Ein großer Mime feiert am 8. September seinen 90. Geburstag
Ein ganz Großer Mime feiert am 8. September seinen 90. Geburstag

Mayen. Mayen hat sein Stadtgespräch: „Haste jehürt, oose Mario würd 90 Johr alt, am 8. September hat en Jeburtsdaach“. Natürlich, wie das so ist bei solchen Anlässen berühmter Persönlichkeiten, möchten auch die Eifelstädter, Freunde, Wegbegleiter, Vereine, oder Honoratioren, „ihrem Mayener Jung und Ehrenbürger“, auf den sie alle sehr stolz sind, mittels einem in der Tourist Information innerhalb des Alten Rathauses ausliegenden Album mit Schrift, Bild und sogar im Video Beitrag von Herzen alles Liebe und Gute wünschen. Dieser symbolische „Bunte Strauß der Erinnerungen“, soll Adorf bei nächster Gelegenheit überreicht werden. Der erste Eintrag im Album kam natürlich vom ersten Bürger der Stadt, Oberbürgermeister Wolfgang Treis. Und ihm schlossen sich viele weitere Gratulanten mit liebevollen Beiträgen an. Und das ist auch gut so. Denn Mario, der seiner Heimat immer die Treue gehalten hat, soll auch sehen, dass er viele treue Anhänger, Freunde und Fans in der Eifel hat. Er ist ein liebevoller Mensch, Weltstar, Weltenbummler, Burgfestspiel-Pate, Buchautor und Ehrenbürger in „seinem Mayen“. Aber an erster Stelle ist der „Mayener Jung“ ein exzellenter Schauspieler. Mit einer Geschichte, die das Leben schrieb. Mario Adorf war und ist in vielen Rollen zu Hause. Ob Schurke, Dandy oder Patriarch. Weit über 200 davon hat er gespielt in internationalen Produktionen, im neuen deutschen Film oder in Fernsehmehrteilern. Ein ganz, ganz Großer. Mario Adorf ist ein Menschenkenner, der genau weiß, wer ihm schön redet, oder wer es ehrlich meint. Und wenn man einmal seinen „Mäusetöter“ liest, dann kann der aufmerksame Leser davon auch einiges zwischen den Zeilen erfahren. Viele weitere Bücher Adorfs, wie „Der Fenstersturz“, „Aus vollem Herzen“, „Himmel und Erde“, „Der Fotograf von San Marco“ oder „Der römische Schneeball“ sind erschienen. „Das Leben hat mich geprägt“, hat er mir einmal bei einem Gespräch zu verstehen gegeben. Und so ist es auch. Eigentlich beginnt die Geschichte des großen Mimen mit seinem Großvater Caspar Adorf, dessen Urgroßvater, Dorfschullehrer von Kürrenberg war. Nun, dieser Caspar, 1865 in Mayen geboren, lernte das Sattlerhandwerk und ging Ende der achtziger Jahre des vorletzten Jahrhunderts, wie es damals so üblich war, auf die Walz. Mitte der neunziger Jahre ließ er sich als Sattlermeister in Zürich nieder, eröffnete eine bald gutgehende Sattlerei in der Zürcher Kasernenstraße, belieferte das Reiterregiment der Schweizer Miliz in der nahe gelegenen Kaserne mit Sätteln und allem möglichen Lederzubehör. Er heiratete Katharina Kieffer aus Zabern im damals deutschen Elsass, bekam vier Kinder, deren jüngstes Mario Adorfs Mutter Alice war. Als nun vor dem ersten Weltkrieg das preußische Säbelrasseln in die Schweiz drang, sahen sich die Schweizer Behörden veranlasst, dem Lieferanten der Schweizer Miliz, Caspar Adorf, die Schweizer Staatsbürgerschaft anzutragen, die dieser, der als junger Mann bei den preußischen Ulanen gedient hatte, mit dem überlieferten Satz ablehnte: „Das kann ich meinem Kaiser nicht antun“. So blieben er und seine Kinder deutsche Staatsbürger. Folglich war auch Alice, Marios Mutter Deutsche geblieben. So schickte Caspar Adorf die zehnjährige Alice im Jahre 1916 ins hungernde Deutschland zu Verwandten in die Mayener Polcherstraße, wo sie bis 1922 blieb