Allgemeine Berichte | 10.07.2024

Wie sieht es in Bad Neuenahr-Ahrweiler drei Jahre nach der Flut aus? s

Sichtbare Fortschritte und Baumaßnahmen auf Hochtouren

Die Niederhutstraße in Ahrweiler im Juli 2024.  Foto: ROB

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Drei Jahre nach der verheerenden Flutkatastrophe zeigt sich die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler mit sichtbaren Fortschritten im Wiederaufbau. „Nach der intensiven Planungs-, Finanzierungs- und Genehmigungsphase sind wir endlich bei vielen Großprojekten in die Umsetzung gestartet“, betonte Bürgermeister Guido Orthen im Rahmen eines Pressegesprächs anlässlich des Jahrestages. „Im gesamten Stadtgebiet werden die Baustellen immer sichtbarer und das ist grundsätzlich eine gute Nachricht“, so Orthen.

Demnach habe die Bautätigkeit der Stadt in den vergangenen Monaten erheblich zugenommen: Beispiele sind die Arbeiten an der Tennisanlage, die Fortschritte im Apollinaris-Stadion mit dem eröffneten Mittelplatz, dem neuen Hauptplatz inklusive einer Tartanbahn sowie die laufende Fertigstellung des Ahrtorfriedhofs bis Ende des Jahres. Die Kita Rappelkiste wurde bereits eingeweiht, und der Bau der Kita Blandine Merten hat begonnen. Der Neubau des Freizeitbades TWIN und die Sanierung der Ahr-Thermen seien für das kommende Jahr geplant. „Auch der hochwasserangepasste Neubau der ersten drei Brücken im Stadtgebiet über die Ahr soll noch im Laufe des Jahres starten“, erläutert Peter Diewald, Erster Beigeordneter der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Bislang 235 Millionen Euro bewilligte Fördermittel

Mit einem Gesamtschaden an der städtischen Infrastruktur von insgesamt 1,7 Mrd. Euro ist die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler eine der am schlimmsten durch die Flut im Jahr 2021 betroffenen Kommunen. Zahlreiche Straßen, Brücken, Park- und Friedhofsanlagen, Kindergärten und Schulen waren damals zerstört oder stark beschädigt worden. Die notwendigen Sanierungen, Abriss und Neubau-Vorhaben umfassen mehr als 1.000 Einzelprojekte, die die Stadtverwaltung gemeinsam mit der eigens gegründeten Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft steuert. Für die Finanzierung der Vorhaben wurden bereits 370 Förderanträge beim Land gestellt, bewilligt wurden bislang insgesamt 235 Millionen Euro aus dem Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern.

Einwohnerzahl fast auf Niveau vor der Flut

Neben den sichtbaren Fortschritten im Wiederaufbau gibt es auch in anderen Bereichen positive Entwicklungen in der Stadt: Durchschnittlich verzeichnet das Einwohnermeldeamt jeden Monat aktuell rund 80 neue Mitbürgerinnen und Mitbürger, sodass sich die Zahl der Einwohner mit derzeit gut 29.000 dem Niveau vor der Flut (rund 29.850) weiter annähert. Dank der zahlreichen wiedereröffneten Gastronomiebetriebe und der Vielfalt an Veranstaltungen zieht auch der Tourismus als wesentlicher Wirtschaftsfaktor der Kreisstadt an.

Kritik am überörtlichen Hochwasserschutz

Trotz dieser Fortschritte sieht Bürgermeister Guido Orthen an vielen Stellen noch dringenden Verbesserungsbedarf. „Die Prüfung von Förderanträgen dauert, besonders bei Projekten mit hohem Fördervolumen, oftmals noch sehr lange. Hier müssen unbedingt die Prozesse beschleunigt werden.“

