Mittelalterlicher Kern entdeckt
Florinshof hat lange Geschichte
GAV hat bauhistorische Untersuchung veröffentlicht

Mendig. Umfangreiche Bauaufnahmen und bauhistorische Untersuchungen fanden in den letzten Jahren am Florinshof in Obermendig statt. Er war einstmals der Herrenhof des Ortes. In seine Geschichte konnte nun mehr Licht gebracht werden.
In den letzten Jahren wurde der zentrale Teil des Hofes, das Herrenhaus, gründlich bauhistorisch untersucht. Die Ergebnisse hat der Geschichts- und Altertumsverein (GAV) nunmehr in einer neuen Publikation veröffentlicht.
Die Fron- bzw. Herrenhöfe der Grundherren waren im Mittelalter und auch noch weit bis in die Neuzeit Kristallisationskerne einer jeden Ortschaft. Was die Kirche für den sakralen, war der Fronhof für den weltlichen Bereich. Am Fronhof hielt der Grundherr Gericht über seine hörigen Bauern; und es war auch er Ort, an den jedes Jahr die Abgaben und Steuern zu entrichten waren.
Ein Blick in die Geschichte
Mit dem Untergang der feudalen Wirtschaftsform gerieten die Fronhöfe allerorts in Vergessenheit. Im Zuge der Ortsentwicklung gingen viele dieser Anlagen verloren. In Obermendig war dies bislang anders!
Hier gab es gleich zwei Herrenhöfe: der des Koblenzer Stiftes St. Florin (Hirschbrunnshof) und der sog. Bruderhof des Kloster Dünwald (Mohrshof). Wie bedroht die Fronhöfe waren und sind, zeigt das Beispiel des Bruderhofes, der in den letzten Jahren leider dem Erdboden gleich gemacht wurde.
Vorbildliche Restauration seit 1981
Völlig anders ist der Fall am Florinshof gelagert. Seit 1981 wurde der Hof vom Eigentümer Schritt für Schritt vorbildlich restauriert und für heutige Wohnbedürfnisse hergerichtet. 2015 fanden auf Anregung des GAV umfangreiche Bauuntersuchungen statt.
Die Kunsthistorikerin Dr. Marzena Kessler und die Architektin Nicole Graf, beide Trier, legten die Ergebnisse ihrer Forschungen nun auch erstmals der Öffentlichkeit vor. Von den ersten baulichen Zeugnissen zu Beginn des 13. Jahrhunderts bis zu den letzten größeren Veränderungen im 19. Jahrhundert lassen sich am Florinshof zahlreiche Veränderungen (Um-, An- und Wiederaufbauten) aus den verschiedensten Epochen nachweisen. Immer wieder musste der Hauptbau den veränderten Verwaltungs- und Wohnbedürfnissen angepasst werden.
Grundmauern von vor 1233
Im Kern der heutigen Anlage stecken noch Grundmauern des vor 1233 entstandenen Steinhauses, das man sich wohl als Turmhaus, auf fast quadratischem Grundriss, vorzustellen hat.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde dieser Bau deutlich erweitert und eine, dem hl. Laurentius geweihte, Hofkapelle angefügt. Diese Anlage wurde mehrfach umgebaut. Nach einer Erneuerung im 16. Jahrhundert veränderten Baumaßnahmen, verursacht durch die vielen kriegerischen Ereignisse des 17. Jahrhunderts, die interne Struktur des Hofgebäudes.
Die heutigen Eingänge am Hofgebäude und der Kapelle wurden angelegt; ein seitlich angefügter Treppenturm vermittelte nun zwischen den Geschossen. In den beiden folgenden Jahrhunderten wurden weitere Anbauten im jeweiligen Zeitgeschmack errichtet.
Die Ergebnisse der bauhistorischen Untersuchung hat der GAV nun in einer Publikation vorgelegt. Im Verlag des Vereines ist eine knapp 70 Seiten starke Monographie mit zahlreichen Abbildungen und Zeichnungen erschienen. Sie ist im Buchhandel, in Mendig auch bei Schreib- und Spielwaren Waldecker und im Textilhaus Mintgen zu erwerben.

Aus der Feder der Kunsthistorikerin Marzena Kessler und der Innenarchitektin Nicole Graf, Trier, stammt die kunsthistorische Aufarbeitung der Geschichte des Florinshofes.