um dann zunächst in die Schweiz und später zu ihrer in Neapel lebenden Schwester zu gehen. Acht Jahre später wollte Alice ihr halbitalienisches Kind, das sie erwartete in Zürich zur Welt bringen. Das war der Moment, als Mario Adorf am 8. September 1930 geboren wurde. Doch als unerwünschte Ausländerin wurde Alice abgeschoben und kam kurz vor Weihnachten mit dem kleinen Mario auf dem Arm in Mayen an. „Es war eben gar nicht so einfach, dass nach dem Umweg über die Schweiz und Italien aus mir doch noch der Mayener Jung Mario Adorf werden konnte“, wird der beliebte Schauspieler später sagen. Für seine Mutter Alice, die ihn liebevoll streng erzog, war es oftmals eine schwere Zeit. Trotzdem schaffte die Frau, die als Weißnäherin beider Lebensunterhalt verdiente in diesen Kriegszeiten noch die Meisterprüfung. Auch Mario, der später einmal seiner Mutter mit dem Buch „Mit einer Nadel bloß“ ein „Denkmal“ setzen würde, tat das seine dazu. Schleppen von Zuckersäcken in einem Lebensmittelgeschäft brachten ihm einige Märker ein. In dieser Zeit spürte er die Härte des Lebens und der Menschen. „Durchboxen“ war die Devise. So wurde er Mitglied eines Boxclubs in Andernach, eine Maßnahme um sich behaupten zu können. Ab dem Jahre 1936 gings dann zur Clemensschule bis Mario im Jahre 1940 zum Gymnasium in der Alleestraße, das damals unter der Leitung von Direktor Brotmüller stand, wechselte. Seine damalige Lehrerin, Liese-Lotte Holbeck, die alle nur „Püppchen“ nannten, war bis zu ihrem Tode immer noch gern gesehener Ehrengast bei den turnusgemäß stattfindenden Klassentreffen mit seinen Schulfreunden in Mayen. Auch für mich, der ich damals als Fotograf engagiert war unvergesslich, als meistens im „Alten Fritz“ oft sogar von Mario angestimmt, dann auch immer das Lied vom „Echten Mayener Jung“ gesungen wurde. Mario wollte immer weiter kommen, war ehrgeizig“, konnte ich dabei von seiner Lehrerin „Püppchen“ erfahren. Er studierte Philosophie und Theaterwissenschaften, zunächst an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz und weiter in Zürich. Anschließend Engagement am Theater in München, wo er von maßgeblichen Theaterleuten geprägt wurde. In über 200 Spiel- und Fernsehfilmen mimte Mario Adorf große Charaktere. Vielen Mayenern wird sein Auftritt bei der Premiere zu „Nachts als der Teufel kam“ im Corso Theater noch in guter Erinnerung sein. 1957 erhielt er für seine Leistung in diesem Streifen den Bundesfilmpreis. „Der große Bellheim“, „Das Mädchen Rosemarie“, „Der Arzt von Stalingrad“, die „08/15 Filme“, „Robinson soll nicht sterben“, „Die Blechtrommel“ „Katharina Blum“, oder „Via Mala“, das waren schauspielerische Glanzleistungen. Viele Auszeichnungen kann Mario Adorf sein eigen nennen, darunter auch die 1996 verliehene „Carl Zuckmayer Medaille“ des Landes Rheinland Pfalz genauso wie das Bundesverdienstkreuz, das ihm justament am gleichen Tage in Berlin verliehen wurde, als Mario Adorf zur Auszeichnung als Mayener Ehrenbürger in der Eifelstadt erwartet wurde. Da Adorf gutes Essen und schönen Rotwein liebt, war es nicht verwunderlich, das dies auch mit dem Deutschen Weinkulturpreis honoriert wurde. Mario Adorf, er ist und bleibt ein Mayener Jung, darauf legt er wert. Und er ist äußerst bescheiden. So kann man auch sein Statement bei der hohen Auszeichnung in Mayen verstehen: „Ob ich die Auszeichnung, Ehrenbürger dieser Stadt zu werden, verdient habe, daran darf ich selbst Zweifel haben, aber wenn die Vertreter dieser Stadt es wollen, beuge ich mich voller Demut diesem Willen und nehme die Auszeichnung dankbar an.