Am 28.11.2024
Allgemeine BerichteMusikalische Rarität begeisterte Publikum im Dreifaltigkeitshaus
Mit Haydn durch „Die Jahreszeiten“
Koblenz. Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Dreifaltigkeitshaus, als das Publikum am Sonntag, dem 17.11.2024 den Opernchor der Stadthalle Balingen samt Orchester mit kräftigem Applaus begrüßte. Unter der Gesamtleitung von Kantor Lennart Faustmann führten die Musiker das Oratorium „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn auf. Die jungen, aber renommierten Solisten Veronika Vetter (Sopran), Piotr Gryniewicki (Tenor) und David Rother (Bass) komplettierten die musikalische Besetzung des Abends. Die Veranstaltung reiht sich ein in eine Vielzahl klassischer Konzerte, die seit dem Amtsantritt von Faustmann als Kantor der Ev. Kirchengemeinde Koblenz-Karthause im Dreifaltigkeitshaus veranstaltet wurden und weiter für die Zukunft geplant sind. Dass das Haus mit etwa 300 Gästen bis auf den letzten Platz ausverkauft war, zeigte, wie sehr Faustmann mit der Entscheidung, Haydns „Die Jahreszeiten“ zur Aufführung zu bringen, ins Schwarze getroffen hatte. Das groß angelegte und musikalisch anspruchsvolle Oratorium wird, im Gegensatz zu seinem bekannteren, um Weniges älteren Schwesterwerk, der „Schöpfung“, deutlich seltener und oft nicht in voller Länge aufgeführt. Gekonnt übersetzt Haydn in seinem Oratorium die im Libretto beschriebenen Charakteristika der Jahreszeiten mit ihren jeweiligen menschlichen Aktivitäten in große Musik. Dies haben die Musiker unter der Leitung von Lennart Faustmann, der zugleich auch immer wieder das Cembalo spielte, den Zuhörern im Dreifaltigkeitshaus auf beeindruckende Weise zu Gehör gebracht. Unter seinem mitreißenden Dirigat kamen die vielfältigen musikalischen Formen, aus denen sich Haydns Werk zusammensetzt, zu voller Blüte. Sie reichen von atmosphärisch äußerst dichten Orchestereinleitungen zu Beginn eines jeden Werkabschnitts über Rezitative und anrührende Arien der Solisten hin zu den zahlreichen großen hymnischen Chören und vielstimmigen Chorfugen. Den tonmalerischen Elementen der Haydn’schen Musik widmeten sich die Musiker mit großer Freude, ohne dass dies jemals manieriert wirkte oder der Fluss der Musik ins Stocken geriet. Da war zum Beispiel das gepfiffene Lied des Landmanns bei der Aussaat zu hören, Vogelstimmen, das Fließen des Baches, die drückende Mittagshitze eines Sommertages und das mit grellem Blitzschlag und Donner heraufziehende Gewitter, das Blasen zur Jagd. Ein Vogel wird im Flug erlegt und geht zu Boden, und das Weinfest mündet, wie Haydn selbst sich ausdrückte, in eine ausgelassene, „besoffene Fuge“.
Wahre Höchstleistungen sind im Dreifaltigkeitshaus vollbracht worden bei der Interpretation dieses äußerst anspruchsvollen, opernhaft komponierten Stücks mit seinen schnell wechselnden, emotionalen Momenten und seinen etwa zweieinhalb Stunden Spielzeit. Mit ihrer ansteckenden Musizierfreude, nahmen die Musiker das Publikum mit auf eine wirklich besondere Reise durch „Die Jahreszeiten“. Dieses dankte es ihnen mit nicht enden wollendem Applaus und „standing ovations“.
Besonders hervorzuheben ist die außergewöhnliche Leistung des aus 26 Sängerinnen und Sängern bestehenden Chores, der über die gesamte Länge des Stückes eine gleichbleibende stimmliche Präsenz und Farbigkeit zeigte und auch nach zweieinhalbstündiger Höchstleistung keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigte. Obwohl der Opernchor der Stadthalle Balingen nicht gleichmäßig in allen Stimmlagen besetzt ist, gelang es, einen runden und ausgewogenen Chorklang zu erzeugen, in dem keine der Stimmen dominierte. Unter der Leitung von Lennart Faustmann hat sich der Chor über Jahre dieses hohe Niveau erarbeitet.
Hausragend auch die Solisten: Veronika Vetter glänzte mit ihrem strahlenden Sopran, der mühelos die oft weiten Sprünge und Passagen in der Höhe traf. Tenor Piotr Gryniewicki meisterte die hohen Anforderungen des Stückes an seine Stimme mit Flexibilität, Ausdrucksstärke und solider Technik. David Rother, der bereits am Theater Koblenz gesungen hat, glänzte ebenfalls über das gesamte Werk hinweg mit konstanter Präsenz und füllte insbesondere in den dramatischen Passagen die Partie des Simon souverän und kraftvoll.
„So glücklich, beschwingt und begeistert war ich schon lange nicht mehr!“, rief eine Konzertbesucherin am Ausgang. So bleibt es zu hoffen, dass auf den großen Erfolg dieses Konzertes viele weitere musikalische Ereignisse im Dreifaltigkeitshaus folgen werden.