Allgemeine Berichte | 26.05.2024

Aktuelle Situation nicht zufriedenstellend

Kreis Ahrweiler: Bemühungen zum Hochwasserschutz reichen nicht aus

Daniel Robbel (stehend) leitete durch die Diskussion, von links, sitzend: Michael Schneider (CDU), Christoph Schmitt (SPD), Ulrich van Bebber (FDP), Jochen Seifert (FWG), Christoph Scheuer (Grüne). Foto: ks

Sinzig – Koisdorf. Zu einer Podiumsdiskussion mit den Vertretern der Kreistagsfraktionen hatten Hochwasserschutzinitiativen aus Sinzig, Heimersheim, Ehlingen/Green, Bad Bodendorf, Altenburg und Insul am vergangenen Freitag eingeladen. Etwa 40 interessierte Bürger kamen in das Dorfgemeinschaftshaus in Koisdorf, um zu erfahren, was die Vertreter von Bündnis90/Die Grünen, CDU, FDP, FWG und SPD zum Thema Hochwasserschutz und Starkregenvorsorge zu sagen hatten. Moderiert wurde die Diskussionsrunde vom Journalisten und Autor Daniel Robbel, stlv. Chefredakteur von BLICK aktuell.

Angekündigt war die Podiumsdiskussion auch als Möglichkeit für die Bürger, sich kurz vor der Kommunalwahl ein Bild von den Zielen der jeweiligen Partei zu diesem Themenkomplex zu machen. Um so erstaunlicher war es, das sich die Parteivertreter in den wesentlichen Einschätzungen einig waren und aus vielen Wortbeiträgen sowohl Besorgnis als auch Ernüchterung heraus zu hören war.

Zunächst begrüßte die in Bad Bodendorf lebende Journalistin und Buchautorin Diana Ivanova die Anwesenden, bevor Sie das Wort an Daniel Robbel übergab. Das Thema Hochwasserschutz und Starkregenvorsorge sei so aktuell wie nie - auch drei Jahre nach der Flut. Gerade die starken Regenfälle im Mai mit den daraus resultierenden Überschwemmungen hätten dies gezeigt, so der Journalist in seiner Einleitung. Danach stellten sich die anwesenden Politiker kurz vor: Michael Schneider (CDU), Christoph Schmitt (SPD), Ulrich van Bebber (FDP), Jochen Seifert (FWG) und Christoph Scheuer (Grüne) hatten auf dem Podium Platz genommen.

Aktuelle Situation nicht zufriedenstellend

Die erste Frage ermöglichte es den anwesenden Politikern ihre Einschätzung der aktuellen Situation bezüglich Starregenvorsorge und Hochwasserschutz darzulegen. Aus Sicht der CDU sei die Situation nicht zufriedenstellend, man sei immer noch in der Planungsphase, weder der finanzielle noch bauliche Umfang der Maßnahmen sei klar. Der Vertreter der Grünen äußerte den Wunsch, dass man schon weiter wäre, denn die anstehenden Maßnahmen benötigten laut Experten in ihrer Komplexität einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten. Auch der Landerwerb bereite Schwierigkeiten, das habe in der Vergangenheit schon dazu geführt, dass vorhandene Pläne nicht umgesetzt wurden. Eigentlich gälte das Prinzip, dass die Oberlieger die Unterlieger schützen müssten, aber genau darin liege großes Konfliktpotenzial. Auch aus Sicht der SPD sei der derzeitige Zustand unbefriedigend, so Schmidt. Man müsse zwei Schienen unterscheiden: den der Gewässerwiederherstellung und den Hochwasserschutz. Man habe viel Zeit bei der Klärung der Zuständigkeiten verloren. Ein Maßnahmenplan zum Hochwasserschutz sei jetzt für Ende 2024 angekündigt. Der Vertreter der FWG, selbst Dipl.-Ing., vertrat die Auffassung, dass der Komplex sowohl fachlich als vorsorglich falsch angegangen worden sei. Seine Fraktion habe gleich nach der Flut gefordert, dass sofort eine Arbeitsgruppe mit fachkundigen Ingenieuren gebildet werden sollte. Man sei im Moment schlechter dran als vor der Flut, lautete die Einschätzung des Vertreters der FDP.