“ Jedenfalls, und das ist die ehrliche Art an Mario, das er auch in vielen Talk Shows, seine Verbindung zur Eifelstadt Mayen kundtut. Ein Glücksfall für die Burgfestspiele, sich als deren „Pate“ zur Verfügung zu stellen. Wahrhaft eine Ehre, für die Stadt Mayen, aber auch für die Intendanz sowie die im Burggemäuer erfolgreich agierenden Schauspieler. Immer wieder kommt Adorf in die Stadt seiner Kindheit und Jugend, denn für ihn ist Mayen immer seine Heimat geblieben. Die Heimat ist da, wo man aufgewachsen ist, wo man die ersten Worte geplappert hat, und das ist nun eben die schöne Stadt Mayen. Und dort weiß man, was man an diesem großen Mimen hat. Bei vielen Anlässen kam dieses immer wieder zum Ausdruck. Wir von „Blick aktuell“ haben natürlich permanent darüber berichtet. Als Mario seinen Fans als riesiges Konterfei von der sonnengelben Fassade des Wohnhauses im Trinnel Nr. 10 zu winkte, als Mario zu einer Lesung in die Mayener Lokhalle kam um Episoden aus seinem Buch „Mit einer Nadel bloß - über meine Mutter“ vorzutragen. Dieser ungewöhnlichen Frau hatte er nach ihrem Tode, mit der Geschichte eines entbehrungsreichen und abenteuerlichen Lebens, ein berührendes Denkmal gesetzt. Oder als er zur Gratulationscour aus Anlass des 100. Geburtstages seiner Lehrerin Lise-Lotte Holbeck im Sitzungssaal der Stadtverwaltung als Ehrengast erschien. Nachher hieß es dann „Der Weltstar kam, um seiner Lieblingspädagogin zu gratulieren“. Auch dann, wenn er bei den Burgfestspielen weilte, verriet er uns oft seine Eindrücke, wie zum Beispiel bei der Premiere von „Jesus Christ Superstar“: „Nun sicher haben Sie meine Begeisterung bemerkt, ich denke, ich habe am längsten applaudiert. Und das hatten auch alle, die auf der Bühne standen mit Fug und Recht verdient. Und da schließe ich auch die Menschen hinter den Kulissen mit ein. Ich bin sehr beeindruckt. Dies ist eine wunderbare Ensemblearbeit eine beeindruckende Inszenierung, eine Choreographie, mit viel Einsatz aller, und natürlich auch wunderbaren Stimmen“. Oder als Mayens unvergessliche Oberbürgermeisterin, Veronika Fischer, ihn ehrte, als sie Adorf gemeinsam mit Kurt Beck in den aus Anlass seines 80. Geburtstag mit gedämpftem Kerzenlicht erhellten Saal zum Platz führte: „Als Mensch habe ich die größte Hochachtung vor Ihnen, weil Sie eine Persönlichkeit mit starkem Charakter sind: Geradlinigkeit, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Disziplin zeichnen Sie aus. Werte, die Ihnen Ihre Mutter vorgelebt und durch ihre Erziehung vermittelt hat. Diese Tugenden, gepaart mit großem Talent, haben ihre großartige Karriere erst ermöglicht. Sie erklären aber auch, warum Sie, trotz Weltruhmes ihre Bodenhaftung und Heimatverbundenheit nicht verloren haben“, so Veronika Fischer damals. Bei einer Pressekonferenz im Jahre 2010 in Mayen brachte „Mario“ es auf den Punkt: „Diese Stadt und diese Region, das gehört zu meinem Leben“, schwärmte er. Nun, wir fragten ihn, den „Mayener Jung“ einmal, welche Erinnerung er denn noch an das Umfeld Mayens habe. Und da kam einiges zum „Vorschein“. Oose Mario kannte die geheimen Höhlen auf dem Grubenfeld, im Ettringer Feld durfte er sogar einmal Pflastersteine schlagen. Den Kottenheimer Sportplatz hatte er ebenfalls in seinen Erinnerungen parat, alles in allem ein wunderbarer Menschenschlag, diese Ettringer, St. Johanner oder