Beim Thema Hochwasserschutz sei die Stadt entscheidende Schritte weiter gekommen: Nach der abgeschlossenen Geschiebebeseitigung im Flussbett könne noch im Herbst mit der Umsetzung der Schutzmaßnahmen im Uferbereich gestartet werden. Allerdings ließe die überörtliche Planung des Hochwasserschutzes nach wie vor zu wünschen übrig: „Der Zweckverband mit den anderen Anliegerkommunen der Ahr befindet sich nach wie vor in der Gründungsphase. Es muss nun dringend eine Grundlage geschaffen werden, auf der wir gemeinsam aufbauen können“, betonte Orthen. Da sich das Einzugsgebiet der Ahr über zwei Bundesländer erstreckt, müsse sich zudem auch der Bund finanziell beteiligen. Gleiches gelte für den Katastrophenschutz, dessen Budgets für die technische Ausstattung nicht gekürzt werden dürften.

Stadt fordert Pflichtversicherung gegen Elementarschäden

Außerdem unterstrich Bürgermeister Orthen die Notwendigkeit einer Pflichtversicherung für Elementarschäden: „Die Flutkatastrophe hat uns allen mehr als deutlich vor Augen geführt, dass das gesamte Ahrtal bei Fragen der Bebauung in Zukunft anders gedacht werden muss. Dies betrifft auch den Versicherungsschutz von Gebäuden bei Elementarschäden, der wie viele Menschen hier und in anderen Hochwasser-Gebieten schmerzhaft erfahren mussten, vielfach nicht ausreicht.“ Dies sei kein rein ahrspezifisches Thema, so Orthen weiter, da Unwetterereignisse perspektivisch auch in anderen Regionen Deutschlands zunähmen: „Die Absicherung aller Bürgerinnen und Bürger vor elementaren Risiken, wie Hochwasser, Starkregen oder anderen Unwetterereignissen, muss vor dem Eigeninteresse der Versicherungswirtschaft stehen.“

Herausfordernde Zeiten erfordern konstruktiven Dialog

Die Gesamt-Situation in der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler bleibe herausfordernd. „Die Beeinträchtigungen durch die zahlreichen Baustellen werden uns alle noch länger begleiten. Umso mehr freue ich mich darüber, dass laut unserer jüngsten Umfrage die Mehrheit der Bewohnerinnen und Bewohner positiv in die Zukunft blickt und den Wiederaufbau als Chance begreift.“

Dem ebenfalls in der Umfrage geäußerten Wunsch nach mehr Information rund um den Wiederaufbau komme die Stadt gerne nach: Eine neue Website werde im Rahmen der #wiederbunt-Kampagne künftig noch aktueller und vielfältiger über den aktuellen Stand informieren. Außerdem seien weitere Baustellenführungen und -feste geplant. Und auch das etablierte Video-Format, in dem Bürgermeister Guido Orthen aktuelle Fragen zu Themen wie Provisorien, Entsiegelung und Zuständigkeiten beantwortet, werde beibehalten und über die sozialen Netzwerke kommuniziert. „Für eine solche Mammutaufgabe ist ein konstruktiver Dialog aller Beteiligten über sämtliche Kommunikationskanäle enorm wichtig und ich danke allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die dazu beitragen“, so Orthen.

Einen ausdrücklichen Dank richtete Orthen auch an die Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung und der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft sowie die vielen weiteren am Wiederaufbau Beteiligten in den städtischen Gesellschaften, bei Planungsbüros und Projektsteuerern, in Baufirmen sowie den Förder- und Genehmigungsbehörden, die angesichts der Vielzahl der Projekte und des anhalten Fachkräftemangels weit über ihre Belastbarkeitsgrenzen den Wiederaufbau der Stadt voranbringen. „Auch von außen werden wir nach wie vor in vielerlei Hinsicht unterstützt, beispielsweise durch Spenden, die tolle Projekte wie das Kleinspielfeld des TUS Ahrweiler oder den neuen Skatepark ermöglicht haben. Diese Projekte zeigen, wie stark unser Gemeinschaftsgeist ist und lassen uns zuversichtlich in die Zukunft blicken.“

Die Niederhutstraße in Ahrweiler im Juli 2024. Foto: ROB

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