- Anzeige - Der Andernacher Herrenausstatter „Der Mann“ schließt nach 40 Jahren seine Pforten
Eine Ära neigt sich dem Ende zu

Andernach. Derzeit stehen Gerd Bosch und seine Lebensgefährtin Viola Stranghöner noch täglich mindestens zehn Stunden in ihrem Laden - doch am 10. Oktober soll damit Schluss sein. Denn der Andernacher Herrenausstatter „Der Mann“ der vor zehn Jahren mit seinem Fachgeschäft vom unteren Bereich der Bahnhofstraße in die Fußgängerzone in die Bahnhofstraße 3 umgezogen ist, will seine Pforten für immer schließen. „40 Jahre sind genug“, betont Bosch. Jetzt wolle man sich den Dingen widmen, für die in den vergangenen Jahren keine Zeit übriggeblieben sei. „Unser letzter Urlaub liegt gut zehn Jahre zurück“, erzählt Bosch. „Wir bedauern diesen Schritt natürlich insbesondere für unsere Stammkunden“, sagt Bosch, der sich sichtlich gerührt davon zeigt, dass viele Kunden sich jetzt mit Abschiedsgeschenken, wie Blumen oder Sekt, bei den Inhabern für den jahrelangen guten Service bedanken.
Service und gute Beratung machen den Herrenausstatter „Der Mann“ schließlich aus“, betont Bosch. „Wir kleiden unsere Kunden komplett ein – vom Hut bis zu den Schuhen. Auf 240 Quadratmetern Verkaufsfläche gibt es alles, was das Männerherz an Kleidung und Accessoires begehrt“, sagt der gelernte Einzelhandelskaufmann. „Hatten wir mal etwas nicht auf Lager, haben wir es besorgt“, so Bosch. Der gute Service hat sich herumgesprochen, sodass „Der Mann“ sich auch weit über die Region hinaus einen Namen gemacht hat. „Viele Kunden haben oft eine weite Anreise in Kauf genommen, um sich von uns ausstatten zu lassen.“ Insbesondere wenn es um Festtagsausstattungen ging, war „Der Mann“ die erste Adresse. Männer von 18 bis 90 Jahren zählten zu seinen Kunden. Abiturienten, Bräutigame, Herren im höheren Altern - sie alle habe er dem Anlass entsprechend stets optisch ins beste Licht gerückt. „Besondere Freude hat mir die Einkleidung der Bräutigame bereitet“, betont Bosch. „Während über viele Jahre lediglich das Brautkleid im Fokus stand, achtet man heute auch auf den Mann“, freut sich Bosch. Damit ‚seine‘ Kleidung auch gut präsentiert wird, hat Bosch den Bräutigam in den vergangenen Jahren stets am Hochzeitstag selbst in seinem Geschäft angezogen.
Oftmals habe er in der Vergangenheit den männlichen Teil ganzer Familien für Festtage eingekleidet. Das sei aktuell Corona bedingt nicht mehr möglich. Der Entschluss, das Geschäft aufzugeben, habe jedoch nichts mit der aktuellen Situation zu tun, sondern sei lange vorher geplant gewesen. „Wir sind recht gut durch diese schwierige Zeit gekommen“, betont Bosch. Allerdings sei nun der Ausverkauf durch die Corona-Krise etwas erschwert, hofft Bosch, auf das Verständnis seiner Kunden für die Einschränkungen. Denn derzeit dürften sich lediglich 12 Kunden gleichzeitig in dem Geschäft aufhalten „Die Gesundheit meiner Mitarbeiter und Kunden ist mir wichtig“, betont der Herrenausstatter.
Der Ausverkauf läuft bereits seit einigen Wochen, doch immer noch stapeln sich in den Regalen Waren, die es an den Mann zu bringen gilt. Sein Mitarbeiterteam hat Bosch für den Ausverkauf von fünf auf acht Verkäufer*innen aufgestockt. „Alles muss raus“, sagt der 68-Jährige. „Schaffen wir das nicht bis zum 10. Oktober, müssen wir wohl um einige Wochen verlängern“, so Bosch. Mit allem meint der Einzelhändler nicht nur Hemden, Hosen, Anzüge, Schuhe und Hüte, sondern die komplette Ladeneinrichtung. Dazu zählen auch zahlreiche Radios aus den 50-er und 60-er Jahren, die er dekorativ in seinem Geschäft platziert hat. „Das sind Geschenke von Kunden, für die ich leider in meinen Privaträumen keinen Platz habe“, bedauert der Geschäfts-Inhaber. Auch wenn es jetzt nur noch einige Wochen sind, bedient Gerd Bosch seine Kunden mit der gleichen Leidenschaft wie eh und je. „Mode hat mir immer Spaß gemacht, daran wird sich auch nichts ändern“, betont Bosch, der seine Ausbildung im ehemaligen Kaufhaus Schmidt in Linz, das heute nicht mehr existiert, absolviert hat. 1980 habe er schließlich im damaligen Modehaus Schäfer begonnen, dass seinerzeit eine Herrenabteilung eröffnet hat. Daraus sei dann „Der Mann“ entstanden. Nachdem Bosch das Unternehmen zunächst gemeinsam mit seinem ehemaligen Chef geführt hat, ist er seit 1990 alleiniger Inhaber des Fachgeschäfts, das jetzt seinem endgültigen Ende entgegensieht. Gerd Bosch ist sich bewusst, dass die Schließung von „Der Mann“ eine Lücke reißen wird. „Es gibt nicht mehr viele Fachgeschäfte dieser Art“, weiß Bosch, dass der Einzelhandel in vielen Kommunen schwächelt und zahlreiche Fachgeschäfte schließen müssen. Die Suche nach einem Nachfolger für „Der Mann“ sei bisher nicht erfolgreich gelaufen. „Es wäre zwar schön, wenn sich jemand fände, doch ich glaube nicht mehr daran“, meint Bosch. Das sei halt kein Geschäft, mit dem man so nebenbei das ‚schnelle Geld‘ machen könne. „Es gehört schon viel Leidenschaft und Ausdauer dazu, ein solches Fachgeschäft zu führen. „Dabei ist es nicht damit getan, an sechs Tagen täglich zehn Stunden im Laden zu stehen“, so der Unternehmer. Auch Reisen zu den großen Modemessen nach Düsseldorf, Frankfurt, München und auch manchmal nach Italien, zählen zum Pflichtprogramm, um aktuelle Kollektionen zu sichten und schließlich für „Der Mann“ zu ordern.
Der Ausverkauf wird Gerd Bosch und Viola Stranghöner noch einige Zeit auf Trapp halten, weiß Bosch. Dann will das Paar zunächst einmal einfach nur zur Ruhe kommen, ehe Zukunftspläne geschmiedet werden. Insbesondere Gerd Bosch freut sich darauf, ganz entspannt die leckeren Speisen zu genießen, die ihm seine Lebensgefährtin zubereitet, lobt Bosch deren Kochkünste in den höchsten Tönen.