auch Kottenheimer. Nur, die Zeit um 1945, die er mit seiner Mutter in einer Holzhütte auf dem Grubenfeld verbringen musste, die war weiß Gott nicht schön“, so der Mime. Und als 2012 bei einer Ausstellung im „Alten Arresthaus“ der ganze „Zauber der Burgfestspiele“ präsentiert wurde, da war Mario Adorf als gern gesehener Überraschungsgast anwesend, um auch damit seine Heimatverbundenheit auszudrücken. Oder als er im Jahre 2004 bei seiner Lesung aus seinem Buch „Himmel und Erde“, in der Mayener Herz Jesu Kirche in Erinnerungen schwelgte. Der damalige OB Günter Laux lobte: „Du bist und bleibst eine Mayener Frohnatur, die Du dir trotz oft negativer Jugenderinnerungen bewahrt hast“. Zu einer weiteren Lesung kam Mario auch in die Kreissparkasse am Markt. Die hatte sich einen besonderen Gag für ihren hohen Gast einfallen lassen. Der kleine Mayener Knirps, Simon Mies, empfing Adorf mit seiner „Blechtrommel“, als Äquivalent an einen seiner Filmerfolge. Aber Mario Adorf hat nicht nur seinen Weg als exzellenter Schauspieler bis hin zum Weltstar gemacht. Der Mayener Jung bekam auch seinen eigenen „Weg“ innerhalb seiner Heimatstadt Mayen. Mit OB Wolfgang Treis ging er inmitten vieler Freunde zur Genovevaburg um an deren Fuß das eigene Straßenschild mit der Aufschrift „Mario-Adorf-Burgweg“ zu enthüllen. Doch das war nicht alles. Anschließend wurde ihm eine weitere Ehrung durch die Sportkameraden des SV Rheinland Mayen zuteil. Die Verantwortlichen des im gleichen Jahre sein 100. Bestehen feiernden Vereins, der 1. Vorsitzende Rolf Schäfer, der 2. Vorsitzende Herwig Weiner und der Vorsitzende des Spielausschusses, Hans Werner Giel, nutzten anschließend beim Empfang in den Repräsentationsräumen der Genovevaburg die Gelegenheit „ihren Mario“ zum Ehrenmitglied des SV Rheinland Mayen zu erklären. Und dies per Urkunde mit Brief und Siegel. Der überzeugte „Rheinländer“ trug dabei sogar gekonnt die Hymne des SV-Rheinland „Grün und weiß sind unsre Farben“ vor. Sein Herz schlägt eben für Mayen und seine Menschen. Wenn Mario Adorf „heim“ kommt, sind seine Fans total begeistert: „Oose Mario ess äwe aana, der waaß boo sain Wurzele sain“, so die Mayener. So auch im Mai 2019 wieder vor Vollem Haus in der Halle 129, bei einem Event der Spitzenklasse. Adorf las vor dem lauschenden Auditorium, bei diesem wahrlich kurzweiligen Abend, mit gewohnt markanter, sonoriger Stimme, mal etwas lauter mal etwas leiser, eingebettet in vortreffliche musikalische Begleitung, aus seinem Buch „Zugabe“. „Sozusagen eine Art Probe aus Verbundenheit zur Eifelstadt und ihren Menschen“, so der bekennende Europäer und Jahrhundertschauspieler zu „Blick aktuell“. Wie sagte er uns doch einmal: „Ich liebe diese steinreiche Gegend und ihre Menschen. Da sind meine Wurzeln. „Et Jüüdeschläffje“, de „Aal Baach“, de „Steewesch“ oder das Lied vom „Mayener Jung“, alles ist mir noch geläufig. „Das vergisst man einfach nicht“. Und noch eines hat er nicht vergessen: „Ja, es stimmt, das mir besonders die Jugendlichen Kinobesucher lange Zeit nicht verziehen haben, das ich in der Rolle des Bösewichts „Santer“ Winnetous Schwester Nscho-tschi (Schöner Tag) erschossen habe. Das hat man mir lange nachgetragen“. Aber seine Fans blieben ihm trotzdem treu, diesem Vorzeigeschauspieler, der aus Mayen kam, der Stadt in der er die ersten Worte geplappert hat. So ist er eben, unser Mario, der „Mayener Jung, der immer in den Herzen der Mayener präsent sein wird.- BS-










