Gelungenes Lesefest in Wachtberg
Facebook für Vampire
Wachtberg. Zu einem „Date mit Bissverständnis“ hatte Erika Granow von der Fritzdorfer Bücherei im Rahmen des Rheinischen Lesefestes Käpt`n Book eingeladen. Die erfolgreiche Jugendbuchautorin Franziska Gehm las im Fritzdorfer Jugendheim vor mehr als 50 begeisterten, meist jungen Fans aus ihrem jüngsten Buch über die Halbvampirschwestern Dakaria und Silvania. Dabei erfuhren die Zuhörer Spannendes über das Leben der Halbvampire, die sich im Internet über Vampir VZ, einer Art Facebook für die Schattenwesen, verständigen. Fast eine Stunde lang beantwortete Gehm im Anschluss an ihre Lesung jede Menge Fragen der Kinder, die die direkte Begegnung mit der Schriftstellerin sichtlich genossen.
Die Fritzdorfer Veranstaltung war die letzte der fünf öffentlichen Lesungen, die der Wachtberger Büchereiverbund im Rahmen von Käpt`n Book organisiert hatte. Zusätzlich gab es rund 20 Lesungen in Schulen und Kindergärten, an denen mehrere hundert Kinder im Ländchen teilnahmen.
Wachtberg war zum vierten Mal beim Lesefest dabei und in diesem Jahr nach der Stadt Bonn mit 25 Lesungen erneut der zweitgrößte Veranstalter.
Von Flöhen und Spinnen
Im Adendorfer Kulturbetrieb Drehwerk entführte „Pit, der Floh“ sein überwiegend junges Publikum in die wunderbare Welt der Musik. Die Autorin Simone Ludwig sang, las und musizierte mit den faszinierten Kindern, immer begleitet von dem winzigen Krabbelwesen, über das die Kleinen so ganz nebenbei das Innenleben eines Klaviers kennenlernten. Die staunten und lachten, als sich genau an der Stelle im Buch, an der die Spinne Tara auftaucht, völlig unbekümmert, wie einem unsichtbaren Einsatzzeichen folgend, eine echte Spinne im Kinosaal abseilte. Ludwig integrierte die lebende Verwandte von Tara spontan und zur Freude aller in ihr Programm. Am Ende dieser lustigen und lehrreichen musikalischen Aufführung wussten alle Besucher, dass ein Klavier immer 88 Tasten hat und dass es großen Spaß macht, ein Instrument zu spielen.
Gestreiftes Schaf und freche Ratten
Rund hundert vor allem kleine Gäste begrüßte der Künstler Michael Franke in seinen Gimmersdorfer Ausstellungsräumen zur Aufführung des Figurentheaters Marmelock aus Hannover. Franke hatte seine Räume erneut für eine Veranstaltung des Lesefestes zur Verfügung gestellt. Mit der Geschichte von „Fiete Anders“, dem rot-weiß gestreiften Schaf, zog Britt Wolfgramm ihre Zuschauer in den Bann. Das kleine Wollknäuel macht auf der Suche nach einem Freund die traurige Erfahrung, dass Anderssein oft auf Ablehnung stößt. Fiete wird verhöhnt und geärgert, eine Bande fieser Ratten macht sich lustig über ihn. Erst als Fiete im hohen Norden ankommt, wo die Leuchttürme auch rot-weiß gestreift sind, findet er Freunde. Die völlig entspannten friesischen Schafe finden ihren andersfarbigen Artgenossen, so wie er ist, völlig in Ordnung und nehmen ihn in ihre Herde auf. Dieter Dresen, Leiter des Wachtberger Büchereiverbundes, freute sich über das grandiose Echo auf die lustig-nachdenkliche Geschichte.
Autoren aus einer anderen Welt
Mit Sergej Lukianenko hatte das Lesefest in Wachtberg erstmals einen russischen Fantasy- und Science-Fiction Autor zu Gast. Begleitet von seiner Übersetzerin Christiane Pöhlmann las der Schriftsteller aus der „Trix-Solier-Reihe“ im Adendorfer Drehwerk, das in diesem Jahr neuer Partner von Käpt`n Book war. Nach der anregenden deutsch-russischen Lesung entwickelte sich noch eine spannende Diskussion. Mit Trix, dem Erben eines Herzogtums, hat der ehemalige Psychiater Lukianenko eine fantastische Figur in einer Fabelwelt geschaffen, die ihm eine subtile Gesellschaftskritik ermöglicht. Lukianenko gehört zu den fünf osteuropäischen Schriftstellern, die in diesem Jahr das Programm des Lesefestes bereicherten. Ihre Teilnahme wurde durch die Robert-Bosch-Stiftung gefördert.
Der ukrainische Erzähler, Autor und Zeichner Alexander Kostinskij lebt schon seit mehr als 20 Jahren in München. Er hat sich u.a. als Märchenerzähler, Theaterautor und Rundfunksprecher einen Namen gemacht. Viele Zeichentrickfilme, für die er die Szenarien entwarf, sind inzwischen preisgekrönt. Im Ließemer Köllenhof trug er mit seinem charmanten Akzent im Rahmen des Lesefestes in lockerer Folge Geschichten, Märchen und Fabeln aus seinem Erzählband „Der Sternenverkäufer“ vor. Bei einem Glas Wein ließen die Gäste die Lesung noch nachklingen und suchten das Gespräch mit dem interessanten Autor.
Ohne die großzügige finanzielle Unterstützung durch Sponsoren wäre das Rheinische Lesefest in Wachtberg mit seinen vielfältigen Veranstaltungen in der vorliegenden Form nicht zu realisieren gewesen. Pressemitteilung
Gemeinde Wachtberg
Simone Ludwig spielt das Lied von Pit, dem kleinen Floh.
