Das Kottenheimer Mädel Hildegard Lung
„Et üschte Kröbbelchje für de Schirmherr Heinrich Pickel“
Als Funkenmariechen durfte Hildegard Lung 1952 beim ersten Kartoffelfest das erste Kröbbelche überreichen
Kottenheim. Bald ist es wieder so weit. Dann zieht der Duft von frischen goldgelb gebackenen leckeren Kröbbelche in die Nasen der Festbesucher. Jedesmal kommen dabei auch für das 88-jährige Kotteme Mädel, Hildegard Lung, die Erinnerungen. Heute klingt es wie im Märchen. „Es war einmal“, damals, als die 18-jährige junge Dame Hildegard May, heute Lung, total aufgeregt als hübsches, echt Kottenheimer Girl mit viel Lampenfieber „em Bursch Heinrich“, dem Schirmherrn des ersten Festes im Jahre 1952, et allerüschte frösch jebackene Kröbbelchje überreichte. Bursch Heinrich, mit richtigem Namen Heinrich Pickel, war Landtagsabgeordneter, großer Förderer der Kotteme Tradition und sein Wort hatte Gewicht.
Für Hildegard war diese damalige Reibekuchenübergabe wahrlich ein Augenblick, den man im festivalen Leben wohl nicht vergisst. „Ümmer, wenn esch hai hin zom traditionelle ‚Krombere schelle‘ kummen, denken esch doran“, freute sie sich gegenüber „Blick aktuell“, also immer wenn sie mit vielen weiteren Damen, ob jung oder älter, viele der köstlichen Knollen von ihrer Schale befreit.
Sie ist praktisch mit der „Lachenden Kartoffel“ aufgewachsen. Die betagte Kottenheimerin war bei jedem der Feste in ihrem Element. „Me kann allerdings domols net met heut vergleiche“, gibt sie zu bedenken. Hildegard Lung war von Anfang an immer dabei, mit viel Begeisterung, ob beim Schälen oder viele Jahre lang beim Backen.
Das Herz am rechten Fleck
Sie kennt das „Kröbbelches-Geschäft“ durch und durch. Altbürgermeister Toni Schüller lobte sie in höchsten Tönen: Hildegard hat ihr Herz am rechten Fleck. Gradlinig, offenherzig, kein Falsch, offen und ehrlich.
Auf diese Kottenheimerin war immer Verlass“. Aber auch im Dorfgeschehen war sie aktiv, ob nun im Turnverein oder bei den Möhnen. Als deren Funkenmariechen durfte sie 1952 beim ersten Kartoffelfest das erste Kröbbelche überreichen. Trotz vielen unserer Bemühungen wollte sie uns allerdings das wohlgehütete „Geheimrezept“ der Reibekuchen nicht verraten. Nur ein Satz kam ihr über die Lippen: „De woren domols schunn esu goot be heut“, so die betagte Kottenheimerin, die mit Ehemann Karl schon das Fest der Eisernen Hochzeit begehen konnte. Und da hat sie wohl recht, die Kröbbelche munden immer noch den Gästen – so wie 1952.
BS