Ehrenamtliche Politiker kommen an Grenzen

Die nächste Frage zielte darauf ab, welche Priorität der Hochwasserschutz für die Parteien habe. Erwartungsgemäß stand der Hochwasserschutz bei allen Parteien ganz ober auf der Liste. Die Grünen würden derzeit mit den Bürgern an schnellen, pragmatischen Lösungen vor Ort arbeiten, wie beispielsweise die Verbesserung von Abflussmöglichkeiten des Regenwassers an Dämmen, so Scheuer. Schmitt (SPD) merkte an, dass die ehrenamtlichen Politiker bei diesem Thema an ihre Grenzen stießen und sie auch nicht die Arbeit der Hauptamtler, wie Bürgermeister oder Verwaltungsmitarbeiter erledigen könnten. Seifert (FWG) betonte, dass seine Partei schon 2016 gefordert habe, dass mehr für den Hochwasserschutz getan werden müsse. Es seien mehrere Projekte angestoßen worden, manches davon konnte nicht umgesetzt werden, weil es zu keiner Einigung mit den Grundstückseigentümern gekommen sei. Van Bebber (FDP) verwies darauf, dass es kein aktualisiertes Katastrophenschutzkonzept gäbe. Für die CDU sei die Sicherheit der Menschen das höchste Gut, so Schneider. Er äußerte Zweifel, ob eine schnelle Umsetzung des Hochwasserschutzes mit der Kreisverwaltung gelänge.

Verwaltung am Anschlag

Das gab schon die Überleitung zur nächsten Frage, bei der es um die Rollen der Kreisverwaltung und des Landes bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben ging. Einig waren sich die Diskutierenden darin, dass die Mitarbeiter der Kreisverwaltung täten, was sie könnten. Die Verwaltung sei überstrapaziert, nach Corona, Flut und Hochwasserschutz, auf diese Aufgabenfülle sei keine Verwaltung vorbereitet. Die Größe der Aufgaben sei einfach enorm und die Versäumnisse der vorangegangenen Jahre könnten jetzt nicht in zwei Jahren aufgearbeitet werden. Zwar gäbe es in den Verbandsgemeinden und Städten des Kreises positive Beispiele, aber manche Umsetzung von Maßnahmen und Plänen scheitere dort auch – und das Läge meist nicht am fehlenden Geld. Schneider (CDU) erinnerte daran, dass es die Idee einer Innovationsgesellschaft gegeben habe, die als GmbH gegründet werden sollte, und somit die Möglichkeit geboten hätte, Fachleute angemessen zu bezahlen. Die Unterhaltung der Ahr als Gewässer sei zu einem Teil Aufgabe des Kreise und zu zwei Teilen Aufgabe des Lande, hieß es weiter. Seit 2016 seien kaum Maßnahmen zum Hochwasserschutz realisiert worden. Manchmal stünden sich auch Hochwasserschutz und Naturschutz entgegen.

Ernüchtert zeigten sich Parteivertreter zum Thema „Modellregion Ahrtal“. In einigen Bereichen, wie Bahn oder bei den Anpflanzungen der Weinberge liefe es ganz gut, waren sich die Anwesenden einig. Für eine Modellregion hätte es einer klaren Zielsetzung der Bereiche, wie Verkehr oder Energie, bedurft, und Zeit, um entsprechende Konzepte zu entwickeln. Die Bedingungen des Wiederaufbaufonds stünden innovativen Projekten teilweise entgegen. Schließlich war es Ulrich van Bebber, der vielen aus dem Herzen sprach, als er meinte, er sei ernüchtert und wäre schon froh, wenn er in zehn Jahren wieder in einem modernen, attraktiven Umfeld mit einem funktionierenden Hochwasserschutzkonzept leben könnte.

ks

Schon vor der Podiumsdiskussion fanden erste Gespräche statt. Foto: ks

Schon vor der Podiumsdiskussion fanden erste Gespräche statt. Foto: ks

Michael Schneider (CDU), Christoph Schmitt (SPD), Daniel Robbel, Ulrich van Bebber (FDP), Jochen Seifert (FWG), Christoph Scheuer (Grüne) (v.l.). Foto: ks

Michael Schneider (CDU), Christoph Schmitt (SPD), Daniel Robbel, Ulrich van Bebber (FDP), Jochen Seifert (FWG), Christoph Scheuer (Grüne) (v.l.). Foto: ks

