
Am 20.02.2017
Allgemeine BerichteRheinbacher Landsturm begeisterte sein Publikum
Sommer, Sonne, Sand und Cuba Libre am Strand der Madbachtalsperre
Entspannung pur war angesagt in den drei ausverkauften Sitzungen – Rheinbacher Prominenz und Meckenheim mussten sich so manchen Spott gefallen lassen
Rheinbach. Sommer, Sonne, Kaktus – vom Cuba Libre an die Copa Kabänes führte die närrische Höllenfahrt des Rheinbacher Landsturms in ihrer legendären Sitzung unter dem Titel „Rheembach Tropical“. Natürlich waren wieder alle drei Events in der Stadthalle bis zum letzten Stehplatz ausverkauft. Das Publikum machte dem Motto alle Ehre und feierte ausgelassen Samba-Karneval in Rio auf rheinländische Art. Entspannung pur war also angesagt, allerdings nicht für die Rheinbacher Prominenz, denn die musste so manchen Spott der zwölf „Söhne Rheinbachs“ über sich ergehen lassen.
Schon das Bühnenbild machte deutlich, dass es sich beim Landsturm um keine ganz normale Karnevalssitzung handelt. Über die ganze Breite der Bühne zog sich das Panorama der Copacabana mit Sonne, Meer und Sandstrand sowie zwei urigen Strandbars zu beiden Seiten,
an denen immer reger Betrieb herrschte. Denn diejenigen Landstürmer, die gerade nicht „performen“, lungern dennoch regelmäßig auf der Bühne herum, setzen sich auf die Bierbänke im Hintergrund oder bestellen einen Longdrink an der Bartheke. Als große Familie gibt man sich eben gegenseitig Rückendeckung und genießt zugleich die unbeschreibliche Stimmung im Saal in vollen Zügen.
Mit blonder Tolle und babyblauer Pampershose
Auch diesmal haben Peter Arzdorf, Richard Arzdorf, Stephan Bruna, Peter Eich, Achim Frank, Heiko Hecking, Karl Heinz Jansen, Stefan Jansen, Willi Mertens, Willi Mirgartz, Fred Paral und Neuling Martin Steinhauer ein wahrlich fernsehreifes Programm zusammengestellt, in dem sie die Welt in Gut und Böse, Himmel und Hölle, Rheinbach und Meckenheim aufteilen. Schon die saftig knallige Eröffnung dauert eine halbe Stunde mit Männern im Liegestuhl, sonnenhungrigen Touristen, rothosigen Rettungsschwimmern, übergewichtigen Samba-Tänzerinnen und „Donald, dem weißesten A…loch am Strand“. Achim Frank machte die sensationelle Parodie des neu gewählten amerikanischen Präsidenten zum ersten
Höhepunkt des Abends. Mit blonder Tolle und babyblauer Pampershose baute er eine Mauer um die ganze Welt, damit keiner den Eineiigen überfällt.
Dann endlich durfte sich „Christusstatuen“-Standbild Heiko Hecking bewegen, machte aber sicherheitshalber gleich klar: „Ich bin nicht der echte Jesus und auch kein Sternsinger, der Spenden sammelt.“ Nach der obligatorischen Breitseite gegen die Nachbarstadt Meckenheim, „die betonierte Hölle auf Erden“, knöpfte er sich die Weltgeschichte des vergangenen Jahres vor und fragte ratlos: „Was ist eigentlich noch normal nach Silvester?“ Erdogan, Trump und Brexit jedenfalls nicht – „aber Hauptsache, Alessio geht’s gut.“
Affentanz bei der Wahl des Silberrückens
Die Turbulenzen in der Rheinbacher „Christlichen Dschungel Union“ brachte Oberkellner Peter Eich elegant wieder in Ordnung, als es bei der Neuwahl des Silberrückens zum Affentanz kam. Mit einem „lecker Frikadellchen“ wurde die Wahl entschieden und Bernd Beißel (Stephan Bruna) als Fraktionsvorsitzende auf Lebenszeit bestätigt. Dabei reifte die Erkenntnis, dass eine Marionette nur so gut ist wie derjenige, der die Fäden zieht.
Die Fernsehshow „Let’s Dance“ ist schon ziemlich bekannt – doch wie erfolgreich wäre sie erst, wenn „Roche“ Gonzales mit den Delinquenten das Rheinische Stippeföttche in der brasilianischen Variante einstudieren würde nach dem Motto: „You wackel mit de Po bis der Morje kommt!“ In der „Kneipe Favela“ rief Peter Eich daraufhin gleich die fünfte Rheinbacher Städtepartnerschaft mit Rio de Janeiro aus. Schließlich könne die Madbachtalsperre durchaus als Touristenattraktion mit der Copacabana konkurrieren.
„Ich glaub, meine Rute hängt…“
Täuschend echt der Ford Capri, von dem aus die „Capri Fischer“ Arzdorf und Bruna ihre Angeln auswarfen und dabei die pralle „Nonne Yvonne“ (Martin Steinhauer) an Land zogen, die sich daraufhin gleich nackig machte und mit hoher Wasserverdrängung als sündige Versuchung ins Wasser ging. Doppeldeutiger Kommentar von Bruna: „Ich glaub, meine Rute hängt…“
Keine Angst vor politischen Themen zeigten Achim Frank und Fred Paral bei ihrem großartigen Sketch „Lafer, Lichter, Leck mich“, bei dem Frau Kepetry, die Alte Naive für Deutschland, ihr völkisches Reinheitsgebot auch auf den Speisezettel übertragen wollte. Da wurde selbst die Möhre zum Gemüse-Taliban, denn sie stammt ursprünglich aus Afghanistan und lebt meist im Untergrund. Mit gepfeffertem Hitlerbärtchen und „Petri Heil“ bestand sie den Führer-Schein, aber zu essen gab es nichts mehr. Im weiteren Verlauf trieben unter anderem noch Papageien, Friseure, Bienchen, Sikamücken, Regentropfen, Voodoomeister, und sogar Tarzan und die Dschungel-Shopping-Jane ihr Unwesen in der tropischen Kulisse. Erst weit nach Mitternacht gab es zum Abschluss „Cuba libre op Kölsch“ mit Samb a im Foyer.
JOST


Die Capri-Fischer zogen „Nonne Yvonne“ an Land. Foto: Volker Jost

Die „Christliche Dschungel Union“ war in Silberrückenkämpfe verwickelt. Foto: Volker Jost

Der Rheinbacher Landsturm begeisterte einmal mehr seine Zuschauer bei der diesjährigen Sitzung unter dem Motto: „Rheembach Tropical“.Fotos: -JOST- Foto: Volker Jost