Ab wird der Dezember Bahnhof abgebaut und kommt ins Freilichtmuseum Kommern
Walporzheim: Neuer Haltepunkt soll Ende 2025 fertig sein
Walporzheim. Nach dem 3. Dezember geht das neue digitale Stellwerk in Betrieb und der Rückbau des 1911 eröffneten Bahnhofsgebäudes durch das Freilichtmuseum beginnt.
Translozierung heißt im Fachjargon das Prozedere, das für den Walporzheimer Bahnhof ansteht. Bei der Translozierung, auch Transferierung genannt, wird ein Gebäude dokumentiert, abgebaut und anschließend entweder möglichst originalgetreu oder mit gewünschten Veränderungen an anderer Stelle wiederaufgebaut. Das geschieht bisher vor allem in der Denkmalpflege, wenn ein bedeutendes Baudenkmal einem Bauprojekt im Wege steht oder wie im Fall des Walporzheimer Bahnhofs in ein Museum versetzt werden soll.
Dass es sich in Walporzheim um einen Kopfbahnhof handelt, hängt mit der verheerenden Flut von 2021 zusammen. Ab Walporzheim baut die Bahn derzeit die Ahrtalbahn komplett neu auf. „Für den zweigleisigen Neuausbau der Ahrtalbahn ab 1909 wurde in Walporzheim ein neuer Bahndamm gebaut. So hat das Gebäude die Flut glücklicherweise unbeschadet überstanden“, so der Kommerner Museumsleiter, Dr. Carsten Vorwig.
Bewegte Geschichte
Das rund 30 Meter lange Gebäude vereinigt nach seiner Expertenmeinung fast alle Komponenten, die es braucht, um die Abläufe eines Bahnbetriebs an die Museumsgäste zu vermitteln. Ein manuelles Stellwerk, Wartehalle und Wartesaal sowie eine bewegte Geschichte. „Bis in die 1980er-Jahre gab es noch eine Expressgutabfertigung, einen Güterschuppen und einen Schalter für den Fahrkartenverkauf. Dies alles möchten wir im Museum zeigen und auch Formsignale durch die Hebelbank schaltbar machen“, sagt Bauhistoriker Raphael Thörmer, während Museumsarchitekt Volker Kirsch den Bauantrag fertigstellt.
Auch die Bahn zieht mit. Technik, Unterlagen, Inventar und Bahnsteigausstattung werden an das Freilichtmuseum übergeben. So soll das Gebäude möglichst authentisch für die Museumsgäste in Kommern erlebbar und die bedeutende Kulturgeschichte der Eisenbahn im Rheinland vermittelt werden. Dr. Carsten Vorwig: „Bis Juli 2024 streben wir den substanzschonenden Rückbau des Gebäudes mit der Technik an. Unmittelbar danach startet der Wiederaufbau auf dem Marktplatz Rheinland im Freilichtmuseum.“ Die Geschichte der Bahnstation und die Erinnerungen an die in Walporzheim gestarteten Reisen in alle Welt bleiben so lebendig.
Eigentlich gibt es zwei Bahnhöfe in Walporzheim. Der erste Bahnhof in Dorf war schon früher gebaut worden als das Gebäude, das nun im Freilichtmuseum in Kommern aufgebaut werden soll. Es steht heute etwa 150 Meter südlich der jetzigen Bahntrasse. Die ursprüngliche Eisenbahntrasse führte beim Bau des Bahnhofs im Jahr 1886 am Gebäude vorbei und wurde erst in den Jahren 1909 und 1910 geändert, als die Trasse vom Ahrweiler Süden (sie verlief am Ahrtor vorbei über die heutige Ehrenwall-Allee) in den Norden der Stadt verlegt wurde. Deshalb wurde bald der alte Bahnhof aufgegeben und an der neuen Trasse eine neue, eher bescheidenere Station errichtet. Von 1906 bis 1917 war der alte Bahnhof außerdem Endpunkt der elektrischen gleislosen Bahn Ahrweiler, die an einer Oberleitung zwischen Walporzheim und Bad Neuenahr verkehrte. Der Bau der Ahrtalbahn mit ihrer neuen Trasse zog einen Schlussstrich unter dieses Kapitel und eröffnete mit einem eingeschossigen Bahnhofsgebäude, 150 Meter entfernt ein neues.
Moderner Haltepunkt
Neben einem Wartebereich gab es einen Fahrkartenautomaten und einen weiteren Raum, der als Lager an die Walporzheimer Karnevalisten vermietet wurde. Problem: Erreichbar war die Bahnstation nur über eine 30-stufige Treppe. Nicht zuletzt, weil es Absackungen gab und der Allgemeinzustand zu wünschen übrigließ, gab es bei der Bahn gar die Überlegung, das Gebäude abzureißen. Die Flutkatastrophe stellte dann ohnehin alle Weichen der Zukunftsvorstellungen neu. Es wird eine neuen, modernen Haltepunkt geben, der - so die Empfehlung des Ortsbeirates an die Bahn - per Rampe oder Aufzug erreichbar sein soll.
„Die neue Bahnstation wird nach ihrer Fertigstellung in etwa so aussehen, wie der benachbarte Haltepunkt Ahrweiler-Markt. Er wird mit zwei Wartehäuschen und einem Fahrkartenautomaten ausgestattet sein“, hatte dazu Ortsvorsteher Gregor Sebastian im Ortsbeirat erklärt. Allerdings: Damit die Züge in Zukunft barrierefrei an den Bahnsteigen zu erreichen seien bedürfe es einer Höhenanpassung für den der Ein- und Ausstieg. Eine Lösung, die mit dem vorhandenen Bahnhofsgebäude nicht zu machen sei. Baubeginn soll im nächsten Jahr sein. Die Fertigstellung der kompletten Trasse zwischen Remagen und Ahrbrück ist nah Bahnangaben Ende 2025 vorgesehen. GS