Pilotprojekt Wärme-Versorgung in Mayschoß vorgestellt

Wärme für Mayschoß: „Die Menschen sollen den Winter zu Hause verbringen können“

Wärme für Mayschoß: „Die Menschen sollen den Winter zu Hause verbringen können“

Im Winter sollen die Mayschosser Häuser beheizt sein. Foto: ROB

Ahrweiler/Rheinland-Pfalz. Die verheerende Flut hat neben den menschlichen Schicksalen auch Schäden in Höhe von mehreren Milliarden an öffentlichem und privatem Eigentum hinterlassen. Mit beispielhaftem persönlichem Engagement werden Gebäude aktuell wieder bewohnbar gemacht. Neben der Strom- und Wasserversorgung ist auch die Wärmeversorgung von hoher Bedeutung. Obwohl die Installateure mit Hochdruck an der Wiederherstellung der geschädigten Heizungsanlagen arbeiten, wird es nicht gelingen diese Anlagen in jedem Haushalt vor dem bevorstehenden Winter rechtzeitig wieder in Stand zu setzen oder zu erneuern. Deshalb laufen derzeit Pilot-Projekte zur Wärmeversorgung an.

„Höchste Priorität muss es sein, dass die allermeisten Menschen, deren Häuser schweren Schaden erlitten haben, den Winter in den eigenen vier Wänden verbringen können. Deshalb wird derzeit mit Hochdruck an alternativen Projekten für eine temporäre Wärmeversorgung neben der regulären Gas-Anbindung durch die Energieversorger gearbeitet“, so die Wiederaufbaubeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz, Innenstaatssekretärin Nicole Steingaß.

„Es braucht kurzfristige Alternativen zur regulären Netzversorgung, die den Menschen die Beheizung ihrer Häuser ermöglichen. Wir müssen vermeiden, weitere bewohnbare Fläche im Winter zu verlieren“, betonte ADD-Präsident Thomas Linnertz, Leiter des Krisenstabes. Hierzu arbeitet der ADD-Krisenstab mit der Hochschule Trier sowie der Energieagentur Rheinland-Pfalz zusammen.

Professor Dr.-Ing. Jens Neumeister (Hochschule Trier), Fachrichtung Gebäude-, Versorgungs- und Energietechnik (GVE), führte aus, dass bereits in den letzten Wochen Begehungen durch Studierende der Fachrichtung GVE in den meisten der betroffenen Gemeinden durchgeführt worden seien, um den Bedarf an einer provisorischen Wärmeversorgung für den Winter zu ermitteln. Weiterhin erklärte er, dass vielen Hausbesitzern bzw. Gemeinden die Bedeutung des Themas bewusst sei und hier auch teils eigenverantwortlich bereits kurzfristige Lösungen gefunden worden seien. Er betonte, dass es allerdings noch viele Menschen gebe, die Hilfe zur Wiederherstellung der Wärmeversorgung benötigten.

Ein Pilotprojekt zur gleichzeitigen Versorgung von Häusern über kleine Wärmenetze wurde in der vergangenen Woche bereits in der Gemeinde Mayschoß gestartet. Zum Pilotprojekt führte Professor Neumeister weiter aus, dass es sich hierbei um eine etablierte Technik aus der Baubranche handele, die gerade in den Gemeinden für kleinere Häusergruppen interessant sei. Er wies darauf hin, dass dies allerdings nur eine von vielen Möglichkeiten sei, die Anwendung zur provisorischen Beheizung von Gebäuden im Tal finden werde. Es seien bereits Fachfirmen für weitere Gemeinden beauftragt worden. Weiterhin bitte er die Gemeinden, künftig hier vor allem mit der Energieagentur RLP zu kooperieren, denn nur gemeinsam könne man sicherstellen, möglichst viele Menschen zu erreichen und die zur Verfügung stehenden Hilfsangebote zielgerichtet einzusetzen.

Die Folgen der verheerenden Flutkatastrophe stellen viele Menschen vor Ort vor große Herausforderungen. Um den Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen und Unternehmen bei Fragen der nachhaltigen Wärmeversorgung beratend zur Seite zu stehen, hat das Klimaschutzministerium gemeinsam mit der Energieagentur Rheinland-Pfalz, der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz und dem Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks kurzfristig ein Beratungsangebot geschnürt. Langfristig können gerade auch kommunale Nahwärmenetzte auf Basis von Erneuerbaren Energien eine klimafreundliche Lösung sein, die wir finanziell fördern“, sagte Klimaschutzstaatssekretär Dr. Erwin Manz.

„Die Wärmeversorgung für den Winter ist aktuell eines der wichtigsten Themen für die Bevölkerung. Viele Menschen haben keine Möglichkeit ihre – durch die Flut zerstörten – Heizungsanlagen vor dem Winter wieder in Betrieb zu nehmen. Die in Kooperation mit der ADD, den HeatHelpers und der Gemeinde nun entstandene Nahwärmeversorgung ist eine Möglichkeit, zumindest für einen Teil der bewohnten Häuser eine Wärmeversorgung für den Herbst und Winter sicherzustellen. Wir freuen uns, dass dieses Pilotprojekt in Mayschoß umgesetzt wird und noch weitere Objekte angeschlossen werden können“, so der Erste Beigeordnete Hartwig Baltes.

Michael Hauer von der Energieagentur Rheinland-Pfalz erklärte, dass beim langfristigen Wiederaufbau neben dem verbesserten Hochwasserschutz auch die Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien zu berücksichtigen seien. Die Menschen erhielten so die Möglichkeit, ihre Gebäude und Heizungen zukunftsfähig zu gestalten, langfristig Kosten zu sparen und aktiv einen Klimaschutzbeitrag zu leisten.

Neben den Gemeinden blicke man allerdings aktuell mit großer Sorge auch auf die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Provisorische Lösungen, wie z.B. die Umrüstung auf LPG, der Aufbau kleiner Wärmenetze sowie der Einsatz von elektrischen Systemen, seien nach aktuellem Kenntnisstand zu stark limitiert. Hier stehe man aktuell mit dem Erdgasversorger in engem Kontakt, um zu eruieren inwiefern man diesen dabei unterstützen könne die Wiederherstellung des Erdgasnetzes zu beschleunigen. Man könne diese Aufgabe nur gemeinsam lösen, so Hauer. Pressemitteilung ADD