Gespräche nach der Podiumsdiskussion. Foto: ks

Gespräche nach der Podiumsdiskussion. Foto: ks

Daniel Robbel (stehend) leitete durch die Diskussion, von links, sitzend: Michael Schneider (CDU), Christoph Schmitt (SPD), Ulrich van Bebber (FDP), Jochen Seifert (FWG), Christoph Scheuer (Grüne). Foto: ks

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Edith Schreiber-Wicke: Ihr seid toll! Frohe Weihnachten und viel Lesespaß! Edith Schreober-Wicke
  • Bertaa: Macht man sich in diesem Land wirklich Sorgen bzw. Gedanken über so etwas? Ich glaube, uns geht es allen viel zu gut.
  • H. Schüller: "Mit der Elektrifizierung der Strecke setzt die Deutsche Bahn ein starkes Zeichen für Nachhaltigkeit." Die Fakten sind leider andere, denn mit schmutzigem Bahnstrommix, der 413 MW Kohlestrom enthält...
Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606 // AZ Commodity Rheinschiene KW 35, 40, 44 und 48
Sonderseite Gesundheitsexperten Bad Neuenahr-Ahrweiler
Titel-Eckfeld - Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606
Werbeplan 2025
Geschäftsführer/in (w/m/d)
Imagewerbung
Titel -klein
Empfohlene Artikel

Kreis Ahrweiler/Brüssel. Mit einer bewegenden Eröffnung wurde am Dienstag im Europäischen Parlament in Brüssel die Ausstellung „Flut – Juli 2021. Eine Katastrophe im Herzen von Europa“ eröffnet. Vier Jahre nach der Katastrophe, die Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Ostbelgien erschütterte, präsentierte die Schau künstlerische Positionen, persönliche Zeugnisse und Erinnerungsarbeiten. Die Präsidentin...

Weiterlesen

Kreuzberg. Die L 76 in der Ortslage Kreuzberg muss vom 22. Oktober bis einschließlich 4. November 2025 für den Verkehr voll gesperrt werden. Grund hierfür sind notwendige Brückenbauarbeiten im Zuge des Aufbaus nach der Flutkatastrophe. Die Umleitung erfolgt von Altenburg kommend über die B 257 durch Brück über Lind, Plittersdorf und Binzenbach, aus der entgegengesetzten Richtung kommend entsprechend umgekehrt.

Weiterlesen

Ahrweiler. Wer an dem Mühlenteich vorbeigeht, mag sich wundern. Der einst quirlige Bach, der durchaus das Stadtbild prägte, ist seit der Flut versiegt. Wie geht es weiter mit dem Gewässer? Vor knapp zwei Jahren wurde bei BLICK aktuell über den Zustand des Mühlenteichs in Ahrweiler berichtet. Die Stadtverwaltung lieferte eine Antwort auf die damalige Anfrage: Seinerzeit hieß es, die freiliegenden Bereiche...

Weiterlesen

Weitere Artikel

Kolpingfamilie Lahnstein, St. Martin

Gebetsstunde für den Frieden

Lahnstein. Seit über 40 Jahren schon eröffnet die Kolpingfamilie St. Martin ihr Jahresprogramm mit einer gemeinsamen Gebetsstunde für den Frieden.

Weiterlesen

„REFLEXE“ lädt zu besinnlichem „After Work Stündchen“ ein

Eine Auszeit in der Vorweihnachtszeit

Engers. In der oft hektischen Vorweihnachtszeit bietet die Musikgruppe „REFLEXE“ in der evangelischen Kirchengemeinde Engers eine Oase der Ruhe und Besinnung. Am Donnerstag, den 11. Dezember 2025, um 18:30 Uhr lädt die Gruppe zum „After Work Stündchen“ ins Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde Engers ein.

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Dauerauftrag
Dauerauftrag
Dauerauftrag
Imageanzeige
Daueranzeige
Anlagenmechaniker
Lucia Markt in Rech
Media-Auftrag 2025/26
Weihnachtsshopping in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Anzeige Geschenkideen für Zuhause
Innovatives rund um Andernach
Anzeigenauftrag #PR111825-2025-0048#
Vereinbarter Test-Sonderpreis
Weihnachten _Filiale Dernbach
Stellenausschreibung Kennziffer 143/2025