
Am 16.06.2025
Allgemeine BerichteFlut: Eltern von Johanna Orth üben scharfe Kritik an Justiz
Ahrtal. Vier Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal, bei der am 14. Juli 2021 unter anderem die damals 22-jährige Johanna Orth ums Leben kam, äußern ihre Eltern, Inka und Ralph Orth, in einem offenen Brief schwere Vorwürfe gegenüber der Justiz. Anlass war der bevorstehende Geburtstag ihrer Tochter: Johanna wäre vor kurzem 26 Jahre alt geworden.
Die Familie werfen in dem Dokument der Staatsanwaltschaft Koblenz und der Generalstaatsanwaltschaft mangelnde Konsequenz, fehlende Empathie und eine Verweigerung der Aufklärung vor. Besonders kritisieren sie, dass bis heute keine Anklage gegen den damaligen Landrat Jürgen Pföhler erhoben wurde.
Zentraler Kritikpunkt ist der Umgang der Ermittlungsbehörden mit Warnsystemen und Beweismitteln. So verweisen die Behörden laut Orths auf eine KATWARN-Warnung, die am Abend der Flut verbreitet wurde. Die Eltern halten dies für unzureichend, da die App nachweislich nur einen Bruchteil der Bevölkerung erreichte und Lautsprecherdurchsagen keine Evakuierungsempfehlungen enthielten. Das Mobiltelefon ihrer Tochter, auf dem KATWARN nicht installiert war, wurde von den Eltern als Beweismittel angeboten. Diese zögerliche und ausweichende Antwort der Generalstaatsanwaltschaft werten sie als „inhaltliche Blockadehaltung“.
Wiederaufnahme der Ermittlungen gefordert
Noch gravierender erscheint der Familie, dass unabhängige Gutachten namhafter Experten aus den Bereichen Hydrologie, Katastrophenschutz und Rechtswissenschaft bislang unbeachtet blieben. Dies deute auf mangelndes Interesse an einer vollständigen Aufklärung hin und erwecke den Eindruck, Verantwortung solle politisch gedeckelt statt rechtlich geklärt werden.
Die Eltern fordern deshalb eine Wiederaufnahme der Ermittlungen gegen den ehemaligen Landrat Jürgen Pföhler, eine ernsthafte und transparente Prüfung aller Beweismitte sowie einenrespektvollen und empathischen Umgang mit den Angehörigen der Opfer
Inka und Ralph Orth zeigen sich in ihrem Brief tief enttäuscht vom Verhalten der Justiz und werfen den Behörden Ignoranz, Kälte und Misstrauen vor. Sie kündigen an, sich weitere rechtliche und öffentliche Schritte ausdrücklich vorzubehalten, da sie im bisherigen Verlauf eine „zutiefst verletzende Missachtung der Opfer und Hinterbliebenen“ sehen. ROB
Leider wird mittlerweile, nicht nur im vorgenannten Fall, vieles und immer öfter, Klärung von Sachverhalten durch die Politik zurück gehalten, behindert oder verschleiert. Ich finde, das die öffentlichen Stellen dem Bürger mehr als verpflichtet sind, Aufklärung zu leisten. Ich sehe keine rechtliche Grundlage, das Behörden Informationen zurück halten dürfen.
Die Eltern haben m E völlig recht! Die Staatsanwaltschaft hat zwar alle Umstände benannt und nach eigenen Aussagen geprüft, hat aber m E einige Fakten falsch gewichtet und somit falsch bewertet. Es ist doch ein Unding, dass es keinen funktionsfähigen Krisenstab gab! Krisenmanagement ist eine extrem wichtige Disziplin in Behörden. Der Landrat ist Hauptverantwortlicher in Krisensituationen wie dieser. Die Bundesakademie für Bevölkerungsschutz hat ihren Sitz in Ahrweiler, hat Herr Pföhler je dort ein Seminar für Behördenleiter besucht? Sehr wahrscheinlich nicht, sonst hätte er ja ganz anders gehandelt. Das Organisationsverschulden des Landrates wurde m E vollkommen falsch bewertet bzw. nicht angemessen gewichtet! Die Staatsanwaltschaft weiß offenbar auch nicht, wie Krisenmanagement organisiert ist. Sehr sehr traurig. Ich hoffe für die Eltern von Johanna und andere Betroffene, dass die Einsicht gewinnt und zumindest Gerechtigkeit widerfährt??
Schließe mich meinem Vorredner vollumfänglich an verbunden mit der Hoffnung für alle Hinterbliebenen der Katastrophe, dass ihnen der nötige Respekt und doch noch Gerechtigkeit zuteil wird aufgrund des Durchhaltewillens und der Sturheit diesbezüglich seitens Familie Orth und anderer betroffener Personen, die bitte nie aufgeben, dafür zu kämpfen.