Bäckerfamilie aus Ahrweiler öffnet nach dem verheerenden Hochwasser erstmals wieder ihre Filialen

Mit Optimismus, Mut und Humor in die Zukunft nach der Flut

Mit Optimismus, Mut und Humor in die Zukunft nach der Flut

Neuer Ofen, gute Laune: Familie Schmitz vor dem neuen Stikkenofen.Fotos: ROB

Mit Optimismus, Mut und Humor in die Zukunft nach der Flut

Hingucker im Keller: Der alte Ofen im Souterrain ist Jürgen Schmitz ganzer Stolz.

Ahrweiler. Die Familie Schmitz sitzt gut gelaunt bei einer Tasse Kaffee am Esstisch in ihrer Küche. Seit dem die Flut ihre Bäckerei in der Niederhutstraße verwüstete, hat sich viel geändert. Und das, so leitet das einhellige Fazit der Handwerksfamilie, zum Positiven. Zwar werkeln noch überall Handwerker in ihren vier Wänden und der Bedienraum im kleinen Café ist immer noch ein Rohbau, doch die ersten, ganz großen Herausforderungen sind gemeistert. Die Filialen in Ramersbach und Bachem öffneten wieder am 1. Februar ihre Pforten für die Kundschaft. Somit gibt es viel zu tun und wenig Zeit, um Trübsal zu blasen. Dass die Familie Schmitz weiter machen wollte, war schon kurz nach der Flut klar. Auch, weil Sohn Jan Philipp die Traditionsbäckerei im Herzen Ahrweilers weiter führen wollte. Und seither beschreitet die Familie den durchaus beschwerlichen Weg in die Zukunft mit drei wesentlichen Eigenschaften: Optimismus, Mut und einer guten Prise Humor.

Dennoch: Praktisch alles hatte die Flut zerstört, nur ein Kühlschrank überlebte die Flut, da die Kühlung einige Zentimeter über dem Wasser stand. Der Rest war plattgemacht und musste neu geordert werden. Mal als Neuware, mal als fitgemachte Gebrauchtgeräte, schafften sie sich zwei Teigkneter, eine Brötchenpresse, eine Ausrollmaschine und einen neuen Backofen an. Bei der Anschaffung der Geräte dachte man an die Zukunftsfähigkeit des Betriebes. Sohn Jan-Philipp setzte sich durch und „verlangte“ nach einem moderneren und leistungsstarken Stikkenofen. Nun können in der Bäckerei noch mehr Brötchen als vor der Flut gebacken werden. „Wir haben gedacht: Wenn nicht jetzt, wann dann?“, sagt Chef Jürgen Schmitz. Somit wurde aus der sprichwörtlichen Not eine Tugend. Um die neuen Geräte zu finanzieren, sprang vor allem die Versicherung ein. Das hat im „Großen und Ganzen gut geklappt“, blickt die Familie zurück. Auch die Soforthilfe des Kreises kam prompt. Die Hilfen der ISB habe man gar nicht erst beantragt. „Das sollen die Menschen bekommen, die es dringender nötig haben als wir,“ sind sich Jürgen, Petra und Jan-Philipp Schmitz einig.

Nun wird also in Ahrweiler wieder gebacken. Nur verkauft werden Laugenbrötchen, Croissants und Bretzeln dort noch nicht, sondern nur in den erwähnten Filialen in den Stadtteilen. Ein konkretes Ziel für den Hauptsitz hat man aber schon. „Wenn alles gut geht, können wir auch in der Ahrhut im März oder April wieder starten“, vermutet Jürgen Schmitz. Dies hänge davon ab, wie schnell die Handwerker vorankommen. Eines ist der Familie aber wichtig: „Bloß keinen Druck!“, hebt Schmitz beschwichtigend die Hände. Auch, wenn viele Menschen aus Ahrweiler schon sehnlichst auf die handgemachten Backwaren warten. „Wir warten jetzt erst einmal ab, wie es weitergeht“, so Schmitz. Schließlich könne man nichts erzwingen, sagt er.

Trotzdem können sich die Kunden auf einiges Neues freuen. „Was das ist, verraten wir aber noch nicht“, lacht Petra Schmitz. „Ein bisschen Überraschung muss ja auch sein.“

Eine Überraschung wartete auch im Keller des alten Ahrweiler Hauses. Dort steht ein fast antiker Backofen, gebaut um 1907 in Königswinter. Der Vorgänger von Jürgen Schmitz hat damit noch gebacken, heute dient der nostalgische Ofen ausschließlich als Hingucker. Und Schmitz hat damit etwas vor: Er könne sich super vorstellen, dort künftig kleine Events zu veranstalten.