Die SG Bachem/Walporzheim ist ein vitaler Verein mit besonderer Philosophie

Ahrtal: Unerschütterliche Liebe für die Heimat und den Fußball

Ahrtal: Unerschütterliche Liebe für die Heimat und den Fußball

Mit Teamgeist trotzten die Kicker der Flut. Foto: privat

Ahrtal: Unerschütterliche Liebe für die Heimat und den Fußball

Die „Spartaner Walbeze“ sind die hart gesottenen Fans am Spielfeldrand. Foto:privat

Ahrtal: Unerschütterliche Liebe für die Heimat und den Fußball

Die 1. Mannschaft der Spielgemeinschaft aus Bachem und Walporzheim. Foto: privat

Bachem/Walporzheim. Wer an den Begriff „Stadtteilklub“ in Verbindung mit Fußball denkt, hat möglicherweise das Wappen des FC St. Pauli eher vor Augen als das des Hamburger SV. Keiner würde bei dem Wort „Stadtteilklub“ an Hertha BSC denken - sondern viel mehr an Union Berlin. Aber vermutlich denkt auch hierzulande kaum jemand dabei an die SG Bachem/Walporzheim, obwohl die Spielgemeinschaft auch unter diesem Label firmiert. Stadtteilklub eben. Punkt.

Christopher Krah kümmert sich um den Seniorenfußball bei der SG und erklärt den Hintergrund der sportlichen Eheschließung der Clubs aus Walporzheim und Bachem, beides Ortsteile von Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Beide Stadtteile sind sich sehr ähnlich und zeichnen sich durch eine eine feste und lebendige Dorfgemeinschaft aus, die auf Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft und gegenseitigem Respekt fußt“, erklärt Krah die Philosophie. Davon zeugt auch der Team-Slogan: „Einfach. Besonders. Familiär“, heißt der. Die Kicker der SG Bachem/Walporzheim sind beileibe keine Profis und wollen sich auch gar nicht so verkaufen. „Wir sind Menschen, die das machen, was ihnen Spaß macht, die gerne Fußball spielen sowie schauen und die Gemeinschaft über den Erfolg stellen,“ sagt Christopher Krah. Wichtig sei es, Fußball als Breitensport begreifen, nicht als Aufenthalt in der VIP-Lounge.“

Genau diese Einstellung wird die Fußballbegeisterten auch durch ihre schwerste Krise gebracht haben. Die Flutkatastrophe im Juli des Jahre 2021 hinterließ massive Schäden. Sowohl der Sportplatz in Walporzheim als auch der Platz in Bachem wurde schwer zerstört. „Verlieren gehört zum Spielen dazu. Man ist Teil dieses Klubs – in guten wie in schlechten Zeiten. Wie in einer Familie stehen wir jedoch zusammen: Nach Siegen ebenso wie nach Niederlagen und Rückschlägen“, so Krah.

Blick in die Geschichte

Doch wie kam es eigentlich zu der Gründung der SG vor fast 50 Jahren? Mit Abschuss der Saison 1969/1970 stellte der damalige Jugendleiter des SV Germania Bachem fest, dass ab der Saison 1970/71 nicht mehr genügend Spieler zur Verfügung standen, um eine eigene C-Jugend zu melden. Das gleiche Problem hatte auch der SV Walporzheim. So wurde erstmals für das Spieljahr 1970/1971 eine gemeinsame Mannschaft der SG Bachem / Walporzheim gemeldet. Nach und nach schlossen sich auch die anderen Jugendmannschaften beider Vereine zu einer Spielgemeinschaft zusammen.

Unbürokratisches Miteinander und viel Verständnis für den jeweiligen Partner ließen dann sowohl unter den Spielern, wie auch unter den Betreuern und vielen anderen den Gedanken aufkommen, auch mit den Seniorenmannschaften eine Spielgemeinschaft einzugehen. Ein erstes Gespräch zwischen dem SV Walporzheim und dem SV Germania Bachem im Oktober 1974 stellte dann die Weichen für die Bildung einer Spielgemeinschaft ab der Saison 1975/1976. Es waren noch viele „Geburtswehen“ sowohl in Bachem als auch in Walporzheim zu überwinden, bevor das erste offizielle Spiel einer SG-Seniorenmannschaft 1975 anlässlich der Sportwoche in Westum stattfinden konnte.

Vorher, im Januar 1974, hatte schon eine Kombination Bachem / Walporzheim dem BC Ahrweiler - damals noch Bezirksliga - bei einer 1:3-Niederlage hervorragende Gegenwehr geleistet. Das Auftreten bei der Sportwoche in Westum fiel mit der Schützenfestwoche in Ahrweiler zusammen und für die SG gab es im Spiel gegen Brohl eine Niederlage. Schon die nächste Begegnung brachte jedoch einen großen Erfolg, denn die Kicker gewannen das Endspiel um den Bürgermeisterpokal der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.

In die Saison 1975/1976 startete die SG mit drei Seniorenmannschaften in der 1., 2. und 3. Kreisklasse. Hinzu kamen vier Jugendmannschaften (B-, C-, D- und E-Jugend). Nach Startschwierigkeiten belegte die 1. Mannschaft bei der Herbstmeisterschaft den 2. Tabellenplatz. Vom 1. Spieltag der Rückrunde an jedoch war sie Tabellenführer. Nervosität mag wohl der Grund gewesen sein, dass die Mannschaft einen 4-Punkte-Vorsprung nicht halten konnte und im letzten Spiel von der ebenfalls neugegründeten SG Bad Breisig eingeholt wurde. So kam es am 24. April 1976 zum Entscheidungsspiel auf neutralem Platz in Westum, welches ca. 500 Zuschauer angelockt hatte. Hier jedoch zeigte die Mannschaft, was in ihr steckte und gewann glatt mit 3:0. So wurde sie Meister in der 1. Kreisklasse Ahrweiler und Aufsteiger zur A-Klasse, die heute Kreisliga A heißt. Derzeit stellt die SG zwei Herrenmannschaften und zwei Junioren-Mannschaft, genauer die E- und F-Junioren.

Spartaner sorgen für Stimmung

Auch heute ist der Klub ein aktiver Verein, gleiches gilt für die Fans. So existiert mit den „Spartanern Walbeze“ praktisch eine eigene Ultra-Gruppierung. Seit 2017 hat sich in Walporzheim, mundartlich auch Walbeze genannt, eine Gruppierung fußballverrückter Jungs und Mädels zu den Spartaner Walbeze zusammengeschlossen. Bei jedem Spiel, bei Wind und Wetter mit ner Kiste Bier und guter Stimmung sind sie dabei und unterstützen die Teams wo es nur geht. Leider hat durch die Flut auch die Unterstützung der Fans gelitten. So würden sich die Kicker der SG wünschen, wieder mehr Zuschauer bei den Heimspielen zu sehen. Die finden derzeit in Bad Breisig statt. Bis zum nächsten Jahr wünschen sich die Aktiven eine Rückkehr in die sportliche Heimat nach Walporzheim und Bachem. Denn 2024 steht das 50-Jährige Jubiläum der vitalen Spielgemeinschaft an.