken zu ausgewählten Fragen rund um den Wiederaufbau in der Stadt mitteilen. Mehr als 1.500 Menschen aller Altersklassen haben sich an der Umfrage beteiligt. „Dadurch wurde ein sehr breites Stimmungsbild ermittelt“, sagte Guido Orthen. Der Bürgermeister weiter: „Aufgrund der Parallelität und Komplexität der vielen Maßnahmen im Wiederaufbau ist es für uns von besonderer Bedeutung, die Bürgerinnen und Bürgern durchgehend mit Informationen zu versorgen und zu jeder Zeit im Austausch miteinander zu bleiben. Dazu hat auch die Umfrage einen wichtigen Beitrag geleistet.“

Die Umfrage liefert interessante Erkenntnisse in insgesamt vier Themenkomplexen:

1. Persönliches Befinden

62 Prozent aller befragten Mitbürgerinnen und Mitbürger gaben an, sich in der Stadt wohl zu fühlen. Genau so viele beschrieben den Zusammenhalt in der Bevölkerung als groß. Fast 70 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Alltag wieder möglich ist. „Trotz dieser mehrheitlich positiven Grund-Resonanz geht aus den Rückmeldungen auch eine große Unzufriedenheit hervor“, erläutert Hannah Schneider von der Abteilung Aufbausteuerung und Kommunikation. So sei in den offenen Fragen die aktuelle Situation in der Stadt häufig mit „Chaos im Straßenverkehr“, „zu vielen Baustellen“ oder mit „Bürokratie“ und „Stillstand“ beschrieben worden. „Doch auch positive Stichworte wie Solidarität, Fortschritt und Aufbruchstimmung fielen immer wieder“, so Hannah Schneider.

2. Wiederaufbau/

Baumaßnahmen

Mit 83 Prozent findet eine überwältigende Mehrheit, dass der Wiederaufbau zu lange dauert. Der Aussage „Es wurde schon viel geschafft“ stimmen mit 58 Prozent mehr als die Hälfte der Befragten zu. Auf die Frage, wie lange der Wiederaufbau noch dauern werde, schätzen 51 Prozent „5-10 Jahre“, 29 Prozent gehen von „10-20 Jahren“ aus.

3. Wünsche und Visionen

Bei einer Frage waren sich sämtliche Befragten über alle Altersklassen hinweg besonders einig: 85 Prozent sehen den Wiederaufbau nach der Flut als Chance für die Stadt. „Bei der offenen Frage, wie Bad Neuenahr-Ahrweiler in zehn Jahren aussehen soll, wurden besonders häufig Adjektive wie grün, familienfreundlich und modern genannt“, so Hannah Schneider. Als Wünsche an die Verantwortlichen in Stadt/Kreis/Land wurden am häufigsten die Begriffe „Information und Kommunikation“ sowie „Hochwasser- und Katastrophenschutz“ genannt. „Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger nutzten die Umfrage an dieser Stelle auch zur direkten Kritik, indem sie etwa „mehr Tempo“, „bessere Organisation“ oder „andere Prioritäten“ forderten.

4. Kommunikation

zum Wiederaufbau

Mit 42 Prozent fühlt sich weniger als die Hälfte ausreichend über den aktuellen Stand des Wiederaufbaus informiert. Bei den jüngeren Teilnehmern unter 30 Jahren waren es dagegen nur 22 Prozent. Als bevorzugte Informationskanäle wurden Facebook, die Presse sowie das Aufbau-Magazin genannt.

Ähnliches Stimmungsbild bei Besucherinnen und Besuchern

An der Umfrage der Stadtverwaltung nahmen auch knapp 300 Besucherinnen und Besucher teil, die nicht in Bad Neuenahr-Ahrweiler wohnen. Der Aussage, dass „schon viel geschafft wurde“, stimmten im Durchschnitt etwas mehr Gäste als Einheimische zu. Dagegen war die Quote derjenigen Besucherinnen und Besucher, die den Wiederaufbau als Chance sehen, deutlich niedriger als in der heimischen Bevölkerung.

Umfrage als wertvolles Format für die Zukunft

Die Erfahrungen mit der ersten systematischen Befragung der Mitbürgerinnen und Mitbürger seit der Flutkatastrophe wertet die Stadt als positiv. „Wir werden zukünftig noch transparenter über einzelne Etappen und die Dauer von Baumaßnahmen informieren. Einen besonderen Fokus legen wir auf die Themen, die von den Befragten besonders häufig genannt wurden – allen voran der Hochwasserschutz. Zugleich sieht sich die Stadt durch die Rückmeldungen aus der Befragung auch in ihrer Prioritätensetzung im Wiederaufbau bestätigt“, erläutert Hannah Schneider. Weitere Auswertungen der Umfrage sollen zeitnah erfolgen, auch eine regelmäßige Befragung in den kommenden Jahren ist geplant.