Bürger und Gäste der Kreisstadt gedenken der Flutopfer

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

Menschenkette am Ahrufer von Bad Neuenahr. Fotos: GS

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

Mit einem ökumenischen Wortgottesdienst wurde auf dem Ahrweiler Ahrtor-Parkplatz der Flutopfer gedacht.

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

Ein Kranz wurde in Ahrweiler für die Flutopfer niedergelegt.

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

Mit einem Kinderprogramm unterstützen die Pfadfinder das Programm der Gedenkfeier in Bad Neuenahr.

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

In der Menschenkette: Die Organisatoren Richard Lindner und David Bongart (3. Und 2. Von rechts).

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

Die Aufschrift der T-Shirts der freiwilligen Helfer in Bad Neuenahr ist Programm.

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

Blick in das Treiben im Kurpark nach der Menschenkette.

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

„Zusammenhalten, trotzig und stolz“

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Es war ein Wechselbad der Gefühle, durch das die Bürger der Kreisstadt zwei Tage lang gingen. Nach der zentralen Gedenkfeier an die Opfer der Flutkatastrophe vom 14. Und 15. Juli 2021 am Donnerstagabend mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Donnerstagabend im Kurpark von Bad Neuenahr, gab es Freitagabend Gedenkfeiern in den Stadtteilen. Aufgerufen dazu hatten die jeweiligen Ortsbeiräte.

So trafen sich schon am späten Nachmittag mehrere Hundert Bürger auf dem Parkplatz vor dem Ahrweiler Ahrtor. Dort hatte der Ortsbeitrat um Peter Krämer eigens auf einem violetten Teppich einen Altar für einen ökumenischen Gedenkgottesdienst aufgestellt. Diesen Wortgottesdienst gestalteten gemeinsam Dechant Jörg Meyrer und Friedemann Bach, evangelischer Pfarrer und Leitender Notfallseelsorger des Kreises Ahrweiler. „Mit widerständigem Mut“ titelten die beiden Geistlichen ihren im Wechsel vorgetragenen Ein-Jahr-danach-Psalm, den Leitgedanken des Wortgottesdienstes, den Einheimische und auch Helfer auf dem Parkplatz stehend oder auf Bänken verfolgten.

Der Psalm war auch eine Art Lagebericht. Denn nur wenige Meter vom Ahrufer hieß es: „Harmlos schlängelt sich der Bach durch unser zerschundenes Tal, das Ungeheuer, das er war sieht man ihm nicht mehr an.“ Es fehlten die Menschen, die bei der Flut starben, die Überlebenden seien gezeichnet, hätten verwundete Seelen. Doch: „Wir gestalten sie neu, unsere verletzte Heimat, Schritt für Schritt und widerständigem Mut.“ Und wie in einem Spiegel der Stimmung im Tal lautete es: „Nicht alles gelingt so schnell, wie wir es gerne hätten, es ist schwer, Geduld zu haben, manches Warten zermürbt.“ Fast wie ein Fazit hörten die Gläubigen: „Besiegt hat er uns nicht der entfesselte Strom, zusammengehalten haben wir, trotzig und stolz.“

Zusammenhalten, das zeigten die Ahrweiler beim anschließenden Gang zur alten Kapelle auf dem Ahrtorfriedhof. Dort legten für den Ortsbeirat und die Ahrweiler Bevölkerung einen Kranz nieder. Gedenken hier, erinnern dort. „Diese Nacht , die unserem geliebten Tal Tod und Verwüstung gebracht hat, wird sich in unserer Erinnerung für Generationen festsetzen“, sagte Ortsbeirat Matthias Bertram. Ebenso werde man sich aber an die „wahnsinnig große, kaum für möglich gehaltene Hilfswelle , die anschließend durch das Land ging, erinnern.“

Am Ahrufer schließlich formierten sich Ahrweiler und auch Gäste schließlich zu zwischen den ehemaligen Standorte von Ahrtor-Brücke und Schwimmbad-Brücke zu einer Menschenkette, gedachten unter dem Geläut der Glocken, die im ganzen Tal an die Katastrophe erinnerten, schweigend der Opfer. Der Applaus der zum Finale von der Menschenkette in Richtung Altstadt und über die Ahr scholl war dann Zeichen für den Blich nach vor, den „widerständigen Mut“.

Gedenken auch in Bad Neuenahr. Dort hatten rund 1000 Menschen beidseits der Ruinen der Kurgartenbrücke in Richtung Bachem und Heppingen Hand in Hand der Flutopfer erinnert: 134 Tote und zwei Vermisste im ganzen Ahrtal, allein 65 in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Posaunenchor der evangelischen Gemeinde Bad Neuenahr um Rüdiger Stiehl untermalte das Aufstellen der Menschenkette bis zum Einsetzen des Glockengeläuts. Danach: Stille am Ahrufer. „Es war emotional, total berührend“, beschrieben die Organisatoren, Ortsvorsteher Richard Lindner und Vize Daniel Bongart, unisono ihre Eindrücke. Sie hatten mitten in der Kette an der Georg-Kreuzberg-Straße neben gestanden, die durchaus ein Spiegel aller Generationen und auch Nationen war.

Und auch in Bad Neuenahr war der Applaus der Teilnehmer als Zeichen der SolidAHRität nach dem Glockengeläut weithin zu hören. Nicht zuletzt galt er neben dem „sich selbst und anderen Mut machen“ auch den Akteuren, die die Bad Neuenahrer Gedenkfeier „etwas anders“ auf die Beine gestellt hatten. Den Einstieg machte im Kurpark neben dem Posaunenchor der Männer- und Frauenchor Bad Neuenahr mit eher bedächtigen Beiträgen. Der Bürgerverein Beul hatte sich mit der Bewirtung ebenso in die Feier eingebracht wie die Pfadfinder der Ahrtal Rangers, die mit Aktionen vom Spielen bis zum Stockbrot die Helfer aus dem „Kids-Bus“ des „Hoffnungswerkes“ bei ihrem Kinderprogramm unterstützten. Ganz ohne Gage traten am Abend das der einheimische Sänger Daniel Bongart sowie die Kölner Gruppe „Könige & Priester“ auf. Wäre es nicht der Gedenktag gewesen, es hätte auch ein Sommerfest werden können. „Die Mensch brauchen eben bei all den Nöten und Problemen, die wir hier im Tal haben, eben auch Momente die Freude machen“, war denn auch im Publikum zu hören.

Pure Stille hingegen in Heppingen. An der ehemaligen Brücke brannten Kerzen vor 134 Holzkreuzen. Jedes Kreuz ein Mensch. Da bleibt die Frage aus dem „Ein-Jahr-danach-Psalm“: „Warum, Ewiger, hast du sie nicht gerettet? Warum?