Die Woche im Garten
Eine Kolummne von Ulrich Junker
Wachtberg. Schon ist die Sommersonnenwende vorüber und damit der längste Tag des Jahres, aber es ist noch nicht die Mitte des Gartenjahres, die ist bei uns erst Ende Juli. Wohl aber ist dies die Zeit der größten Blütenfülle, und es kommt ja alle paar Tage etwas dazu: Der strahlende Rittersporn und die zierliche Kapuzinerkresse, die leuchtende Calendula (Ringelblume), die riesige Königskerze und die Mombretie mit ihrer einzigartigen Farbkraft. Eine besonders schöne Verbindung sind im Staudenbeet die dunkelviolette Malve im selben Farbton wie der Fingerhut und die letzten Pfingstrosen.
Vor allem aber ist dies jetzt Rosenzeit. Wann hat es zuletzt ein so üppiges Rosenjahr gegeben? Dabei sieht man seit Jahren das ständige Vordringen der großen Strauchrose, oft mannshoch und reich blühend, und seltener, dass was man früher Teerose nannte, also die große, langstielige Blüte in Einzelstellung. Die ist immer noch eine Königin, aber wir wollen diesen Namen auch einmal der Lilie geben.
Es bleibt etwas Rätselhaftes: Warum gibt es Rosen, die nicht duften, und warum werden manche von Ungeziefer völlig verschont, während andere ohne Spritzen gar nicht zur Blüte kommen? Warum kommen manche an reinen Nordseiten zurecht, während andere sogar im Halbschatten kümmern?
Im Obstgarten sind die Himbeeren und die Johannisbeeren reif, und jeder Gärtner weiß, dass sie nie so gut schmecken, wie frisch vom Strauch gepflückt. Wer einen Kirschbaum hat, kann jetzt täglich ernten, und auch die Erdbeerernte ist noch nicht vorbei. Jeder Gärtner braucht auch eine Arbeitsfläche, wo er Kästen und Kübel bepflanzen, Erde mischen, Holz sägen kann usw. Sie sieht nicht schön aus und sollte deshalb möglichst unauffällig sein. Aber das wird sich nicht immer leicht machen lassen, weil sie ja in der Nähe des Geräteschuppens sein sollte. Die Gartenbank sollte dagegen den schönsten Platz mit Überblick über den ganzen Garten haben. Man kommt ja noch nicht viel dazu, dafür ist immer noch zu viel tägliche Arbeit da, und die gibt ja auch ein gutes Gefühl, aber etwas Erholung darf doch sein.
Ganz viel Arbeit haben sich die liebenswürdigen Gastgeber der „Offenen Gartenpforte“ in Wachtberg gemacht, von denen auch erfahrene Gärtner noch Anregungen zum Nachpflanzen mitnehmen konnten. Das literarische Gartenrätsel lautet diesmal: Von wem stammt das schönste Sommerlied in deutscher Sprache: „Geh aus mein Herz und suche Freud ...“? Und die Auflösung des Letzten war „Goethes Reineke Fuchs“.
Wunderschön blüht auch die Lilie in diesem Jahr. Rätselhaft bleibt, warum es Rosen gibt, die nicht duften.Fotos: privat
