Naturschutzinitiative e.V. (NI)
Windindustriegebiet in Helferskirchen und Umgebung stoppen!

Helferskirchen. Sieben gigantische Windindustrieanlagen (WIA) mit fast 300 Metern Höhe und einem Rotordurchmesser von ca. 180 Metern sollen sich nach dem Willen der EVM (Energieversorgung Mittelrhein AG) demnächst im Wald zwischen Helferskirchen, Leuterod, Vielbach, Quirnbach und Siershahn drehen. So steht es zumindest in einer Projektvorstellung der EVM, die der Naturschutzinitiative e.V. (NI) vorliegt.
„Diese Planungen sind ein weiteres Beispiel für die Maß- und Rücksichtslosigkeit der EVM Mensch und Natur gegenüber“, erklärten Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI und Dipl.-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI.
Maß- und Rücksichtslosigkeit
Die „Maßlosigkeit“ besteht in der weiträumigen Landschaftszerstörung durch die fast 300 m hohen Anlagen, die „Rücksichtslosigkeit“ zeigt sich in der Industrialisierung von wertvollen Waldregionen, die noch vor wenigen Jahren undenkbar erschien, so die NI.
Bei der Analyse der Projektunterlagen durch die NI fällt z.B. auf, dass zwei dieser Anlagen mitten im FFH-Gebiet „Westerwälder Kuppenland“, einem europäischen Schutzgebiet, errichtet werden sollen. Dieses Gebiet sei von der Landesregierung als FFH-Gebiet an die EU gemeldet worden, weil es einen hohen Naturschutzwert habe und besonders repräsentativ für Rheinland-Pfalz sei. Durch die erforderlichen Rodungsinseln von gut einem Hektar pro WIA und den großräumig auszubauenden Zufahrtsstraßen und Kabeltrassen wäre dieses kleine Wald-Schutzgebiet sowohl von der Optik als auch im ökologischen Funktionszusammenhang weitgehend zerstört.
Landesplanung: Keine Windenergie in diesem Gebiet
Zudem sehe die Regionalplanung in diesem Gebiet gar keine Vorrangflächen für Windkraft vor. Die von der EVM benutzte Formulierung „Potenzialflächen“ diene alleine der Täuschung der Bürgerinnen und Bürger, so der Naturschutzverband.
Hinzu komme: Auch nach dem „Fachbeitrag Artenschutz“ der Landesregierung sollen hier gar keine Windindustrieanlagen aufgestellt werden, da es sich um Waldflächen mit hoher Bedeutung für den Rotmilan und für Fledermäuse handele.
„Was aber ist eine Raumplanung noch wert, wenn sich kommunale und private Planungen nicht daran halten müssen? Alle sieben WIA sollen auf Flächen errichtet werden, die nach der Landesplanung gar nicht bebaut werden dürften. Die Ortsgemeinden sollten nicht dem Beispiel des Neuwieder Fürstenhauses folgen, das sich Landschaften, Wäldern, Wildtieren und Lebensräumen für Mensch und Tier gegenüber völlig verantwortungslos verhält“, so die Naturschutzinitiative e.V. (NI).
Kein Bau in Wasserschutzgebieten und an Quellen
Mindestens zwei der geplanten Anlagen sollen so nahe an geschützten Quellbächen errichtet werden, dass durch die enormen Fundamente und Bodenveränderungen eine Zerstörung des naturnahen Quellbachcharakters unvermeidbar erscheint. Eine weitere Anlage ist innerhalb eines Wasserschutzgebietes geplant, das der Trinkwassergewinnung dient. Eine Havarie der WIA im Einzugsbereich der Brunnen werde zum Verlust der Trinkwassergewinnung führen, so der Naturschutzverband.
Zerstörung des Waldökosystems
„Hinzu kommen die Auswirkungen des Wegebaus für Zufahrten und Kabeltrassen, die zu einer Perforierung des Waldes führen. Die Zerschneidung des Waldes zerstört das luftfeuchte Waldinnenklima. Damit ist ein weiterer Waldzerfall in Wärmejahren vorprogrammiert. Es ist ein absoluter Widerspruch, dass Wälder im Namen des „Klimaschutzes“ geopfert werden, obwohl sie die Lunge der Erde bilden und einen maßgeblichen Einfluss auf die Sauerstoff-Kohlendioxid-Bilanz haben“ so Immo Vollmer.
Die Anlagen werden immer höher, die Rotordurchmesser immer größer, die Abstände zu den Siedlungen mit 900/600 Metern jedoch immer geringer. Projektierer, die auf den Schutz der Menschen keine Rücksicht mehr nehmen, handeln unverantwortlich, so die NI.
Gesetze schützen Natur und Bürger nicht mehr
Die Ausführungen der EVM in ihrer Projektvorstellung, dass man planungsrechtliche Vorgaben berücksichtigen wolle, dienen nur der Beruhigung der Bürger. Es sei doch eine Selbstverständlichkeit, Recht und Gesetze zu beachten. Leider sei es jedoch mittlerweile so, dass die jüngsten Gesetzesänderungen die Belange der Windindustrie im Rahmen der Abwägung über alle anderen Schutzgüter stelle.
„Wo die meisten Schutzgebiete keinen wirklichen Schutz mehr bieten, wo der Artenschutz regelmäßig weggewogen wird, wo Wassereinzugsbereiche nur noch unzureichend geschützt sind, wo der Wald als Kohlenstoffspeicher, Holzlieferant und als Ort der Erholung zweitrangig wird, wo Natur und Landschaft schutzlos den privilegierten Interessen der Windkraft ausgeliefert sind, da hat die Aussage ‚man beachte die Gesetze‘ keine Bedeutung mehr. Denn diese Gesetze schützen Bürger und Natur nicht mehr“, so Harry Neumann.
Würden diese Planungen verwirklicht, würde sich die liebliche Erholungslandschaft im Westerwald in eine gigantische Industrielandschaft verwandeln, die unsere Dörfer umzingelt. Unsere Naherholungsräume und Wandergebiete würden verlärmt und zerstört.
Das wahre Gesicht der Energiewende ist Gier und Geld
„Diese Planungen zeigen das wahre Gesicht der sogenannten Energiewende, die diesen Namen nicht verdient. Es geht nicht um Natur- und Klimaschutz, sondern um Gier und Geld. Die hier geplante Rücksichtslosigkeit gegenüber unseren Werten und unseren Lebensgrundlagen ist nicht mehr zu überbieten. Diese maßlosen Planungen zerstören das, was sie angeblich schützen wollen: unsere Natur, die Artenvielfalt und die Lebensräume von Mensch und Tier. Für den Klimaschutz sind sie nicht geeignet. Wir begrüßen daher die Gründung der neuen Bürgerinitiative „BI gegen den Windpark Drei Eichen“ von Helferskirchen, Leuterod, Vielbach, Quirnbach und Siershahn. Diese sollte den Projektierern und Politikern die Rote Karte zeigen.“
„In Deutschland ist mittlerweile Wind- und Solarenergie mit insgesamt 115.000 MW Leistung installiert. Das ist ein Vielfaches von dem, was wir zur Stromversorgung benötigen. Wir brauchen daher kein einziges Windrad und keine weiteren Materialschlachten mehr“, so die Naturschutzinitiative (NI).
Pressemitteilung Naturschutzinitiative e.V. (NI)