Auch Stromausfall konnte Bernd Stelter nicht stoppen

Bernd Stelter in Bad Neuenahr:„Ich bin so glücklich, hier zu sein“

Bernd Stelter in Bad Neuenahr:
„Ich bin so glücklich, hier zu sein“

Statt im festlichen Barocksaal fand das Gastspiel des Comedians im Kurpark-Zelt statt. Fotos: SCHÜ

Bernd Stelter in Bad Neuenahr:
„Ich bin so glücklich, hier zu sein“

Einen nachdenklichen, aber glücklichen Bernd Stelter erlebten die Besucher.

Bad Neuenahr. Ein Zeichen wollte man setzen: Die Kultur kehrt zurück in die Stadt. Knapp vier Monate nach der Flut war der beliebte Comedian Bernd Stelter eingeladen, sein im Dezember 2020 geplantes Gastspiel, das wegen der Pandemie ausgefallen war, nachzuholen. Und statt im Barocksaal des durch das Hochwasser geschädigten Kurhauses sollte der Auftritt nun im Zelt stattfinden, das man im Kurpark aufgestellt hat.

Veranstalter Michael Gerhold erklärte im Vorfeld: „Gerade in solch wirklich schwierigen Zeiten ist es wichtig, sich zumindest für ein paar Stunden gedanklich in eine andere Situation zu begeben, dem momentanen Alltag zu entfliehen und auch mal herzhaft zu lachen. Wir danken der Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH, die dieses Konzert überhaupt erst möglich machen, und Bernd Stelter, der sofort zugesagt hat, denn für uns wird es nichts schöneres geben, als am 9. November in lachende Gesichter schauen zu können.“

Und auch Bernd Stelter war es regelrecht ein Anliegen, ins Flutgebiet zu kommen: „Ich habe ja jedes Programm hier gespielt, im Kurhaus in Bad Neuenahr, im Forum in Ahrweiler, und dann will ich mit dem neuen Programm natürlich wieder an die Ahr kommen. Wir hatten den Abend ja schon ein paar Mal coronabedingt verschoben, und dann kam die Flut. Ich hatte ganz ehrlich nicht zu hoffen gewagt, dass wir den Auftritt hinkriegen. Aber es ist unglaublich, was die Leute auf die Beine stellen. Ich bin bewegt, dass der Auftritt stattfinden kann. Ich habe viele Freunde im Ahrtal. Mein Sohn hat im Weingut Meyer-Näkel Winzer gelernt. Er hat als Weinküfermeister bei Nelles gearbeitet. Die Welle war eine fürchterliche Katastrophe, aber die Welle der Solidarität, die Kreativität der Menschen und der Zusammenhalt, das ist beeindruckend. Ich hoffe, dass wir einen tollen Abend haben, dass man vielleicht mal zwei Stunden ein bisschen abschalten kann. Wenn mir das gelingt, bin ich sehr, sehr glücklich.“

Im Rahmen des derzeit möglichen war also alles perfekt vorbereitet. Doch eine knappe halbe Stunde vor dem geplanten Veranstaltungsbeginn gingen plötzlich alle Lichter in der Stadt aus - kompletter Stromausfall. Die Besucher tasteten sich durch den stockdunklen Kurpark, den Eingangsbereich konnte man durch eine Notbeleuchtung trotzdem finden. Geduldig, wie die Menschen in diesen besonderen Zeiten geworden sind, ergab sich das Publikum im gut gefüllten, aber nicht vollen Zelt in sein Schicksal. Bernd Stelter selbst erschien vor der Bühne, strahlte sich per Handy-Taschenlampe selbst an und erklärte, dass man bis 21 Uhr warten würde. Wenn bis dahin kein Strom da sei, müsse man erneut verschieben. Als dann kurz vor Neun das Licht wieder anging, gab es freudigen Applaus. Und die Laune steigerte sich noch, als mit dem Strom auch Wärme in das klamm gewordene Zelt kam, zudem gab es ein Freigetränk für jeden Besucher.

Doch der etwas holprige Beginn spornte einen Profi wie Stelter, noch besser zu sein, noch mehr zu geben. Sein Programm „Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende“ war zwar die übliche Mischung aus lustigen Geschichten, schönen Songs, Witzen und Lebensweisheiten mit Augenzwinkern. Es hatte aber deutlich mehr Tiefgang als man es sonst von ihm kennt. Seine Vorträge zum Thema Glück, Zufriedenheit und Freundlichkeit hatten fast etwas Philosophisches. Aber natürlich kam beim Bauern mit Alexa, beim Barbecue-Song, beim Shanty-Medley und beim Schlager-Puzzle der Humor nie zu kurz. Ein besonders schöner Abend in besonders schweren Zeiten, am Ende ein sehr glücklicher Bernd Stelter, der seine Mission erfüllt hatte und das begeisterte Publikum nicht ohne Zugabe nach Hause schickte.