Allgemeine Berichte | 17.10.2021

Trotz massivem Flutschaden machen die Gastronomen Norbert und Andreas Senk weiter

Brauhaus in Bad Neuenahr: „Wir möchten den Menschen ein Stück Normalität zurück geben!“

Bad Neuenahr. Auf der Außenterrasse herrscht heute reger Betrieb. Die Mitarbeiter im Service sind bepackt mit vollen Tellern und dampfenden Speisen. Es gibt ein Schnitzel nach „Brauer-Art“ und beliebt ist auch der Sauerbraten, nach originalem Oma-Rezept, wie es auf der Speisekarte heißt. Das Angebot ist allerdings ein wenig abgespeckt, sagt Norbert Senk. Er ist der Chef des Neuenahrer Brauhauses und sitzt mit seinem Sohn Andreas Senk inmitten der Gäste unter den wärmenden Heizpilzen. Dass ein paar Gerichte derzeit nicht angeboten werden können, läge in der Natur der Sache, so Senk. Denn so schön die Menschen draußen auch sitzen können – drinnen herrscht die pure Verwüstung. Das Wasser stand hier zwar nur 40 Zentimeter hoch, aber mittlerweile weiß jeder im Ahrtal, dass die niedrigen Pegelstände für einen Flurschaden erster Klasse genügen. Und während nun in der Außengastronomie die Heizstrahler wummern, dröhnt drinnen der Bautrockner auf Hochtouren. Schließlich soll bald der Betrieb auch dort weitergehen, erklärt Norbert Senk. „Wir haben den Plan, den Innenraum im Dezember wieder für die Gäste zu öffnen“, definiert er das Ziel. Ob er angesichts der Zerstörung auch einmal ans Aufgeben gedacht hat, möchten viele seiner Gäste wissen. Da schüttelt Senk energisch den Kopf. „Auf gar keinen Fall“, sagt er. Denn er und sein Team haben eine Verpflichtung gegenüber der Stadt und deren Einwohner. „Wir möchten den Menschen ein Stück Normalität zurück geben“, sagen Norbert und Andreas Senk entschlossen. Letzterer soll das Geschäft irgendwann leiten und die nun mehr 17 Jahre lange Brauhaus-Tradition im Herzen Bad Neuenahrs fortführen. Brauhaus 2.0 lautet dann das die Motto.

Weitermachen möchten die beiden also allemal. Zweifel daran gab es nicht. Auch nicht, als Norbert Senk die Nacht im Brauhaus im Obergeschoss verbringen musste. Denn als das Wasser kam herrschte im Restaurant noch Betrieb; er kam gar nicht mehr weg. „Das war eine unbeschreibliche Situation.“ Das Wasser schoss mit unglaublichem Druck in jeden Raum des Betriebes. Am nächsten Tag ging es dann darum, die Schäden zu sichten. „Wir sind vergleichsweise glimpflich davon gekommen“, sagt er heute. Die Geschirrspülmaschine war kaputt, aber das neue Gerät steht schon, wie Norbert Senk sagt. „Das sind ja nur Sachschäden, somit können wir uns nicht beklagen.“ Andere habe es schlimmer erwischt, sagt er.

„Volle Pulle“ in den Wiederaufbau

„Auf jeden Fall haben wir sofort „volle Pulle Gas gegeben“, wissen die Senks. Mit „wir“ ist das komplette Team gemeint. Alle packten mit an. Und das war auch ein weiterer Grund, warum das Restaurant alsbald wieder öffnen sollte.Wir wollten so auch unseren Mitarbeitern eine Perspektive geben.“ Denn mit Corona und Flut habe die Gastronomie schließlich genug mitgemacht. Mitgemacht haben auch alle beim Entschlammen. Und nicht nur das Team hat hart gearbeitet. Andreas und Norbert Senk sind sich sicher: „Ohne die vielen freiwilligen Helfer hätten wir das nie gepackt!“ Deshalb haben die beiden Gastronomen auch zwei riesengroße Plakate aufgehangen. „Dank an alle Helfer“ steht da drauf. Und das kommt von Herzen.

Den Senks wurde nicht nur geholfen, sie haben selber mit angepackt. Und zwar in dem Themengebiet, das bei den Gastronomen ganz hoch im Kurs steht: Dem Kochen. Denn da die Kühlhäuser keinen Strom mehr hatten und die Ware zu verderben drohte, mussten die Speisen an die Menschen. So packten die Brauhaus-Köche ihre Utensilien und kochten in der Heerstraße für die Mitglieder der Feuerwehr, die zu diesem Zeitpunkt von überall aus Deutschland ins Ahrtal strömten. Wenige Wochen später wurde – zurück im Brauhaus – Speisen für Helfer zubereitet. Mal 800, mal 1000 Essen gingen hier täglich über den Tresen, kostenlos natürlich. Das Angebot wurde super angenommen. Für Norbert und Andreas Senk war es eine Herzensangelegenheit , diese Möglichkeit zu schaffen. „Nach zwölf Stunden Arbeit sich einfach mal hinzusetzen, sich zu unterhalten, etwas Warmes essen oder ein kaltes Bier trinken – das war wichtig angesichts der vielen Eindrücke kurz nach der Flut,“ sind sich beide einig. Und die Gäste, die jetzt wieder kommen? Die freuen sich. Denn Treffpunkte zum Austausch sind entscheidend in den Flutgebieten, das gilt auch für die Kurstadt.

Noch steckt die Gastrofamilie in den Aufbauarbeiten. Manches läuft schon wieder wie früher, anderes provisorisch. Im Hof stehen nun Kühlwagen und Bierbänke für die Mitarbeiter. In der Küche herrscht aber schon wieder emsiger Betrieb. Das Konzept möchte man hier beibehalten. „Mit einem Brauhaus assoziieren die Menschen etwas Uriges, Vertrautes,“ sind sich die Brauhaus-Chefs sicher. Oder anders ausgedrückt: Etwas Normales. Ob das gut angenommen wird? Ein Blick auf die Terrasse beantwortet die Frage. Auf dem Teller der Servicemitarbeiter geht wieder ein Sauerbraten raus – und natürlich nach Omas Rezept. Genauso wie vor der Flut.

ROB

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