Die zentrale Veranstaltung im Kurpark soll 155.000 Euro kosten: Was sagen Ortsbürgermeister und BLICK aktuell-Leser dazu

Flut: Gemischte Meinungen zur Gedenkfeier

Flut: Gemischte Meinungen zur Gedenkfeier

Eine Gedenkveranstaltung im kleinen Rahmen fand bereits im September im Kurpark statt. Foto:DU

Flut: Gemischte Meinungen zur Gedenkfeier

Im Juli jährt sich die Flutkatastrophe im Ahrtal: Wie sieht ein würdiges Gedenken aus? Foto: ROB

Kreis Ahrweiler. In fast zwei Monaten jährt sich die Flutkatastrophe, die am 14. und 15. Juli 2021 weite Teile des Kreises Ahrweiler verwüstete, 134 Todesopfer forderte und einen Sachschaden von mehr als zwölf Milliarden Euro verursachte. In einer zentralen Gedenkveranstaltung will der Kreis Ahrweiler an die Geschehnisse erinnern und dabei auch der Opfer gedenken. Geplant ist eine zentrale Gedenkveranstaltung im Kurpark Bad Neuenahr. Die Idee ist jedoch nicht das Problem, sondern vielmehr die Kosten: Satte 155.000 Euro soll die Gedenkfeier der Flut kosten. Das stieß schon im Kreis- und Umweltausschuss des Landkreises für auf Unverständnis. 35.000 Euro der Gesamtsumme werden für Sicherheitsmitarbeiter, Einlasskontrolle und Rettungsdienste fällig. Ein Verkehrs- und Sicherheitskonzept schlägt mit weiteren 15.000 Euro zu Buche. Für die Bühne und die Technik mit Betreuung durch Fachpersonal, Beschallung der Parkfläche und mehreren LED-Bildschirmen rechnet man mit 40.000 Euro. Zudem müsse die Infrastruktur im Kurpark für 35.000 Euro an die erwarteten Besuchermassen angepasst werden. Daneben existiert der Kostenpunkt „Sonstiges“. Hier werden weitere 30.000 Euro veranschlagt. Andererseits soll das Land die Veranstaltung üppig bezuschussen, so dass nur 50.000 Euro aus der Kasse des Landkreises gezahlt werden sollen. Die Mitglieder des Ausschusses lenkten schließlich ein.

Ortsvorsteher: Höhe der Summe ist kaum vermittelbar

Aber wie sehen es die Menschen von der Ahr? BLICK aktuell sprach dazu mit Jürgen Schwarzmann, Ortsbürgermeister von Hönningen und Klaus Kniel, Ortsvorsteher von Heppingen.

Dass es wichtig ist, den Opfern des 14. und 15. Juli zu gedenken, weiß auch Jürgen Schwarzmann. „Ich glaube allerdings nicht, dass die Menschen, die mit dem Wiederaufbau beschäftigt sind, Verständnis für solch eine Summe haben werden“, sagt der Ortsbürgermeister Hönningens. Gerade die Kosten für Sicherheitsaspekte findet Schwarzmann zu hoch. „Sollten aus Landesicht Bedenken wegen Sicherheit und Ordnung bestehen, dann sollte das Land hier auch die Federführung übernehmen“, findet er. Er ziehe außerdem eine dezentrale Gedenkfeier vor. „Ich finde die Idee, das am 15. Juli 2022 abends alle Kirchenglocken läuten und sich die Menschen vor Ort an bestimmten Stellen treffen, um eine Solidaritätsmenschenkette zu bilden, gut“, so Schwarzmann.

Ähnlich sieht es auch Klaus Kniel, Ortsvorsteher von Heppingen. „Wie man eine Gedenkfeier angemessen sowohl inhaltlich als auch finanziell im Kurpark Bad Neuenahr gestalten kann, hat die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler bei ihrer Gedenkveranstaltung am 18. September gezeigt“. „Daran hätte man sich durchaus orientieren können“, sagt Kniel.

„Dass eine gemeindeübergreifende Veranstaltung Mehrkosten verursacht, ist nachvollziehbar“, fügt er hinzu. „Kosten von 155.000 Euro sind meines Erachtens nach allerdings den Bürgern kaum vermittelbar.“

Unterschiedliche Meinungen bei den BLICK aktuell-Lesern

Auch die BLICK aktuell-Leserinnen und Leser wurden in die Diskussion mit eingebunden. So fragten wir bei der Social Media-Plattform Facebook nach der allgemeinen Stimmungslage: Sind die Kosten für die Gedenkfeier zu hoch? Sollte das Geld lieber woanders eingesetzt werden? Wie sollte eine Gedenkfeier für die Flut Eurer Meinung nach aussehen?

Die Antworten kamen schnell und reichlich. So sagte Userin Iris N.: „Ich fände es schöner, an dem Abend entlang der ganzen Ahr in aller Stille Kerzen aufzustellen und einmal tief durchzuatmen - zum Gedenken und Kraft sammeln für das nächste Jahr.“ Die hohen Kosten störten hingegen Elke L: „Das Geld kann man sinnvoller verwenden“, schrieb sie.

Kerzen und Menschenketten

Für Facebook-Nutzerin Lucia J. käme jegliche Form von Veranstaltung zu früh. „Ich möchte nicht mehr daran erinnert werden, es ist noch viel zu früh“, lautet ihre Meinung und fügt hinzu: „Unsere Nerven liegen blank.“ Eine ähnliche Idee wie Jürgen Schwarzmann hat auch Nutzerin Eva M.: „Da kann man ja eher als Gedenken an die Katastrophe die Kirchen läuten lassen!“ Und außerdem: „Ich gedenke jeden Tag seit der Flut. Schließlich wird man jeden Tag vor der Haustür daran erinnert!“ Verständnis für die Summe und die Kosten hat hingegen Lisa K.: „Der Preis richtet sich ja auch nach dem Umfang der zu erwartenden Leute und das werden nicht wenig sein. Das bringt eben eine Menge Kosten mit sich. Und ich denke, dass so eine Feier für viele Opfer der Katastrophe sehr, sehr wichtig ist.“ Außerdem soll die Veranstaltung den Zusammenhalt zwischen Betroffenen und Helfern fördern. Eine Alternative schlägt FB-Nutzerin Anneliese B. vor: „Eine Menschenkette mit Lichtern wäre sinnvoller“, sagt sie.